Die Abwertung von allem, was nicht «männlich» ist, findet sich überall in der Gesellschaft und in alltäglichen Situationen. Ob in sexistischen und abwertenden Witzen, im Recht (z.B. Sexualstrafrecht oder Eherecht), in wirtschaftlicher (Über-)Ausbeutung oder psychischer und physischer Gewalt gegen Frauen*, trans*, nicht-binären, inter* und agender Personen.
Alle zwei Wochen wird in der Schweiz ein Feminizid verübt. So wurden allein in der Schweiz letztes Jahr mindestens 24 Menschen getötet, weil sie Frauen* sind. Diese Gewalt, die aus einem zutiefst misogynen und reaktionären Weltbild stammt, trifft aber nicht nur Frauen* und als Frauen gelesene Menschen. In den letzten Jahren stieg die Gewalt gegen queere und insbesondere gegen trans* Personen an, befeuert durch das Erstarken der Rechten und deren Hetze gegen queere Menschen. Paradebeispiele dafür sind in der Schweiz unter anderem die SVP, die in ihrem Parteiprogramm gegen «Gender-Terror und Woke-Wahnsinn» hetzt oder die Fundamentalist*innen, die jedes Jahr den «Marsch fürs Läbe» veranstalten und das Recht auf Selbstbestimmung beschränken wollen. Diese Gewalt gegen Frauen und genderqueere Menschen geht aber nicht nur von rechten und fundamentalistischen Kräften aus. Im Gegenteil: Sie hat System und ist tief verankert in der Gesellschaft. Selbst der Bundesrat teilte letztes Jahr mit, die Gesellschaft sei «noch nicht bereit für ein drittes Geschlecht», was eine weit verbreitete Queerfeindlichkeit in den bürgerlichen Institutionen erneut schmerzhaft deutlich machte.
Nicht nur in den Köpfen werden Grenzen und Kategorien aufrechterhalten und patriarchale Positionen verteidigt. Die Grenzen von Europa werden abgeschottet und Profite über Menschenleben gestellt. Angesichts der international zunehmenden bewaffneten Konflikte exportiert die Schweiz weiterhin Waffen und macht damit viel Geld. Krieg ist ein imperialistisches Projekt, das Hypermaskulinitäten hervorruft und damit patriarchale und traditionelle Rollenbilder verstärkt. Kriege dieser Welt verschlechtern die Lebensumstände von Frauen und Queers massiv. Beispielsweise haben schwangere und gebärende Menschen in Gaza aktuell keinen Zugang zu medizinischer Gesundheitsversorgung. Die Schweiz hingegen übernimmt keine Verantwortung für die Wahrung von Menschenrechten und streicht stattdessen Gelder für Hilfsorganisationen. So ist die staatliche Massengewalt des israelischen Militärs gegen die palästinensische Bevölkerung im Gazastreifen und Westjordanland, die alltägliche Ermordung von Hunderten von Menschen und das Wegsehen der meisten Regierungen Ausdruck der kolonialen, rassistischen und patriarchalen Welt, in der wir leben.
Diesem Status Quo gilt es Widerstand zu leisten – und diesen gibt es. Jedes Jahr wird der «Marsch fürs Läbe» von Aktivist*innen gestört. Initiativen, die das Recht auf reproduktive Selbstbestimmung einschränken wollten, kamen in der Schweiz nicht zustande, da es Gegenkampagnen gab und die notwendigen Unterschriften verhinderten. Widerstand und Organisierung gegen Feminizide wurde in den letzten Jahren sichtbarer. Andere schliessen sich zusammen, um sich gegen Ausschaffung und Illegalisierung von geflüchteten Menschen oder das unmenschliche Lagersystem zu wehren.
Menschen bilden Kollektive, um gemeinsam entgegen den kapitalistischen und heteronormativen Normen zu leben und zu lieben und füreinander zu sorgen. Es wird dafür gekämpft, dass Kinder in einer Welt leben, in der die Hetero-Kleinfamilie nicht mehr die Norm und das Aufwachsen nicht von binären Geschlechterrollen geprägt ist. Die globale antimilitaristische, antipatriarchale und antifaschistische Bewegung ist nicht verschwunden. Menschen wehren sich gegen Kriegslogik und akzeptieren nicht einfach die vom Staat vorgegebene Meinung, welche der Rechtfertigung von mehr Gewalt dient. Überall gibt es Widerstand gegen das kapitalistische, rassistische und sexistische System. Ob Proteste gegen das Treffen der Reichen und Mächtigen in Davos, Waldbesetzungen wie Lützerath, die Verteidigung der revolutionären Perspektive in Rojava, Demonstrationen gegen geschlechtsspezifische Gewalt in Namibia, Klagen gegen übergriffige Priester und Regisseure in Frankreich und Deutschland, kollektiv organisierte Strukturen von Muxes in Mexiko, Kampagnen gegen FGM (Female Genital Mutilation) in Gambia, Cis-Männerfreie Dorfstrukturen in Brasilien, die «marchas no binarias» und andere queerfeministische Widerstandsbewegungen in Argentinien, die Kämpfe gegen das Mullahregime im Iran, um nur ein paar wenige zu nennen. Sie alle kämpfen für ein Jetzt, in dem eine herrschaftsfreier(e) Welt keine Utopie darstellen muss. Solidarisieren wir uns mit dem Widerstand gegen die patriarchale und koloniale Gewalt an Frauen*, trans*, nicht-binären, inter* und agender Personen und für die Befreiung aller, ob in Rojava, Libyen, Iran, Indien, Chile, Namibia, Mexiko, Polen, Nigeria, Palästina, Afghanistan, Sudan…. Solidarisieren wir uns mit den Unterdrückten dieser Erde überall!
Unser Kampf ist intersektional und kollektiv! Durch sozialen Widerstand und Klassenbewusstsein stellen wir uns gegen Sexismus, Geschlechtergewalt, Patriarchat und jede Art von Unterdrückung und Marginalisierung. Ob Zuhause, unterwegs, bei der Arbeit oder in anderen Räumen: Wir schaffen immer mehr selbstorganisierte Strukturen, die sich unterstützen und solidarisch sind. Unsere Körper werden bei jeder Gelegenheit wieder und wieder auf die Straße gehen, unsere wütenden Stimmen werden immer lauter:Retour ligne automatique
Darum rufen wir zu einer unbewilligten Demonstration am 8. März 19 Uhr, Bahnhofsplatz Bern auf. Alle trans*, nicht-binären, inter* und agender Personen und Frauen* sind willkommen. Endo-Cis-Männer bleiben solidarisch fern und sind dazu aufgerufen auf andere Weise Widerstand gegen patriachale Strukturen zu leisten. Alle Menschen wissen selbst, ob sie an der Demo teilnehmen oder nicht. Schliesst niemenschen augrund ihres Aussehens aus. Die Demo soll allen Raum lassen, ihre Wut so auszudrücken, wie sie es für richtig halten. Gleichzeitig hat es kein Platz für Übergriffe und diskriminierendes Verhalten sowie für Enterism und dergleichen unsolidarischen Akteur*innen.
Lasst uns am 8. März zusammen kommen, um gemeinsam laut zu sein. Nehmen wir uns selbstbestimmt, widerständig und wütend die Strassen! Unsere Stärke liegt in Solidarität und Widerstand! Zelebrieren wir unsere Vorbilder! Machen wir uns gegenseitig Mut! Gemeinsam bringen wir das Patriarchat zu Fall!