Eine Frau tötete am 27. Januar in Basel ihren Ehemann. Manche Menschen fragen sich vielleicht, warum wir über Feminizide berichten und nicht über Morde an Männern durch ihre Ehefrauen. Denn auch wenn die grosse Mehrheit der Morde in der Ehe von Männern begangen wird, gibt es Fälle, in denen die Frau ihren Partner tötet.
Die Merkmale dieser Morde sind jedoch völlig unterschiedlich. Bei den von Männern begangenen Tötungen in der Ehe handelt es sich um Aneignungsdelikte, während die von Frauen begangenen Morde oft einer Schutzstrategie folgen. Männer töten aus Besitzdenken und aus Angst, ihre Partnerin zu verlieren, während Frauen in der Mehrzahl der Fälle töten, um sich vor einem gewalttätigen Partner zu verteidigen. Die Fälle von Valerie Bacot und Alexandra Richard in Frankreich haben kürzlich die Debatte über Selbstverteidigung bei häuslicher Gewalt neu entfacht. Die beiden Frauen töteten ihren Partner, der ihr Peiniger war. Am Ende eines medienwirksamen Prozesses und dank der intensiven Mobilisierung feministischer Organisationen wurde das sogenannte “Syndrom der misshandelten Frau” als mildernder Umstand für Valérie Bacot anerkannt. Dieses Syndrom erklärt, was es bedeutet, unter jemandes Einfluss zu stehen und warum Menschen, die wiederholt Gewalt erleben, nicht immer in der Lage sind, sich aus einer Situation des Terrors zu retten. Dies rechtfertigt im Recht, dass eine Person in Selbstverteidigung handelt, auch wenn dies zeitversetzt geschieht, d. h. nicht unbedingt als sofortige Reaktion auf einen Gewaltakt. So wurde Valerie Bacot zu vier Jahren Haft verurteilt, obwohl ihr eine lebenslange Haftstrafe drohte. Alexandra Richard wurde hingegen in der Berufung zu 10 Jahren Haft verurteilt, da das Gericht befand, dass keine Notwehr vorlag.
Wir kennen die Geschichte der Frau, die in Basel ihren Ehepartner getötet hat, nicht, aber wir gehen davon aus, dass sie wahrscheinlich aus Notwehr gehandelt hat. In diesem Fall möchten wir ihr versichern, dass sie unsere volle Unterstützung hat. Als Kollektiv, das gegen Feminizide kämpft, setzen wir uns auch für die Unterstützung des legitimen Rechts auf Selbstverteidigung in all seinen Formen ein.