Die Frau war 74 Jahre alt. Wir kennen ihren Vornamen nicht, aber wir versprechen, dass sie nicht anonym bleiben wird. Man wird ihr Andenken ehren, man wird sich an sie und all die anderen Menschen erinnern, die durch patriarchale Gewalt aus dem Leben gerissen wurden.
Von den Medien befragte Personen aus der Nachbarschaft erklärten, sie seien geschockt, aber nicht überrascht, da der Mörder ein cholerischer Mann gewesen sei. Wir stehen oft hilflos vor gewalttätigen Männern und der Inkompetenz der Polizei. Es ist sehr schwer zu wissen, wie man am besten reagieren soll, aber sicher ist, dass es die schlechteste Lösung ist, nicht zu reagieren. Wenn mensch Gewalt in der Nachbarschaft oder bei Verwandten vermuten, sollten mensch nie zögern, um Hilfe und Rat zu bitten.
Mensch kann sich z. B. an die Fédération Solidarité Femmes unter 077 5355625 oder an die Helpline lgbtqi unter 0800 133 133 wenden.
Die Schweizer Polizei hat soeben die Kriminalitätsstatistik für die Schweiz im Jahr 2023 veröffentlicht. Es gab 53 Morde. Feministische Kollektive zählten im selben Jahr 22 Feminizide. Mindestens 40% der Morde in der Schweiz sind also Feminizide. Da wir nur Zugang zu Informationen haben, die in den Medien veröffentlicht werden, und die Regierung sich nicht einmal dazu herablässt, die Feminizide zu erfassen, ist dieser Prozentsatz zweifellos zu niedrig angesetzt. Wie oft müssen wir noch schreien, damit diese Massenmorde ernst genommen werden.
Uns wird gesagt, wir sollen uns vor dunklen Gassen fürchten, aber der gefährlichste Ort für Frauen und feminisierte Menschen ist das eigene Zuhause!
Für unsere Schwester, die in Frauenfeld ihr Leben verloren hat, und für alle anderen werden wir uns weiterhin für die Abschaffung des Patriarchats und des Kapitalismus einsetzen.
Am Samstag, dem 16. März wurde eine 40-Jährige Frau leblos in ihrer Wohnung in Vevey gefunden. Ihr Lebensgefährte wurde als Tatverdächtiger festgenommen und gab zu, sie mit einem stumpfen Gegenstand verletzt zu haben. Es ist bereits der 6. Feminizid mit Bezug zur Schweiz dieses Jahr und es ist gerade mal März. Das bedeutet, dass alle zwei Wochen ein Feminizid in der Schweiz passiert. Wir kennen den Namen der Frau nicht, aber unsere Gedanken sind bei ihr und den Menschen, die sie schrecklich vermissen werden. Wir sind traurig und wütend, aber wir werden weiter kämpfen für alle Menschen, die unter der patriarchalen Gewalt leiden.
Was kann dazu führen, dass Feminizide und andere patriarchale Morde nicht als solche erfasst werden? Durch strukturellen Rassismus und Trans- und Queerfeindlichkeit fallen Menschen durch das Raster des Systems und werden vom Staat und somit in der Gesellschaft unsichtbar gemacht.
Wir, als Ni Una Menos Basel, rufen zur Demonstration auf, zusätzlich zu den Gedenkprotesten, welche wir nach jedem Feminizid organisieren. Das Problem von patriarchalen Morden ist grösser als es scheint. Die Demonstration soll Sichtbarkeit schaffen für patriarchale Gewalt, die sonst weggeschwiegen wird.
Lasst uns gemeinsam am 6. April auf die Strasse gehen. Wir gedenken allen patriarchalen Morden, für die wir keine Gedenkproteste veranstalten können. Von Trauer zu Wut, von Wut zu Widerstand.
Die Demonstration wird bewilligt sein und ist offen für alle Geschlechter. Toxische Männlichkeit wird nicht toleriert.
Stellt euch vor, wie überrascht wir waren, als wir erfuhren, dass unsere Meinung jetzt sogar vor Gericht geteilt wird…!
«Das ist das Verbrechen von jemandem, der sich als Besitzer einer Frau versteht. Er erträgt nicht, dass sie ihm entwischt und tötet sie lieber. Zu sagen, dass man aus Liebe tötet, ist ein Schwindel. In Wirklichkeit tut man es, um sich für seine eigene narzisstische Kränkung zu rächen.»
Während der vergangenen Tage stand in Porrentruy ein Mann vor Gericht, der 2022 in Courgenay versuchte, seine Ex-Partnerin zu töten. Der Anwalt der Verteidigung war sich für nichts zu schade, um zu verhindern, dass sein Klient des Mordes schuldig gesprochen wird, woran wir leider gewöhnt sind. Woran wir weniger gewöhnt sind, ist, dass die Staatsanwaltschaft offiziell von Feminizid spricht. Und dass ein Anwalt, der unbedingt seinen Klienten retten will, sagt, dass Feminizide ohne transformative Justiz nicht verhindert werden können.
Wir sagen es ja schon lange: Wir brauchen einen Systemwechseln und gesellschaftlichen Wandel, die Abschaffung des Patriarchats und ein restorative und transformative Justiz anstelle einer bstrafenden, damit die Feminizide enden!
Der versuchte Feminizid in Courgenay im Jahr 2022 zeigt auch etwas anders, das wir immer wieder hervorheben: Weder Polizei noch Gerichte schützen uns, sondern nur unser Umfeld. Der Täter kam gerade aus der U-Haft und das Opfer war dabei, Klage gegen ihn zu erheben. Während dem Prozess sagte sie, sie sei nur noch lebend, weil ein Nachbar ihre Schrei gehört habe und eingeschritten sei.
Unseren Schutz an die Polizei und die Justiz zu delegieren, funktioniert nicht. Schauen wir zu einander und verteidigen wir uns! Zusammen sind wir stärker.
Mich schützen meine Freund*innen und nicht die Polizei!
Wir waren bei “Zack – Dem feministischen Radio” von Radio Rabe zu Besuch und sind der Frage nachgegangen, wie die Polizei im Patriarchat verwoben ist. Wir haben über unsere Arbeit gesprochen. Im letzten Jahr haben wir uns besonders damit beschäftigt, wieso die Polizei keine Lösung ist, um patriarchale Gewalt zu beenden und weshalb es wichtig ist, der Annahme zu widersprechen, dass nur Staat und Polizei uns vor patriarchaler Gewalt schützen. In der Sendung hören wir auch Geschichten, die Betroffene von patriarchaler Gewalt mit uns geteilt haben, in denen die Polizei nicht als Freundin und Helferin agiert, sondern Gewalt reproduziert.
Die Sendung ist allen Menschen gewidmet, die durch patriarchale Gewalt und staatliche Gewalt gestorben sind. Ihr lebt in unseren Kämpfen weiter.
Auch am internationalen feministischen Kampftag gehen wir in Zürich auf die Strasse und machen die tägliche patriarchale Gewalt sichtbar.
Wir tragen laut unsere Wut und Trauer heraus – für die Ermordeten, die Überlebenden, die Hinterbliebenen,
für die Freiheit und für das Leben.
Den NiUnaMenos-Platz wollen wir als einen Ort des Widerstands gegen Feminizide sichtbar machen:
Komm vorbei, bring eine Botschaft mit (z.B. eine kämpferische Parole, ein Gedicht), die wir laminieren und an einem Gitter anbringen können. Diese können frei gestaltet sein und sollen unsere Trauer um die zerstörten Leben, unsere Solidarität miteinander ausdrücken.
Gemeinsam für eine Zukunft frei von Feminiziden und Patriarchat! Wir kämpfen und solidarisieren uns mit allen Feminist*innen von hier bis Rojava, von Palästina bis in den Iran, von Argentinien bis Kenia.
Die rechtsextreme israelische Regierung organisiert einen Genozid gegen das palästinensische Volk in Gaza. Mehr als 30’000 Menschen wurden ermordet, darunter mehr als 70% Frauen und Kinder. Nach fünf Monaten des Schreckens verhungern täglich Kinder. Eine Hungersnot, die von Israel organisiert wird, da die israelische Regierung verhindert, dass Container mit Lebensmitteln nach Gaza gelangen.
Diese Gewalt hat nicht am 7. Oktober begonnen, sondern ist die Fortsetzung von mehr als 75 Jahren kolonialer Expansion, die von allen westlichen Regierungen unterstützt wird. Dieses System der kolonialen Ausbeutung ist brutal mit kapitalistischer und patriarchaler Ausbeutung verbunden. In diesem Zusammenhang ist der Kampf um die Geschlechterbefreiung untrennbar mit dem Kampf um die nationale Befreiung Palästinas verbunden. Unser feministisches Engagement konfrontiert uns immer wieder mit den Machtverhältnissen und der systemischen Ausbeutung, die sie mit sich bringen. Unser Kampf gegen das patriarchale System kann nicht geführt werden, ohne andere Unterdrückungssysteme zu bekämpfen. Aus diesen Gründen rufen wir am 8. März alle queeren und feministischen Aktivisti*nnen dazu auf, dem Aufruf von Queers in Palestine und der palästinensischen Frauenbewegung zu folgen, ihre Solidarität mit dem palästinensischen Volk zu bekräftigen und Sanktionen gegen Israel zu fordern. Wir rufen dazu auf, die Vision der Jewish Voice for Peace zu unterstützen, dass wir durch Organisierung die Institutionen und Strukturen, die Ungerechtigkeit aufrechterhalten, abbauen können und werden und an ihrer Stelle etwas Freudiges, Schönes und Lebenserhaltendes wachsen lassen.
Schliesslich rufen wir dazu auf, die Kampagne Shut Elbit down zu unterstützen. Elbit ist einer der grössten Lieferanten der israelischen Armee, die nach eigenen Angaben unermüdlich an der Unterstützung der Gaza-Offensive arbeitet und mit der auch die Schweizer Armee Geschäftsbeziehungen unterhält.
Der Kampf gegen patriarchale Gewalt ist international!
Für einen sofortigen Waffenstillstand in Gaza, ein Ende der Blockade und der Kolonisierung Palästinas!
Die Abwertung von allem, was nicht «männlich» ist, findet sich überall in der Gesellschaft und in alltäglichen Situationen. Ob in sexistischen und abwertenden Witzen, im Recht (z.B. Sexualstrafrecht oder Eherecht), in wirtschaftlicher (Über-)Ausbeutung oder psychischer und physischer Gewalt gegen Frauen*, trans*, nicht-binären, inter* und agender Personen.
Alle zwei Wochen wird in der Schweiz ein Feminizid verübt. So wurden allein in der Schweiz letztes Jahr mindestens 24 Menschen getötet, weil sie Frauen* sind. Diese Gewalt, die aus einem zutiefst misogynen und reaktionären Weltbild stammt, trifft aber nicht nur Frauen* und als Frauen gelesene Menschen. In den letzten Jahren stieg die Gewalt gegen queere und insbesondere gegen trans* Personen an, befeuert durch das Erstarken der Rechten und deren Hetze gegen queere Menschen. Paradebeispiele dafür sind in der Schweiz unter anderem die SVP, die in ihrem Parteiprogramm gegen «Gender-Terror und Woke-Wahnsinn» hetzt oder die Fundamentalist*innen, die jedes Jahr den «Marsch fürs Läbe» veranstalten und das Recht auf Selbstbestimmung beschränken wollen. Diese Gewalt gegen Frauen und genderqueere Menschen geht aber nicht nur von rechten und fundamentalistischen Kräften aus. Im Gegenteil: Sie hat System und ist tief verankert in der Gesellschaft. Selbst der Bundesrat teilte letztes Jahr mit, die Gesellschaft sei «noch nicht bereit für ein drittes Geschlecht», was eine weit verbreitete Queerfeindlichkeit in den bürgerlichen Institutionen erneut schmerzhaft deutlich machte.
Nicht nur in den Köpfen werden Grenzen und Kategorien aufrechterhalten und patriarchale Positionen verteidigt. Die Grenzen von Europa werden abgeschottet und Profite über Menschenleben gestellt. Angesichts der international zunehmenden bewaffneten Konflikte exportiert die Schweiz weiterhin Waffen und macht damit viel Geld. Krieg ist ein imperialistisches Projekt, das Hypermaskulinitäten hervorruft und damit patriarchale und traditionelle Rollenbilder verstärkt. Kriege dieser Welt verschlechtern die Lebensumstände von Frauen und Queers massiv. Beispielsweise haben schwangere und gebärende Menschen in Gaza aktuell keinen Zugang zu medizinischer Gesundheitsversorgung. Die Schweiz hingegen übernimmt keine Verantwortung für die Wahrung von Menschenrechten und streicht stattdessen Gelder für Hilfsorganisationen. So ist die staatliche Massengewalt des israelischen Militärs gegen die palästinensische Bevölkerung im Gazastreifen und Westjordanland, die alltägliche Ermordung von Hunderten von Menschen und das Wegsehen der meisten Regierungen Ausdruck der kolonialen, rassistischen und patriarchalen Welt, in der wir leben.
Diesem Status Quo gilt es Widerstand zu leisten – und diesen gibt es. Jedes Jahr wird der «Marsch fürs Läbe» von Aktivist*innen gestört. Initiativen, die das Recht auf reproduktive Selbstbestimmung einschränken wollten, kamen in der Schweiz nicht zustande, da es Gegenkampagnen gab und die notwendigen Unterschriften verhinderten. Widerstand und Organisierung gegen Feminizide wurde in den letzten Jahren sichtbarer. Andere schliessen sich zusammen, um sich gegen Ausschaffung und Illegalisierung von geflüchteten Menschen oder das unmenschliche Lagersystem zu wehren.
Menschen bilden Kollektive, um gemeinsam entgegen den kapitalistischen und heteronormativen Normen zu leben und zu lieben und füreinander zu sorgen. Es wird dafür gekämpft, dass Kinder in einer Welt leben, in der die Hetero-Kleinfamilie nicht mehr die Norm und das Aufwachsen nicht von binären Geschlechterrollen geprägt ist. Die globale antimilitaristische, antipatriarchale und antifaschistische Bewegung ist nicht verschwunden. Menschen wehren sich gegen Kriegslogik und akzeptieren nicht einfach die vom Staat vorgegebene Meinung, welche der Rechtfertigung von mehr Gewalt dient. Überall gibt es Widerstand gegen das kapitalistische, rassistische und sexistische System. Ob Proteste gegen das Treffen der Reichen und Mächtigen in Davos, Waldbesetzungen wie Lützerath, die Verteidigung der revolutionären Perspektive in Rojava, Demonstrationen gegen geschlechtsspezifische Gewalt in Namibia, Klagen gegen übergriffige Priester und Regisseure in Frankreich und Deutschland, kollektiv organisierte Strukturen von Muxes in Mexiko, Kampagnen gegen FGM (Female Genital Mutilation) in Gambia, Cis-Männerfreie Dorfstrukturen in Brasilien, die «marchas no binarias» und andere queerfeministische Widerstandsbewegungen in Argentinien, die Kämpfe gegen das Mullahregime im Iran, um nur ein paar wenige zu nennen. Sie alle kämpfen für ein Jetzt, in dem eine herrschaftsfreier(e) Welt keine Utopie darstellen muss. Solidarisieren wir uns mit dem Widerstand gegen die patriarchale und koloniale Gewalt an Frauen*, trans*, nicht-binären, inter* und agender Personen und für die Befreiung aller, ob in Rojava, Libyen, Iran, Indien, Chile, Namibia, Mexiko, Polen, Nigeria, Palästina, Afghanistan, Sudan…. Solidarisieren wir uns mit den Unterdrückten dieser Erde überall!
Unser Kampf ist intersektional und kollektiv! Durch sozialen Widerstand und Klassenbewusstsein stellen wir uns gegen Sexismus, Geschlechtergewalt, Patriarchat und jede Art von Unterdrückung und Marginalisierung. Ob Zuhause, unterwegs, bei der Arbeit oder in anderen Räumen: Wir schaffen immer mehr selbstorganisierte Strukturen, die sich unterstützen und solidarisch sind. Unsere Körper werden bei jeder Gelegenheit wieder und wieder auf die Straße gehen, unsere wütenden Stimmen werden immer lauter:Retour ligne automatique Darum rufen wir zu einer unbewilligten Demonstration am 8. März 19 Uhr, Bahnhofsplatz Bern auf. Alle trans*, nicht-binären, inter* und agender Personen und Frauen* sind willkommen. Endo-Cis-Männer bleiben solidarisch fern und sind dazu aufgerufen auf andere Weise Widerstand gegen patriachale Strukturen zu leisten. Alle Menschen wissen selbst, ob sie an der Demo teilnehmen oder nicht. Schliesst niemenschen augrund ihres Aussehens aus. Die Demo soll allen Raum lassen, ihre Wut so auszudrücken, wie sie es für richtig halten. Gleichzeitig hat es kein Platz für Übergriffe und diskriminierendes Verhalten sowie für Enterism und dergleichen unsolidarischen Akteur*innen.
Lasst uns am 8. März zusammen kommen, um gemeinsam laut zu sein. Nehmen wir uns selbstbestimmt, widerständig und wütend die Strassen! Unsere Stärke liegt in Solidarität und Widerstand! Zelebrieren wir unsere Vorbilder! Machen wir uns gegenseitig Mut! Gemeinsam bringen wir das Patriarchat zu Fall!
Das neue Jahr hat begonnen, wie das alte geendet hat: Nach wie vor kommt es in der Schweiz im Schnitt alle zwei Wochen zu einem Feminizid (von dem wir wissen)! Für Frauen und Menschen, die als Frauen gelesen werden, ist die Schweiz alles andere als sicher und die Bedrohung geht nicht vom Unbekannten draussen auf der Strasse aus. Was, wenn alle zwei Wochen ein einflussreicher Unternehmer ermordet würde? Wie würde dann die Reaktion der Medien, der Politik und der Gesellschaft aussehen? Wir weigern uns, stumm zuzusehen, wie unsere Geschwister ermordet werden. Diese Gewalt wird auch deshalb schweigend akzeptiert, weil sie notwendig ist, damit die patriarchale Gesellschaftsordnung weiter bestehen kann. Doch wir sagen laut und deutlich: Jeder Feminizid kann und muss verhindert werden, wenn wir alle hinsehen. Jeder Feminizid betrifft uns alle und sollte einen öffentlichen Skandal auslösen. Jeder Feminizid ist einer zu viel!