Evangelista Mañón Moreno (Eli) wurde am 19. März in Bussigny von ihrem Partner, einem Polizisten, ermordet. Er tötete die Mutter von 4 Kindern, eine Tochter, eine Freundin und eine Schwester. Ihre Freundin Keysha beschreibt sie als “eine fleißige, zurückhaltende Frau, die selten diskutierte oder anderen widersprach. Eine Frau mit einem sehr schönen Licht.” Eine Frau, deren Ermordung im Nachrichtenteil der Zeitung als “Ehetragödie” bezeichnet wurde.
Ladina in Chur, Melanie im Jura, Luiza in Zürich… die Liste der Frauen, Mädchen und feminisierten Menschen, die durch patriarchale Gewalt aus dem Leben gerissen wurden, wird immer länger. Alleine in den letzten 12 Monaten gab es 27 Feminizide in der Region schweiz.
Feminizid ist der gewaltsame Tod von Mädchen, Frauen, Trans-, Nonbinäre und Inter- Personen. Feminizide passieren innerhalb der Familie, in häuslichen Einheiten und in anderen zwischenmenschlichen Beziehung, sie werden auch von staatlichen Behörden begangen und toleriert. Es ist der höchste Ausdruck der machistischen und patriarchalen Gewalt, der Frauen, trans-, non-binären oder intersexuellen Personen tagtäglich ausgesetzt sind. Bei Feminiziden geht es um die Unterwerfung von Menschen, die als weiblich eingeordnet werden, es geht um Macht und Kontrolle.
Es gibt keine offiziellen Statistiken über das Ausmaß der Gewalt. Der Staat und seine Institutionen wie das Justizsystem oder die Polizei schützen uns nicht, sie sind vielmehr selbst Teil der Gewalt. In den Medien wird von ‘Familiendramen’ oder ‘Mord aus Leidenschaft’ geschrieben und dadurch die Systematik hinter den Morden verschleiert und die Motive der Täter banalisiert, dies muss sich ändern, Feminizide müssen klar als solche benannt werden.
Feminizide betreffen alle Regionen, Sphären und Klassen unserer Gesellschaft. Sie sind ein Ausdruck der gewalttätigen Welt in der wir uns befinden, in der gerade Mädchen, Frauen, Trans-, Nonbinäre und Inter- Personen oftmals mehrfacher Gewalt ausgesetzt sind und sich gegen Gewalt aufgrund ihres Geschlechtes, ihrer Sexualität, ihrer Klasse und ihrer Herkunft wehren müssen. Um dieser Gewalt entgegenzutreten, müssen wir uns zusammenschliessen und gegen rechte, patriarchale und rassistische Hetze zurückschlagen. Nehmt ihr uns eine, antworten wir alle. Wenn die männliche Vorherrschaft tötet, dürfen wir nicht wegsehen. Wir weigern uns, den Mord an Mädchen, Frauen, Trans-, Nonbinäre und Inter- Personen als weitere Einzelfälle zu banalisieren und rufen zu kollektivem Handeln auf, um diese Macho-Gewalt zu stoppen und uns gegenseitig zu schützen.
Deshalb starten wir die Kampagne “offensive contre les féminicides – offensiv gegen Feminizide”, die sich in lokalen Komittees organisiert. Wir laden Frauen, Inter-, Trans- und Nonbinäre Menschen ein, sich bei der Kampagne aktiv zu beteiligen und den lokalen Komittees anzuschliessen oder weitere lokale Gruppen zu starten.1
1: Cis-Männer* können und sollen auch aktiv gegen Feminizide und machistische Gewalt vorgehen.