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Prekarisierte Betroffene von sexueller Gewalt können sich kein bisschen auf die Schweizer Justiz verlassen

In Andelfingen findet heute die Urteilsverkündung gegen ein Ehepaar statt, dass über mehrere Jahre hinweg Migrantinnen durch Au-Pair Inserate gelockt und schließlich unter schrecklichen Bedingungen eingesperrt und missbraucht hat. Der Mann war bereits 2014 wegen Gefährdung des Lebens und Nötigung zu einer 24-monatigen, bedingten Freiheitsstrafe verurteilt worden. Daraufhin hatte er eine angeordnete Sexualtherapie gemacht und ein Guthaben erhalten, welches das Rückfallrisiko als gering einschätzte. Er hatte die Frauen im Internet gelockt durch Arbeitsangebote. Eine Betroffene habe ausgesagt, dass sie sich in einer Notlage befand und dringend einen Job gebraucht hatte für ihre Aufenthaltsbewilligung. Sie unterschrieb einen Arbeitsvertrag und er hielt sie monatelang mit gefälschten Dokumenten hin. Sie wurde eingesperrt, Tag und Nacht per Kamera überwacht und musste alles tun, was von ihr verlangt wurde. Auch Gäste des Ehepaars hatte sie bewirtschaftet. Wieder einmal müssen wir sehen, dass eine Frau monatelang missbraucht und vergewaltigt wird und niemand etwas mitbekommen haben will. Was besonders schockiert, ist, dass der Mann nachdem die Betroffene geflohen war und Anzeige erstattet hatte, eine Warnung bekam, dass die Polizei ihn kontrollieren wird. Woher ist unklar. 2 Monate vergehen zwischen der Anzeige und der Hausdurchsuchung, die Polizei findet eine weitere Frau, eingesperrt in einem Käfig. Dies hätte verhindert werden können, wenn die Polizei die Aussagen der Betroffenen ernst genommen hätte. Es ist auch die Mitschuld des Schweizer Staates, dass die Notlage von Migrant*innen auf eine solche Art ausgenutzt wurde. Wenn die Ausweisung jederzeit droht, ist es nicht verwunderlich, dass Menschen sich erst spät oder vielleicht nie trauen, die Stimme zu erheben, wenn ihnen etwas derartiges angetan wird. Wahrscheinlich hat der Täter aufgrund eines allumfassenden Geständnisses keine allzu hohe Strafe zu befürchten. Der Fall zeigt deutlich, dass gerade prekarisierte Betroffene von sexueller Gewalt sich auf die Schweizer Justiz kein bisschen verlassen können. Es macht uns traurig und unsere Gedanken sind heute nicht bei dem Täter sondern bei den Betroffenen. Wir wünschen ihnen von Herzen alles Gute und wir hoffen, dass wir es gemeinsam schaffen die Welt so zu verändern, dass niemals wieder ein Mensch diese Gewalt aushalten muss.

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Feminizid Statement

Kristina, wir vergessen dich nicht

Der Feminizid von Kristina ist in die Schlagzeilen geraten, da die grausamen Umstände ihres Todes bekannt geworden sind. Die Einzelheiten wurden bekannt, als ihr Mörder, ihr Ex-Mann, einen Antrag auf Bewährung stellte. Er hatte erklärt, er habe nur aus Notwehr gehandelt, da Kristina ihn angegriffen hatte, aber die Ermittlungen ergaben, dass es sich um einen kaltblütigen, vorsätzlichen Mord handelte.
Kristina hatte zwei Töchter und arbeitete selbstständig als Trainerin. Sie war 2008 Finalistin bei der Wahl zur Miss Schweiz gewesen. Kristina war in den sozialen Netzwerken aktiv und vermittelte das Bild eines glücklichen Lebens ohne Schatten. Ein Leben, von dem viele junge Frauen geträumt haben dürften. Die Wahrheit sah jedoch ganz anders aus und Kristina litt unter der Gewalt ihres Mannes. Man kann es nicht oft genug sagen: Feminizide sind keine isolierten Wahnsinnstaten, sondern Teil einer Gewaltspirale. Der Täter setzt verschiedene Formen von Gewalt und Manipulation ein, um Macht über seine Partnerin zu erlangen. Manchmal fragt man sich, warum die Person, die diese Gewalt erlitten hat, nicht sofort gegangen ist, aber es ist genau dieses Macht- und Dominanzverhältnis, das sie daran hindert. Kristina hatte ihren Mann schließlich verlassen, und das war der Moment, in dem er sie tötete. Weil es ihm lieber war, dass sie tot war, als dass sie frei und ohne ihn lebte.
Unser Herz ist schwer und wir sind in Gedanken bei Kristina und ihren Angehörigen. Für Kristina und alle anderen Opfer von Feminiziden, für alle Überlebenden, werden wir weiterhin gegen patriarchale Gewalt kämpfen.

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Statement

In letzten Wochen gab es zwei Fälle von patriarchaler Gewalt in den internationalen Medien

In Kenia wurde ein Feminizid an der Olympia-Athletin Rebecca Cheptegei verübt. Ihr Ex-Partner hatte sie mit Benzin übergossen und angezündet, auch er starb kurz nach dem Angriff an seinen Verletzungen. Erst Anfang 2024 hatten tausende in Reaktion auf mehrere grausame Feminizide gegen patriarchale Gewalt in Kenia demonstriert. Allein in der ersten Woche des Jahres waren über ein Dutzend Frauen Opfer von Feminiziden geworden. Die Koalition, die die Proteste organisiert hatte, besteht aus Frauen verschiedener Organisationen und Plattformen, vom Women’s Collective Kenya über Sexarbeiter*innen bis hin zu LGBTQ-Gemeinschaften. Die Bewegung stellte die Morde in einen breiteren Kontext von geschlechterspezifischer Gewalt und Ungleichheit.

In Frankreich wurde Gisèle Pélicot Jahrelang von ihrem Ehemann missbraucht und dutzenden Männern zur Vergewaltigung ausgeliefert. Er hatte diese Gruppenvergewaltigungen über eine Chatseite “angeboten” und seine Frau mit Beruhigungsmitteln ausser Gefecht gesetzt. Nur durch einen Zufall wird er entdeckt, nicht etwa, weil er angezeigt wurde. Er steht nun mit vielen anderen Männern, die durch seine eigenen Videoaufnahmen der Taten überführt wurden, vor Gericht. Was die Öffentlichkeit schockiert, ist das, was Feministinnen seit langem anprangern: Die Vergewaltiger sind keine Monster, sondern ganz normale Männer, vorbildliche Väter, nette Kollegen und fürsorgliche Nachbarn. Der Fall zeigt auch die tief verwurzelte Frauenfeindlichkeit unserer Gesellschaft. Gisèle wurde zehn Jahre lang unter Drogen gesetzt und vergewaltigt, während sie wegen gynäkologischer Entzündungen, neurologischer Störungen und Gedächtnisverlust in Behandlung war. Dennoch vermutete keiner der Angehörigen der Gesundheitsberufe, dass sie Opfer sexueller Gewalt geworden war.
Gisèle möchte ausdrücklich mit ihrem Namen genannt werden und lehnte es ab, dass der Prozess unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet, da sie der Meinung ist, dass die Scham die Seite wechseln muss. So zwang sie 50 der Angeklagten, sich der Öffentlichkeit zu stellen. Mit ihrer mutigen Haltung machte sie einen historischen Schritt im Kampf gegen chemische Unterwerfung.

Die beiden Fälle hängen zusammen. Sie zeigen das gewaltvolle System des Patriarchats, dass auf der ganzen Welt herrscht, ob in der Schweiz, in Kenia oder in Frankreich. Anders als viele Zeitungen schreiben, sind dies keine Ausnahmefälle. Es mag so erscheinen, da sie ein Ausdruck von besonders grausamer und rücksichtsloser Gewalt sind. Aber diese Gewalt passiert tagtäglich und ihr Ursprung ist der Gleiche. Warum beteiligen sich hunderte von Männern an einer offensichtlichen Gruppenvergewaltigung und der Täter kommt über Jahre mit seinem Verhalten davon, ohne jemals angezeigt zu werden? Später sind alle überrascht, aber für uns ist es keine Überraschung. Wir, die Betroffenen von dieser Gewalt kennen dieses System gut und wir wissen, was uns jederzeit passieren kann. Deshalb ist auch ein Teil unserer Arbeit, dass wir uns gegenseitig schützen. Der sicherste Ort für uns ist unsere Gemeinschaft. Und auch nur gemeinsam können wir uns wehren. Genauso wie die tausenden Frauen und Queers auf den Straßen Kenias und Gisèle Pélicot, die stellvertretend für viele Betroffene spricht und die weiß, dass sie nicht alleine ist.
Wir wollen diesen Moment nutzen, um einen Gruß herauszuschicken an alle, die täglich unter den schwersten Bedingungen füreinander einstehen. Ihr seid definitiv nicht alleine!

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Selbstverteidigung Veranstaltung

Selbstbehauptungs und Selbstverteidigungskurs in Bern

Offen für Frauen, inter, trans, agender und nonbinäre Menschen

Wir wollen zusammen lernen uns gegen verschiedene Formen von Agressionen zu wehren und gemeinsam Widerstand gegen patriarchale Gewalt zu üben.

Wann: Samstag 19.10.2024, 12-15 Uhr
Wo: Alte Feuerwehr Viktoria in Bern
Mitnehmen: Wer hat einen Schlafsack mit Hülle.

Anmelden unter:

https://framaforms.org/anmeldung-zum-selbstverteidigungskurs-19-oktober-2024-1725445419
Der Kurs hat begrenzte Plätze und die Anmeldung ist verbindlich.

Der Kurs wird im Rahmen der Kampagne Offensiv gegen Feminizide organisiert und von Jeanne Allemann von Wen-Do Bern durchgeführt.

Die Teilnahme ist kostenlos und auf Kollekte. Es sind keine Vorkenntnisse nötig.

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Veranstaltung

Gemeinsamer Ni Una Menos Abend in Basel

Beim Event wird es einen Bericht einer betroffenen Person geben über ihre Erfahrungen von Gewalt in Beziehungen und im Anschluss eine Fragerunde. Ausserdem wird die Tour gegen Feminizide vorgestellt.

Es wird wieder eine Bücherecke geben, Snacks, bedruckte T–Shirts und die Bar wird geöffnet sein.
Bringt also eure Freund*innen mit.

Programm

  • 19:00 Beginn
  • 19:30 Was ist die Karawane?
  • 19:45 Erzählung & Input mit anschliessender Fragerunde
  • 23:00 Ende

Wir freuen uns auf euch! Ni Una Menos!💜

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Aktion Statement

Eindrücke von der Tour gegen Feminizide

Die Tour gegen Feminizide war eine kraftvolle und mobilisierende Aktion, die auf die anhaltende Krise der patriarchalen Gewalt in der Schweiz aufmerksam machte. Im Rahmen dieser Tour, die verschiedene Städte in der Schweiz umfasste, haben wir eine klare Botschaft verbreitet: Feminizide sind kein unvermeidliches Schicksal, sondern das Resultat struktureller Gewalt, die wir entschlossen bekämpfen. 

Wir waren rund um Lausanne, Biel und Zürich auf den Strassen unterwegs, um an die Verstorbenen zu erinnern und um diese Gewalt in der Öffentlichkeit sichtbar zu machen und zu benennen. Ebenso gab es Aktionen an anderen Orten wie in Genf, Sion, Courfaivre, Schaffhausen und Bern.

Durch die Tour gelang es uns auch neue Allianzen zu schmieden und das kollektive Bewusstsein für die Dringlichkeit des Themas zu schärfen. Es waren drei schöne, berührende, traurige, ermächtigende und kämpferische Tage. Wir danken allen, die mit uns gemeinsam widerständig gegen das rassistische und kapitalistische Patriarchat waren. Wir waren viele und wir werden nicht aufhören, bis diese Gewalt ein Ende findet! 

1. Tag

Auf dem Weg zwischen Renens und Bussigny
Im Wald von Bussigny pflanzten wir eine Eberesche, die uns mit ihren weissen Blütenbällen an unsere Geschwister erinnern wird, die durch patriarchale Gewalt getötet wurden. In einer Rede wurde auch auf die Verantwortung der Schweizer Institutionen für Feminizide aufmerksam gemacht und Eli gedacht, die 2019 von ihrem Lebensgefährten, einem Polizisten bei der Polizei in Lausanne, ermordet wurde. Briefe, die von Elis Tochter und einer ihrer Freundinnen geschrieben wurden, erinnerten uns daran, dass sie eine lebenslustige Frau war, die gerne tanzte, aber auch eine diskrete Frau, die anderen selten widersprach. Vor dem Baum wurde ein Stein niedergelegt, um die Vorbeigehenden daran zu erinnern, dass es sich um einen Baum handelt, der an alle Opfer von Feminiziden erinnern soll.
In St-Sulpice hielten wir am Seeufer, um gemeinsam zu picknicken und Flyer zu verteilen, wobei wir den Passant*innen erklärten, warum wir hier waren.
In St-Sulpice hielten wir uns am Seeufer auf, um gemeinsam zu picknicken und Flyer zu verteilen, wobei wir den Passantinnen und Passanten erklärten, warum wir hier waren.
Nachdem wir am Seeufer entlang gefahren waren und Slogans wie „Wut zu Widerstand“ oder „Nehmt ihr uns Eine*, antworten wir Alle“ gerufen hatten, hielten wir in Vidy für eine GedenkAktion an.
Ein Banner wurde über den See gehängt, um der in Allaman ermordeten Person zu gedenken, deren Leiche in den Genfersee geworfen wurde. Es war der erste Feminizid in diesem Jahr.
In einer Rede von “Contre Attaque et Autonomie” wurden die Zusammenhänge zwischen patriarchaler Gewalt und anderen Formen systemischer Unterdrückung hervorgehoben. Die Rede machte auch auf transfeindlichen Hass und die Morde an trans Personen aufmerksam, die das Produkt derselben patriarchalen Gewalt sind. Plakate mit Porträts von ermordeten trans Personen wurden aufgehängt, um an trans Personen und die Notwendigkeit, an ihrer Seite zu kämpfen, zu erinnern.

Der Tour endete auf dem Platz des 14. Juni, wo eine Kundgebung organisiert wurde, um unseren Kampf und unsere Forderungen sichtbar zu machen. Eine Rede zitierte Virginie Despentes mit den Worten: „Wenn es Bosse wären, die von ihren Angestellten getötet werden, wäre das ein nationaler Skandal“. Anschliessend trug die Versammlung der Kurdischen Frauen eine Rede vor, in der sie auf die Feminizide an politischen Aktivistinnen aufmerksam machte und uns an den Mut der kurdischen Frauen erinnerte, die die Selbstverteidigung gegen ISIS und den türkischen Staat organisieren. Eine Überlebende von Feminizide hielt eine mutige Rede, in der sie betonte, wie schwierig es ist, Unterstützung von Institutionen zu finden. Die Schwester von Gulia, deren Feminizid im vergangenen Jahr Italien in feministischen Widerstand versetzte hatte, wurde mit den Worten zitiert: „Ihr Mörder ist kein Monster, er ist der gesunde Sohn des Patriarchats“. Die starke Kundgebung beendeten wir mit lauten Slogans.


Anschliessend ging die Tour zu einem Abendessen und einer Diskussion zum Komel von Lajîn, dem kurdischen Frauenverband von Lausanne. Eine Präsentation über Lajîns Arbeit zeigte, wie wichtig es für die Schweizer Feministische Bewegung ist, mit der revolutionären kurdischen Frauenbewegung zusammen zu kämpfen. Der Abend endete mit kurdischen Tänzen, die unsere Herzen mit Motivation erfüllten.

2. Tag

Die Tour machte sich am Morgen mit rund fünfzig Teilnehmenden auf den Weg nach Biel.
Eine erste Gedenkaktion fand auf dem Zentralplatz statt, wo ein Banner aufgehängt wurde und der Anarchistische Chor von Biel „Cancion sin Miedo“ sang, ein mexikanisches Lied gegen Feminizide.
Auf dem Weg nach Lengnau
Im Zentrum des Dorfes Lengnau gedachten wir der dort im Juni 2023 getöteten Frau. Wir pflanzten Blumen und Flammen, um unsere Wut zu markieren und die Toten zu begleiten. In einer Rede wurde auch die Gleichgültigkeit angeprangert und versprochen, dass wir einen gemeinsamen Kampf führen, um dieses System zu überwinden, das uns alle in Gewalt gefangen hält.
Anschliessend fuhr die Karawane zum Asyllager Büren an der Aare, wo unsere Schwester Jamila im April 2022 von ihrem Mann ermordet wurde. Die Lagerleitung des SRK versucht mit allen Mitteln den Feminizid zu vergessen und verstecken. Zwei Personen vom Migrant Solidarity Network meldeten sich zu Wort, um uns daran zu erinnern, wer Jamila war und dass sie auch heute noch bei uns sein sollte. Die Asylcamp mitarbeitenden wussten von der Gewalt des Mannes, unternahmen jedoch keine Massnahmen und liessen die siebenköpfige Familie in einem Raum leben. Die Rede verdeutlichte die Gewalt im gesamten Schweizer Asylsystem. Wir erlebten gemeinsam sehr bewegende und kraftvolle Momente als ein Gedicht von Jamilas Tochter vorgelesen wurde. Auf Wunsch von Jamilas Kindern wurden dann lila Blumen und ein Apfelbaum gepflanzt. Da die Lagerleitung sich weigerte, Jamilas Kindern einen Ort der Besinnung im Garten zu gewähren, kontaktierten wir den benachbarten Bauern, der sich freundlicherweise bereit erklärte, den Apfelbaum und die Blumen auf seinem Land pflanzen zu lassen. Ein grossartiges Zeichen der Solidarität im Kampf gegen Schweigen und Gleichgültigkeit.
Auf dem Rückweg, zum Klang der Parolen. Mit im Wagen ein super Filmteam, das einen Dokumentarfilm über die Tour dreht, damit diese Aktion nicht vergänglich ist.
Der Abend ging weiter mit einer leidenschaftlichen Diskussion mit Sarah, die sich bereit erklärte, mit uns die intime Geschichte des Feminizids ihrer Cousine Stessi zu teilen, die sie im Podcast „Celles qui restent“ erzählt. Die Diskussion, die von Hoffnung und Mut handelte, wurde vom feministischen Radiosender Ultraviolet.t moderiert und live im Radio übertragen. Es war eine Diskussion, die uns Ideen gab, wie wir das Gefühl der Ohnmacht in kollektiven Widerstand umwandeln können.
Nach dieser intensiven Diskussion klang der Abend mit den feministischen Klängen unserer beiden DJs aus.

3. Tag

Der dritte Tag begann mit einer Gedenkaktion am Zürchersee in Richterswil. Reden vom Sexworkers Collective erklärten, dass hier im November 2023 ein Feminizid stattgefunden hat. Die getötete Frau arbeitete als Escort. Sie war in die Schweiz gekommen um hier ein paar Monate zu arbeiten, bevor sie nach Hause zurückkehren wollte. Die Reden verdeutlichten die Vorurteile unserer Gesellschaft gegenüber Sexarbeiter*innen. In einem Aufruf zum Handeln wurden viele Möglichkeiten vorgeschlagen, sich gegen patriarchale Gewalt zu engagieren, beispielsweise durch eine Kampagne für die Entkriminalisierung von Sexarbeit. Entlang des Weges wurden in Richterswil rote Schuhe aufgestellt, die diejenigen symbolisierten, denen das Leben durch patriarchale Gewalt beendet wurde.
Der Tour setzte die Reise nach Wädenswil fort, wo wir der beiden Frauen gedachten, die dort in den letzten Jahren Opfer von Feminiziden geworden waren. Wir haben Papierblumen gebastelt, die wir in einen Brunnen legten. Ebenso haben wir ein Banner aufgehängt, um die Dorfbewohnenden über diese traurige Realität zu informieren und sicherzustellen, dass unsere Schwestern nicht vergessen werden.

Wir setzten unseren Weg am Ufer des Zürichsees fort, zwischen Naturschutzgebieten, Mittelklassevierteln und überfüllten Stränden. Wir haben unserer Wut und unserer Botschaft Gehör verschafft.
Wir kamen pünktlich, wenn auch etwas verschwitzt, zum Austausch mit dem Ni Una Menos Kollektiv Zürich und dem Feministischen Streikkollektiv an.
Zwei von uns erklärten, warum wir uns entschieden hatten, diese Tour gegen Feminizide zu organisieren, und wir diskutierten über unsere gemeinsamen Kämpfe.
Unsere Tour endete in Altstetten, wo wir von Borumbaia mit Trommelklängen begrüsst wurden. Die Kundgebung wurde von Ni Una Menos Zürch in Zusammenarbeit mit Menschen aus der Nachbarschaft organisiert, die Fulya kannten, eine junge kurdische Frau, die 2021 Opfer eines Feminizids wurde. Eine Person, die Fulya kannte, teilte mit uns ein Gedicht, das sie zu ihrem Gedenken geschrieben hatte. In einer Rede wurde auch betont, dass Feminizide nur die Spitze des Eisbergs patriarchaler Gewalt darstellen.
Eine Aktivistin aus Zora sprach über Ivana Hoffmann. Ivana ist eine junge schwarze Kommunistin aus Deutschland, die 2014 beschloss, sich den internationalistischen Kräften anzuschließen, die an der Seite der Kurden gegen Daech kämpften. Sie fiel am 7. März 2015 einem Angriff von Daech zum Opfer. In der Wortmeldung wurde betont, dass wir es uns zur Aufgabe machen sollten, von Ivana zu lernen, ihren Mut, ihre Lebensfreude und ihren Ehrgeiz weiterzugeben. Und es sich zur Aufgabe machen, mutig zu kämpfen, denn das Patriarchat wird sich nicht ohne einen entschlossenen Kampf zerstören lassen.
Unsere Tour endete mit einem kämpferischen Ton, begleitet von den Slogans „Ni Una Menos“ und Trommeln.


Aktionen an anderen Orten

Der Tour gegen Feminizide bestand nicht nur aus dreitägigen Fahrraddemos, sondern auch und vor allem aus Mobilisierungen in verschiedenen Regionen, um zu zeigen, dass Feminizide eine Realität sind, die sowohl Städte als auch das Land, und absolut alle Schichten Gesellschaft betreffen.

Wir antworten kollktiv auf diese Gewalt! Das patriarchale Gewalt nicht unvermeidlich ist,  werden wir bis zu dem Tag kämpfen, auf dem wir auf der Asche des Patriarchats tanzen können.

Courfaivre:

Demonstration in Courfaivre zum Gedenken an alle, die wie Mélanie durch die Schläge eines Mannes ums Leben kamen. Organisiert vom Verein Mél

Sion:

Gedenkaktion in Sion, organisiert vom Walliser Feministinnenkollektiv

Bern:

Aktion in Bern, bei der das feministische Streikkollektiv rote Schuhe in der Stadt platzierte, insbesondere auf Brücken, auf denen romantische Liebe mit Vorhängeschlössern gefeiert wird. Rote Schuhe sind ein Symbol, das auf der ganzen Welt verwendet wird, um Opfer von Femiziden zu symbolisieren.

Schaffhausen:

In Schaffhausen, Feministischer Salon organisiert ein Vortrag über das Thema Feminizide mit ein FOkus auf die uverzichtbare Arbeit, die von den Frauenhäsern geleistet wird. Im Anschluss an die Präsentation fand eine Gedenkaktion für Mariam statt

Genf:

Action organisée par la grève féministe Genève dans le quartier de Chatelaine ou un féminicide a eu lieu en mai 2023. Une de nos soeurs est décédée suite aux violences sexuelles de son compagnon. On ne l’oublie pas, on continuera a parler de son histoire et à lutter tant qu’il faudra contre les fémincides.

Dank

Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen Kollektiven, die bei der Tour mitgewirkt haben, und bei allen Menschen, die an der Tour teilgenommen haben! 

Herzlichen Dank an:

  • Contre Attaque & Autonomie
  • Nous serons le feu -Sud
  • Lajîn – Kurdische Frauenversammlung Lausanne
  • Grève Féministe Vaud
  • Atelier des Machines
  • Clip Clip Tulipe
  • Sexworkers Collective
  • Migrant Solidarity Network
  • Tom aus Büren an der Aare, der uns auf seinem Grundstück einen Apfelbaum pflanzen durfte
  • Anarchistischer Chor Biel
  • Ni una Menos Zürich
  • Borumbaia Zürich
  • Association Mél
  • Collectif Féministe Valais
  • Feministisches Streikkollektiv Zürich
  • Feministisches Streikkollektiv Bern
  • Sarah vom Décharge – Podcasts (decharge.co)
  • Radio ultraviolet.t
  • Grève Féministe Biel-Bienne
  • Quai du Bas, Biel
  • Grève Féministe Genève
  • Feministischer Salon Schaffhausen
  • Das Team, das den Dokumentarfilm über die Tour dreht
  • Alle Kollektive, die den Aufruf zur Tour unterzeichnet haben
  • Und allen solidarischen Menschen, die für uns auf der Tour gekocht haben!

Der Kampf geht weiter!