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Feminizid

18. und 19. Feminizid in der Schweiz im Jahr 2024

Am 27. November 2024 starb eine 94-jährige Frau in Basel, weil ihr Sohn sich geweigert hatte, Hilfe für die schwer erkrankte Frau zu holen.


Am 3. Dezember 2024 wurde eine 61-jährige Frau in Renens (VD) von ihrem Ehemann ermordet.

Eine Generation und eine Sprachgrenze trennt die beiden Frauen, doch beide wurden aus dem Leben gerissen, weil Männer aus ihrem Umfeld entschieden hatten, dass sie nicht mehr leben dürfen. Im einen Fall hat der Sohn es nicht zugelassen, dass seine Geschwister einen Arzt oder eine Ambulanz schicken. Er liess seine Mutter tagelang leiden und als die Sanitäter*innen schliesslich kamen, liess er sie nicht in die Wohnung. Im anderen Fall rief der Ehemann den Notfall, weil seine Frau leblos sei. Später gab er zu, etwas mit dem Mord zu tun zu haben.


Zwei weitere Frauen, die nicht mehr lachen, nicht mehr weinen, nicht mehr träumen und sich nicht mehr fragen können, was der nächste Tag mit sich bringen wird. Zwei weitere Freund*innenkreise und Familien, die trauern. Wir sind in Gedanken bei ihnen und wünschen ihnen viel Kraft.
Das Jahr neigt sich dem Ende zu und schon wieder haben unzählige Frauen, trans und nicht-binäre Personen durch patriarchale Gewalt in der Schweiz das Leben verloren. 2023 waren über die Hälfte der Morde in der Schweiz Feminizide. Dieses Jahr wird es auch nicht anders sein. Schockierend ist nicht nur die schiere Anzahl kaltblütiger Morde (denn es handelt sich in den wenigsten Fällen um Affekttaten), schockierend ist nicht nur die häufig brutale Vorgehensweise (der Sohn der in Basel gestorbenen Frau sah ihr beim Sterben zu) – schockierend ist auch, dass es keinen grösseren Aufschrei gibt!
Wir sind traurig über jeden einzelnen Feminizid, der 2024 nicht verhindert werden konnte. Das entmutigt uns aber nicht! Wir haben dieses Jahr nicht nur um unsere verstorbenen Geschwister getrauert, wir haben uns auch mehr vernetzt, wir haben mehr Leute erreicht, wir sind stärker geworden. Jede Träne, die wir um eine Person weinen müssen, die durch Feminizid gestorben wird, verwandelt sich in Wut und Kraft. Wir kämpfen weiter, damit dieser Massenmord endet. Gemeinsam werden wir das Patriarchat entwurzeln und umstürzen, damit wir eines Tages sagen können: Kein einziges Geschwister weniger, ni un@ menos!