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Aktion Feminizid

Gerechtigkeit für Jamilia!

Am Montag, 29. November, fand der Prozess zum Feminizid statt, der vor eineinhalb Jahren in der Kollektivunterkunft Büren an der Aare verübt wurde.


Wir haben der Verhandlung beigewohnt, bei welcher der Ehemann von Jamilia zu 20 Jahren Gefängnis wegen Mordes verurteilt wurde.
Wir sind schockiert, dass die Mitverantwortung der Unterkunftsleitung und des Schweizer Asylwesens im Gesamten kein einziges Mal erwähnt wurde. Es wurde auch nicht verlangt, das endlich Präventationsmassnahmen gegen patriarchale Gewalt in den Unterkünften für Geflüchtete getroffen werden.


Wir kritisieren auch, dass die Gewalt als ein individuelles und «importiertes» Problem dargestellt wurde. In der Schweiz werden jedes Jahr zahlreiche Personen ermordet, die vorher bei den Behörden Hilfe gesucht haben – wie Jamilia. Der Beweis, dass der Schweizer Staat und die Organisationen, die ihn vertreten, Teil des Problem sind und dass Feminizide nicht «importiert» sondern auch ein durch und durch schweizerisches Phänomen sind.


Der Prozess war zudem von krudem Sexismus geprägt. Das Gericht befand für notwendig, zu untersuchen, ob Jamilia einen Geliebten gehabt hat. Es wurde zwar festgestellt, dass es sich um Lügen des Mörders handelte, aber die Tatsache, dass diese Frage überhaupt gestellt wurde, dient schlicht der Umkehr der Schuld zwischen Täter und Opfer. Die Vorsitzende des Gerichts hat darauf in Betracht gezogen, dass es sich um eine Tötung aus Leidenschaft gehandelt habe: Die Frage sei, ob der Angeschuldigte ein aufbrausender Tyrann oder ein untröstlicher Ehemann sei. Sie kamen zum Schluss, dass es sich nicht um eine Tat im Affekt gehandelt habe, denn diese sei davon charakterisiert, dass das Opfer sie teilweise provoziert habe. Dass überhaupt noch von Affekt gesprochen wird, davon, dass aus Liebe gemordet werden könne und das ein mildernder Umstand sei, ist absolut skandalös! Es ist dringend, diese Umkehr von Täter und Opfer nicht mehr zuzulassen, bei der eine Provokation von Seiten der getöteten Person vermutet und gesucht wird! Diese Haltung hat schon genügend Schaden angerichtet. Es gibt nichts, das rechtfertigen würde, jemandem das Leben zu nehmen und sie ihren Liebsten zu entreissen!


Gerechtigkeit für Jamilia und für alle anderen Opfer von Feminiziden bedeutet, alles zu tun, um zu vermeiden, dass auch nur ein einziger weiterer Feminizid stattfindet!

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Statement

Zur Entscheidung des Bundesrats, den Präventionskampagnen die Gelder zu streichen

Am 25. November gehen wir auf die Strasse gegen patriarchale Gewalt. Am 22. November hat der Bundesrat auf Antrag von Karin Keller-Sutter beschlossen, 2025 sämtliche Gelder für Kampanien zur Prävention von häuslicher, sexueller und geschlechterbezogener Gewalt zu streichen.
«Feminizide sind Staatsmord». Wie oft wurde uns vorgeworfen, dass wir übertreiben? Obwohl mehrere Feminizide in den letzten zwei Jahren mit Waffen verübt worden sind, die vom Schweizer Staat an Polizisten ausgegeben wurden und mindestens einem Fall trotz klarer Alarmsignale nicht eingezogen worden sind. Obwohl die Schweiz die Istanbul-Konvention zwar unterzeichnet hat, jedoch keineswegs umsetzt. Und jetzt die Streichung aller Gelder für Präventionskampagnen…
Dazu kommt, dass Maskulinisten Kantone unter Druck setzen, um Gelder für Frauenhäuser zu streichen. Der Kanton Bern hat das in seiner Opferhilfestrategie schon so umgesetzt.
Ja, jeder einzige Feminizid in der Schweiz ist auch ein Staatsmord. Organisieren wir uns, schauen wir zueinander, lernen wir uns selbst zu verteidigen! Und gehen wir am 25. November auf die Strasse gegen patriarchale Gewalt und gegen diesen Staat, der das Patriarchat verteidigt, anstatt uns zu schützen!

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Feminizid Internationales Statement

Ein gesunder Sohn des Patriarchats

«Er ist kein Monster, er ist ein gesunder Sohn des Patriarchats, der Rape Culture. Feminizide sind Staatsmorde, denn der Staat schützt uns nicht.»


Das sind die Worte der Schwester einer Frau, die am vergangenen Samstag in Italien ermordet worden ist. Sie hat sie den Medien gegenüber geäussert, welche sie über die italienischen Grenzen und auch in die Schweiz getragen haben. Was eine starke und schöne Art, den Namen deiner getöteten Schwester hoch zu halten! Wir sind von ganzem Herzen mit dir und deinen Nächsten.


Noch viel zu oft werden die Menschen, die patriarchale Gewalt ausüben, von den Medien und der Gesellschaft als sympathisch, normal, ruhig, höflich beschrieben… oder als «perfekten Sohn», gemäss dem Vater des Täters von letztem Samstag, in dessen Gehirn «etwas explodiert sein muss.»


Solange die patriarchale Gewalt als etwas Krankes, Anormales, Monströses und diese Taten als aussergewöhnliche und isolierte Vorkommnisse dargestellt werden, scheint es, dass wir nichts dagegen tun können und niemand die Verantwortung trägt. Doch das Gegenteil ist der Fall: Diese Gewalt wird von einem System (dem Patriarchat) und einer Kultur hervorgebracht. Durchbrechen wir dieses System, ändern wir diese Kultur, um diese Gewalt zu stoppen!

Solidarität mit den Angehörigen und Freundinnen von Giulia, Solidarität mit den Angehörigen und Freundinnen aller Opfer von Feminiziden!

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Internationales Selbstverteidigung

Freiheit für Estefano!

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Feminizid Statement

Let’s talk about Sex Work

Voller Trauer haben wir vom 19. Feminizid in Richterswil am 11. Novembers 2023 erfahren. Sie arbeitete als Sexarbeiterin und wurde an diesem Abend von einem Kunden in einer Wohnung ermordet.

Wie ProCore (Prostitution Collective Reflection) und FiZ in einem Bericht zu Gewalt in der Sexarbeit schreiben, sind nicht alle Sexarbeiterinnen von Gewalt betroffen – es ist aber ein Bereich, der überdurchschnittlich stark von patriarchaler Gewalt und Prekarität gekennzeichnet ist. Viele Sexarbeiterinnen erfahren alltägliche Abwertung, Gewalt und Ausbeutung – immer wieder werden Sexarbeiter*innen ermordet.

Diese Gewalt gründet in einem hierarchischen und patriarchalen Geschlechterverhältnis, in dem Männlichkeit bedeutet, Macht und Kontrolle über Frauen, feminisierte Menschen und Queers auszuüben. Feminizide, wie dieser in Richterswil, beruhen auf patriarchalen Vorstellungen, gemäss denen cis Männer Anspruch darauf haben, weibliche und feminisierte Körper zu besitzen. Dabei müssen sich Täter und ermordete Person nicht unbedingt kennen, wie die Feminizide an Sexarbeiter*innen zeigen.

Wir sind unglaublich traurig und wütend. Wir denken an die ermordete Frau, ihre Angehörigen und ihre Berufskolleginnen. Und wir kämpfen weiter für eine Welt in der alle Frauen und Queers in Sicherheit leben können. Wir wollen uns lebend – keine einzige* mehr!

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Aktion

Trans Day of Remembrance

Heute trauern und gedenken wir den ermordeten trans und genderqueeren Menschen.

Zur Trans Awareness Week und dem Trans Day of Remembrance am 20. November veröffentlicht TGEU (Transgender Europe) einen jährlichen Report zu Morden an trans und genderqueeren Menschen weltweit. Die Zahlen sind unglaublich traurig.

Zwischen dem 1. Oktober 2022 und dem 30. September 2023 wurden 321 trans und genderqueere Menschen ermordet. Diese Gesamtzahl kommt den 327 gemeldeten Fällen aus dem Vorjahr sehr nahe und zeigt, dass die tödliche Gewalt gegen trans Personen auf einem konstant hohen Niveau bleibt.

94 % der gemeldeten Fälle waren trans Frauen oder trans-feminine Menschen.

Weltweit waren fast die Hälfte (48 %) der ermordeten trans Personen, von denen der Beruf bekannt ist, Sexarbeitende. In Europa waren es sogar drei Viertel (78 %).

80 % der Ermordeten sind von Rassismus betroffen. Das ist ein Astieg von 15 % gegenüber dem letzten Jahr.

Die Daten weisen weiterhin auf besorgniserregende Trends hin, wenn es um die Überschneidungen von Frauenfeindlichkeit, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Sexarbeiter*innenfeindlichkeit geht.

Diese Zahlen sind nur ein kleiner Einblick in die Realität vor Ort. Die meisten Fälle weltweit werden weiterhin nicht gemeldet. Diejenigen, die gemeldet werden, erhalten nur sehr wenig Aufmerksamkeit.

Heute am Transgender Day of Remembrance gedenken und trauern wir trans und genderqueeren Menschen, die uns durch transfeindliche Gewalt genommen wurden, und wollen für eine Welt einstehen ohne transfeindliche Gewalt und mit einem sicheren Leben für alle.

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Aktion

WUT ZU WIDERSTAND

25. November 2023 in Basel

WUT ZU WIDERSTAND! GEGEN KRIEG & KAPITAL, WIR KÄMPFEN ANTIPATRIARCHAL

  1. November, Basel Claraplatz – 16:00

Am Tag gegen Gewalt an Frauen und genderqueeren Menschen sind wir gemeinsam auf den Strassen – hier und überall! Wir kämpfen gegen jede Form von Gewalt: Sie zeigt sich in sexuellen Übergriffen und Vergewaltigungen, in den Abtreibungsverboten, Femiziden, in Transfeindlichkeit und in Kriegen weltweit. Hass, verbale sowie psychische oder physische Gewalt ist für uns genderqueere Menschen und Frauen tagtäglich bittere Realität. Weder auf den Strassen, in Schulen, in Universitäten noch auf der Arbeit sind wir davor sicher – und in unseren eigenen vier Wänden oftmals erst recht nicht. Wehren wir uns gegen dieses patriarchale und ausbeuterische System!

Bereits bei der Geburt werden wir in „Mann” und „Frau” eingeteilt und in ein binäres Geschlechtersystem gezwängt. Darauf folgen klare gesellschaftliche Vorstellungen wie die Aufgabenverteilung innerhalb dieser Geschlechter auszusehen hat, welche auf der Unterdrückung von Frauen und genderqueeren Personen beruht. Der Kapitalismus profitiert von diesem binären Geschlechterverständnis. Er beutet spezifisch Frauen und genderqueere Menschen aus. Dies führt zu einer systematischen Abwertung von Care- und Reproduktionsarbeit.
Auf der Grundlage des patriarchalen Frauenbildes werden wir von cis Männern die vom System geschützt werden, bevormundet, herabgewürdigt und beschämt. Selbstbestimmung wird uns abgesprochen, unsere Körper werden sexualisiert und ausgenutzt.

Doch wir nutzen unsere Wut zum Widerstand. Wir Frauen und genderqueere Menschen kämpfen hier und international gemeinsam gegen patriarchale Gewalt!


Wir stehen in Solidarität mit unseren Freund:innen und Genoss:innen, hören uns zu, fangen uns auf, weinen und schreien gemeinsam zusammen für Gerechtigkeit.


Organisieren wir uns und bilden wir Banden!
Am 8. März hat uns die Polizei in Basel versucht, am demonstrieren zu hindern, am 14. Juni waren wir wieder zu Tausenden auf der Strasse. Die Antwort der Herrschenden ist stets Repression. Doch wir lassen uns nicht unterkriegen. Wie viele Menschen vor uns, kämpfen wir Seite an Seite weiter gegen diese Gewalt!

Heraus zum 25. November um 16:00Uhr beim Claraplatz in Basel.
Gegen das Patriarchat und den Kapitalismus!

*Cis Männer (Personen denen bei der Geburt ein männliches Geschlecht zugewiesen wurde und die sich damit identifizieren) bleiben solidarisch fern. Heisst: Fragt die FINTAQ (Frauen, Inter-, Non-Binäre-, Trans-, Agender-, Queere-) Menschen in eurem Umfeld, wie ihr sie unterstützen könnt, setzt euch mit gemachten Übergriffen und Grenzüberschreitungen auseinander, reflektiert mit euren männlich sozialisierten Freunden eure Privilegien.

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Aktion

GEDENKPROTEST

Am Donnerstag dem 16. November gedenken wir denen, die nicht mehr unter uns sind, den Überlebenden und Hinterbliebenen.
Wir nehmen uns den Marktplatz, weil wir wütend sind. Wütend, weil erneut ein Femizid geschehen ist, bereits der 18. in diesem Jahr.
Keiner dieser FEMIZIDE war ein Einzelfall, sie sind nur die Spitze der strukturellen Gewalt, die im Patriarchat fusst. Es sind keine Beziehungsdelikte, es sind keine Familiendramen, es sind FEMIZIDE!

Kommt alle am 16.11. um 19:00 auf den Marktplatz!
Kommt in Bezugsgruppen, bringt Schilder und Transparente. Die Kundgebung ist nicht bewilligt!

Toxische Männlichkeit und anderes toxisches und diskriminierendes Verhalten wird nicht toleriert.

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Feminizid

20. Feminizid in der Schweiz

Am Sonntag, den 24. September 2023, ereignete sich in Biel erneut ein Femizid. Mutmasslich 2 Männer stürzten eine Frau vom Balkon eines Wohnhauses, woraufhin sie verstarb. Sie wurde 47 Jahre alt. Es ist bereits der 20. Femizid dieses Jahr in der Schweiz, von dem wir wissen. Es macht uns unfassbar traurig und wütend. Wir denken an dich, auch wenn wir deinen Namen wahrscheinlich niemals erfahren werden. Wir wissen, dass du wie wir alle Träume und Wünsche hattest und viel zu früh aus dem Leben gerissen wurdest. Wir werden weiterkämpfen, damit keine mehr von uns Gewalt und Misshandlung erfahren muss und nie wieder ein Mensch durch patriarchale Gewalt ermordet wird. Ni una menos!

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Feminizid

19. Feminizid in der Schweiz im Jahr 2023

«Femizid nach Streit» titeln die Zeitungen. So unpersönlich. Wir wissen mehr über den Täter und die Umstände deines Todes, als über dich, die du in den frühen Morgenstunden des 11. Novembers 2023 in Richterswil gestorben bist. Wir hätten gerne mehr gewusst. Nicht aus Sensationslust oder Voyeurismus, sondern weil du für uns nicht bloss eine weitere Zahl in der Auflistung der Feminizide in der Schweiz bist. Du warst ein Mensch voller Leben, voller Wünsche und Projekte und du wirst bestimmt von deinem Umfeld vermisst. Viel zu früh wurdest du von der patriarchalen Gewalt aus dem Leben gerissen und wir sind von ganzem Herzen bei deinen Angehörigen. Wir werden deinen Tod nicht vergessen, sobald die Zeitungsmeldungen vorbei sind. Wir werden uns an dich erinnern!
19 Femizide seit Anfang des Jahres, von denen wir wissen. Alle 2.5 Wochen starb eine Frau in der Schweiz durch Feminizid. Leider haben wir keine Aufzeichnungen über Gewalt an Transpersonen, nicht-binären Menschen oder Sexarbeitenden. Die Zahl der Toten wäre vermutlich noch höher. Wie viele braucht es noch, bis die Gesellschaft aufwacht und sagt: Keine einzige mehr, ni una menos! Ein Feminizid ist nicht nur eine Zeitungsmeldung, sondern Ausdruck von systematischer Gewalt. Setzen wir uns gemeinsam und solidarisch dafür ein, dass sie ein Ende findet!