In Andelfingen findet heute die Urteilsverkündung gegen ein Ehepaar statt, dass über mehrere Jahre hinweg Migrantinnen durch Au-Pair Inserate gelockt und schließlich unter schrecklichen Bedingungen eingesperrt und missbraucht hat. Der Mann war bereits 2014 wegen Gefährdung des Lebens und Nötigung zu einer 24-monatigen, bedingten Freiheitsstrafe verurteilt worden. Daraufhin hatte er eine angeordnete Sexualtherapie gemacht und ein Guthaben erhalten, welches das Rückfallrisiko als gering einschätzte. Er hatte die Frauen im Internet gelockt durch Arbeitsangebote. Eine Betroffene habe ausgesagt, dass sie sich in einer Notlage befand und dringend einen Job gebraucht hatte für ihre Aufenthaltsbewilligung. Sie unterschrieb einen Arbeitsvertrag und er hielt sie monatelang mit gefälschten Dokumenten hin. Sie wurde eingesperrt, Tag und Nacht per Kamera überwacht und musste alles tun, was von ihr verlangt wurde. Auch Gäste des Ehepaars hatte sie bewirtschaftet. Wieder einmal müssen wir sehen, dass eine Frau monatelang missbraucht und vergewaltigt wird und niemand etwas mitbekommen haben will. Was besonders schockiert, ist, dass der Mann nachdem die Betroffene geflohen war und Anzeige erstattet hatte, eine Warnung bekam, dass die Polizei ihn kontrollieren wird. Woher ist unklar. 2 Monate vergehen zwischen der Anzeige und der Hausdurchsuchung, die Polizei findet eine weitere Frau, eingesperrt in einem Käfig. Dies hätte verhindert werden können, wenn die Polizei die Aussagen der Betroffenen ernst genommen hätte. Es ist auch die Mitschuld des Schweizer Staates, dass die Notlage von Migrant*innen auf eine solche Art ausgenutzt wurde. Wenn die Ausweisung jederzeit droht, ist es nicht verwunderlich, dass Menschen sich erst spät oder vielleicht nie trauen, die Stimme zu erheben, wenn ihnen etwas derartiges angetan wird. Wahrscheinlich hat der Täter aufgrund eines allumfassenden Geständnisses keine allzu hohe Strafe zu befürchten. Der Fall zeigt deutlich, dass gerade prekarisierte Betroffene von sexueller Gewalt sich auf die Schweizer Justiz kein bisschen verlassen können. Es macht uns traurig und unsere Gedanken sind heute nicht bei dem Täter sondern bei den Betroffenen. Wir wünschen ihnen von Herzen alles Gute und wir hoffen, dass wir es gemeinsam schaffen die Welt so zu verändern, dass niemals wieder ein Mensch diese Gewalt aushalten muss.
Der Feminizid von Kristina ist in die Schlagzeilen geraten, da die grausamen Umstände ihres Todes bekannt geworden sind. Die Einzelheiten wurden bekannt, als ihr Mörder, ihr Ex-Mann, einen Antrag auf Bewährung stellte. Er hatte erklärt, er habe nur aus Notwehr gehandelt, da Kristina ihn angegriffen hatte, aber die Ermittlungen ergaben, dass es sich um einen kaltblütigen, vorsätzlichen Mord handelte.
Kristina hatte zwei Töchter und arbeitete selbstständig als Trainerin. Sie war 2008 Finalistin bei der Wahl zur Miss Schweiz gewesen. Kristina war in den sozialen Netzwerken aktiv und vermittelte das Bild eines glücklichen Lebens ohne Schatten. Ein Leben, von dem viele junge Frauen geträumt haben dürften. Die Wahrheit sah jedoch ganz anders aus und Kristina litt unter der Gewalt ihres Mannes. Man kann es nicht oft genug sagen: Feminizide sind keine isolierten Wahnsinnstaten, sondern Teil einer Gewaltspirale. Der Täter setzt verschiedene Formen von Gewalt und Manipulation ein, um Macht über seine Partnerin zu erlangen. Manchmal fragt man sich, warum die Person, die diese Gewalt erlitten hat, nicht sofort gegangen ist, aber es ist genau dieses Macht- und Dominanzverhältnis, das sie daran hindert. Kristina hatte ihren Mann schließlich verlassen, und das war der Moment, in dem er sie tötete. Weil es ihm lieber war, dass sie tot war, als dass sie frei und ohne ihn lebte.
Unser Herz ist schwer und wir sind in Gedanken bei Kristina und ihren Angehörigen. Für Kristina und alle anderen Opfer von Feminiziden, für alle Überlebenden, werden wir weiterhin gegen patriarchale Gewalt kämpfen.
In Kenia wurde ein Feminizid an der Olympia-Athletin Rebecca Cheptegei verübt. Ihr Ex-Partner hatte sie mit Benzin übergossen und angezündet, auch er starb kurz nach dem Angriff an seinen Verletzungen. Erst Anfang 2024 hatten tausende in Reaktion auf mehrere grausame Feminizide gegen patriarchale Gewalt in Kenia demonstriert. Allein in der ersten Woche des Jahres waren über ein Dutzend Frauen Opfer von Feminiziden geworden. Die Koalition, die die Proteste organisiert hatte, besteht aus Frauen verschiedener Organisationen und Plattformen, vom Women’s Collective Kenya über Sexarbeiter*innen bis hin zu LGBTQ-Gemeinschaften. Die Bewegung stellte die Morde in einen breiteren Kontext von geschlechterspezifischer Gewalt und Ungleichheit.
In Frankreich wurde Gisèle Pélicot Jahrelang von ihrem Ehemann missbraucht und dutzenden Männern zur Vergewaltigung ausgeliefert. Er hatte diese Gruppenvergewaltigungen über eine Chatseite “angeboten” und seine Frau mit Beruhigungsmitteln ausser Gefecht gesetzt. Nur durch einen Zufall wird er entdeckt, nicht etwa, weil er angezeigt wurde. Er steht nun mit vielen anderen Männern, die durch seine eigenen Videoaufnahmen der Taten überführt wurden, vor Gericht. Was die Öffentlichkeit schockiert, ist das, was Feministinnen seit langem anprangern: Die Vergewaltiger sind keine Monster, sondern ganz normale Männer, vorbildliche Väter, nette Kollegen und fürsorgliche Nachbarn. Der Fall zeigt auch die tief verwurzelte Frauenfeindlichkeit unserer Gesellschaft. Gisèle wurde zehn Jahre lang unter Drogen gesetzt und vergewaltigt, während sie wegen gynäkologischer Entzündungen, neurologischer Störungen und Gedächtnisverlust in Behandlung war. Dennoch vermutete keiner der Angehörigen der Gesundheitsberufe, dass sie Opfer sexueller Gewalt geworden war.
Gisèle möchte ausdrücklich mit ihrem Namen genannt werden und lehnte es ab, dass der Prozess unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet, da sie der Meinung ist, dass die Scham die Seite wechseln muss. So zwang sie 50 der Angeklagten, sich der Öffentlichkeit zu stellen. Mit ihrer mutigen Haltung machte sie einen historischen Schritt im Kampf gegen chemische Unterwerfung.
Die beiden Fälle hängen zusammen. Sie zeigen das gewaltvolle System des Patriarchats, dass auf der ganzen Welt herrscht, ob in der Schweiz, in Kenia oder in Frankreich. Anders als viele Zeitungen schreiben, sind dies keine Ausnahmefälle. Es mag so erscheinen, da sie ein Ausdruck von besonders grausamer und rücksichtsloser Gewalt sind. Aber diese Gewalt passiert tagtäglich und ihr Ursprung ist der Gleiche. Warum beteiligen sich hunderte von Männern an einer offensichtlichen Gruppenvergewaltigung und der Täter kommt über Jahre mit seinem Verhalten davon, ohne jemals angezeigt zu werden? Später sind alle überrascht, aber für uns ist es keine Überraschung. Wir, die Betroffenen von dieser Gewalt kennen dieses System gut und wir wissen, was uns jederzeit passieren kann. Deshalb ist auch ein Teil unserer Arbeit, dass wir uns gegenseitig schützen. Der sicherste Ort für uns ist unsere Gemeinschaft. Und auch nur gemeinsam können wir uns wehren. Genauso wie die tausenden Frauen und Queers auf den Straßen Kenias und Gisèle Pélicot, die stellvertretend für viele Betroffene spricht und die weiß, dass sie nicht alleine ist.
Wir wollen diesen Moment nutzen, um einen Gruß herauszuschicken an alle, die täglich unter den schwersten Bedingungen füreinander einstehen. Ihr seid definitiv nicht alleine!
Offen für Frauen, inter, trans, agender und nonbinäre Menschen
Wir wollen zusammen lernen uns gegen verschiedene Formen von Agressionen zu wehren und gemeinsam Widerstand gegen patriarchale Gewalt zu üben.
Wann: Samstag 19.10.2024, 12-15 Uhr
Wo: Alte Feuerwehr Viktoria in Bern
Mitnehmen: Wer hat einen Schlafsack mit Hülle.
Anmelden unter:
https://framaforms.org/anmeldung-zum-selbstverteidigungskurs-19-oktober-2024-1725445419
Der Kurs hat begrenzte Plätze und die Anmeldung ist verbindlich.
Der Kurs wird im Rahmen der Kampagne Offensiv gegen Feminizide organisiert und von Jeanne Allemann von Wen-Do Bern durchgeführt.
Die Teilnahme ist kostenlos und auf Kollekte. Es sind keine Vorkenntnisse nötig.
Beim Event wird es einen Bericht einer betroffenen Person geben über ihre Erfahrungen von Gewalt in Beziehungen und im Anschluss eine Fragerunde. Ausserdem wird die Tour gegen Feminizide vorgestellt.
Es wird wieder eine Bücherecke geben, Snacks, bedruckte T–Shirts und die Bar wird geöffnet sein.
Bringt also eure Freund*innen mit.
Programm
- 19:00 Beginn
- 19:30 Was ist die Karawane?
- 19:45 Erzählung & Input mit anschliessender Fragerunde
- 23:00 Ende
Wir freuen uns auf euch! Ni Una Menos!💜
Die Tour gegen Feminizide war eine kraftvolle und mobilisierende Aktion, die auf die anhaltende Krise der patriarchalen Gewalt in der Schweiz aufmerksam machte. Im Rahmen dieser Tour, die verschiedene Städte in der Schweiz umfasste, haben wir eine klare Botschaft verbreitet: Feminizide sind kein unvermeidliches Schicksal, sondern das Resultat struktureller Gewalt, die wir entschlossen bekämpfen.
Wir waren rund um Lausanne, Biel und Zürich auf den Strassen unterwegs, um an die Verstorbenen zu erinnern und um diese Gewalt in der Öffentlichkeit sichtbar zu machen und zu benennen. Ebenso gab es Aktionen an anderen Orten wie in Genf, Sion, Courfaivre, Schaffhausen und Bern.
Durch die Tour gelang es uns auch neue Allianzen zu schmieden und das kollektive Bewusstsein für die Dringlichkeit des Themas zu schärfen. Es waren drei schöne, berührende, traurige, ermächtigende und kämpferische Tage. Wir danken allen, die mit uns gemeinsam widerständig gegen das rassistische und kapitalistische Patriarchat waren. Wir waren viele und wir werden nicht aufhören, bis diese Gewalt ein Ende findet!
1. Tag
In St-Sulpice hielten wir am Seeufer, um gemeinsam zu picknicken und Flyer zu verteilen, wobei wir den Passant*innen erklärten, warum wir hier waren.
Ein Banner wurde über den See gehängt, um der in Allaman ermordeten Person zu gedenken, deren Leiche in den Genfersee geworfen wurde. Es war der erste Feminizid in diesem Jahr.
Der Tour endete auf dem Platz des 14. Juni, wo eine Kundgebung organisiert wurde, um unseren Kampf und unsere Forderungen sichtbar zu machen. Eine Rede zitierte Virginie Despentes mit den Worten: „Wenn es Bosse wären, die von ihren Angestellten getötet werden, wäre das ein nationaler Skandal“. Anschliessend trug die Versammlung der Kurdischen Frauen eine Rede vor, in der sie auf die Feminizide an politischen Aktivistinnen aufmerksam machte und uns an den Mut der kurdischen Frauen erinnerte, die die Selbstverteidigung gegen ISIS und den türkischen Staat organisieren. Eine Überlebende von Feminizide hielt eine mutige Rede, in der sie betonte, wie schwierig es ist, Unterstützung von Institutionen zu finden. Die Schwester von Gulia, deren Feminizid im vergangenen Jahr Italien in feministischen Widerstand versetzte hatte, wurde mit den Worten zitiert: „Ihr Mörder ist kein Monster, er ist der gesunde Sohn des Patriarchats“. Die starke Kundgebung beendeten wir mit lauten Slogans.
Anschliessend ging die Tour zu einem Abendessen und einer Diskussion zum Komel von Lajîn, dem kurdischen Frauenverband von Lausanne. Eine Präsentation über Lajîns Arbeit zeigte, wie wichtig es für die Schweizer Feministische Bewegung ist, mit der revolutionären kurdischen Frauenbewegung zusammen zu kämpfen. Der Abend endete mit kurdischen Tänzen, die unsere Herzen mit Motivation erfüllten.
2. Tag
3. Tag
Wir kamen pünktlich, wenn auch etwas verschwitzt, zum Austausch mit dem Ni Una Menos Kollektiv Zürich und dem Feministischen Streikkollektiv an.
Zwei von uns erklärten, warum wir uns entschieden hatten, diese Tour gegen Feminizide zu organisieren, und wir diskutierten über unsere gemeinsamen Kämpfe.
Unsere Tour endete mit einem kämpferischen Ton, begleitet von den Slogans „Ni Una Menos“ und Trommeln.
Aktionen an anderen Orten
Der Tour gegen Feminizide bestand nicht nur aus dreitägigen Fahrraddemos, sondern auch und vor allem aus Mobilisierungen in verschiedenen Regionen, um zu zeigen, dass Feminizide eine Realität sind, die sowohl Städte als auch das Land, und absolut alle Schichten Gesellschaft betreffen.
Wir antworten kollktiv auf diese Gewalt! Das patriarchale Gewalt nicht unvermeidlich ist, werden wir bis zu dem Tag kämpfen, auf dem wir auf der Asche des Patriarchats tanzen können.
Courfaivre:
Sion:
Bern:
Schaffhausen:
Genf:
Dank
Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen Kollektiven, die bei der Tour mitgewirkt haben, und bei allen Menschen, die an der Tour teilgenommen haben!
Herzlichen Dank an:
- Contre Attaque & Autonomie
- Nous serons le feu -Sud
- Lajîn – Kurdische Frauenversammlung Lausanne
- Grève Féministe Vaud
- Atelier des Machines
- Clip Clip Tulipe
- Sexworkers Collective
- Migrant Solidarity Network
- Tom aus Büren an der Aare, der uns auf seinem Grundstück einen Apfelbaum pflanzen durfte
- Anarchistischer Chor Biel
- Ni una Menos Zürich
- Borumbaia Zürich
- Association Mél
- Collectif Féministe Valais
- Feministisches Streikkollektiv Zürich
- Feministisches Streikkollektiv Bern
- Sarah vom Décharge – Podcasts (decharge.co)
- Radio ultraviolet.t
- Grève Féministe Biel-Bienne
- Quai du Bas, Biel
- Grève Féministe Genève
- Feministischer Salon Schaffhausen
- Das Team, das den Dokumentarfilm über die Tour dreht
- Alle Kollektive, die den Aufruf zur Tour unterzeichnet haben
- Und allen solidarischen Menschen, die für uns auf der Tour gekocht haben!
Der Kampf geht weiter!
Aufruf zum Handeln
Am Sonntag 01.09. haben wir in Richterswil eine Gedenkaktion für eine unserer Schwestern durchgeführt, die durch patriarchale Gewalt getötet wurde. Sie war als Sexarbeiterin tätig. Hier ist ein Aufruf zum Handeln, wir sind alle betroffen, wir alle können unseren Teil dazu beitragen. Beginnen wir also mit einer Liste von Vorschlägen für Dinge, die du unterstützen kannst, und wenn du weitere Vorschläge hast, würden wir uns freuen, sie zu hören.
Was kann ich tun?
- Entkriminalisierung der Sexarbeit https://chng.it/Mg8MPrvTwM
- Stigmatisierung bekämpfen
- Bauen Sie eine Gesellschaft der Fürsorge, Sicherheit und Unterstützung auf, indem Sie das Wort ergreifen
wenn Sie sehen, dass jemand in Ihrer Umgebung (nicht nur Frauen und marginalisierte Menschen) ungerecht behandelt, genötigt oder bedroht wird oder sich unsicher fühlt. - Sexarbeit als Beruf anerkennen
- Mehr Frauen und marginalisierte Menschen in Entscheidungspositionen und politischen
Positionen. Wenn sie nicht selbst in diesen Positionen sein können, dann müssen die politischen Entscheidungsträger sie konsultieren, bevor sie neue Gesetze oder Regulierungen verabschieden. - Ermutigung und Förderung von Therapie
- Nichts über uns ohne uns. Die Einbeziehung derjenigen, die von einer Regel oder Reguliereung betroffen sind, und dass ihr Beitrag mehr Gewicht hat, als nur statistisch erfasst zu werden, zum Standard machen.Diejenigen, die das meiste Wissen über das Thema haben, sollten ein vorrangiges Mitspracherecht haben.
- Weibliche Sexarbeiterinnen sollten den gleichen Zugang zu Gesundheitsuntersuchungen haben wie männliche und trans Sexarbeiter derzeit haben
- Für eine Politik eintreten, die Gleichberechtigung und Körperautonomie unterstützt.
- Ablehnung des nordischen Modells
- Fordern und unterstützen Sie Bildungsprogramme (in Schule und Beruf), die das Bewusstsein und die Empathie für Gender, Rassismus, Bigotterie und Kämpfe der Marginalisierten stärken. Auch Programme, die sich auf den Umgang mit Emotionen, Kommunikationsfähigkeiten und gesunde Beziehungen konzentrieren.
- Unterkunft für misshandelte Personen
- Menstruationsurlaub. 2 Tage bezahlter Urlaub pro Monat für Frauen
- Unterstützung von Unternehmen, die Frauenhygieneprodukte an benachteiligte Frauen und Mädchen schicken, damit sie häufiger zur Schule gehen können. Wie https://www.daysforgirls.org/
- Bessere Bezahlung für Lehrer und Krankenschwestern
- Sprechen Sie es an, wenn Sie abfällige Bemerkungen über Frauen
oder ausgegrenzte Menschen hören. - Wenn es für einen dieser Vorschläge noch keine Petition gibt (falls), dann starten Sie eine und verbreiten Sie sie.
- Denken Sie über weitere Möglichkeiten nach, wie wir zum Ausgleich des Machtungleichgewichts beitragen können.
Die Rede, die in Richterswil gehalten wurde
Wir sind heute hier, um auf die traurige Realität der Femizide aufmerksam zu machen, insbesondere hier in der Schweiz, mit einem besonderen Gedenken an eine Schwester und Kollegin, die hier letztes Jahr getötet wurde.
Wie konnte das passieren? Wie konnten so wenige Menschen davon wissen? Wie viele interessierte es überhaupt? Was kommt dir in den Sinn, wenn du hören, dass sie eine Sexarbeiterin war? Empfindest du das als Gerechtigkeit für ein unmoralisches Leben? Denkst du: „Na ja, sie wusste, worauf sie sich einlässt“. Wenn ja, möchte ich dich erstens fragen, worin der Unterschied zu einer Aussage wie „Sieh dir an, was sie anhatte, sie hat es so gewollt“ besteht. Zweitens: Warum ist es akzeptabel geworden oder wird sogar erwartet, dass jemand, egal welchen Geschlechts, verletzt oder getötet werden kann, wenn er einen Beruf ausübt. Auf welche Weise hat sich das patriarchalische Denken in den Köpfen der Menschen festgesetzt? Wie sind wir dazu gekommen, Gefahr und Gewalt zu akzeptieren? Wie sind wir dazu gekommen, ein System zu akzeptieren, solange wir diejenigen sind, die von ihm profitieren?
Ich stelle diese Fragen, weil so viel über den Abbau des Patriarchats geredet wird, aber in der Regel geht es darum, andere dazu zu bringen, diese Veränderungen zu vollziehen. Aber ich möchte euch daran erinnern, dass jeder von uns nicht nur die Macht hat, das Patriarchat zu beeinflussen, sondern auch die Pflicht, dies zu tun. Ich glaube, es ist die Pflicht derjenigen, die mehr haben, diejenigen zu unterstützen und sich für die einzusetzen, die weniger haben. Die Stimme für die Stimmlosen zu sein, zu sehen, was andere nicht sehen wollen. Wir können unsere Gesellschaft wieder ins Gleichgewicht bringen, indem wir nicht die Männer niederreissen, sondern die Frauen und ausgegrenzten Menschen aufrichten. Sexarbeit wird oft als der älteste Beruf angepriesen, doch wird sie nicht als echter Beruf behandelt. Ja, hier in der Schweiz, wo sie legal ist, wird sie ein bisschen mehr behandelt, aber sie ist nicht vollständig entkriminalisiert worden. Es gibt Unterstützung und Fürsorge für uns, aber sie zielt meist darauf ab, uns zu helfen, wenn etwas schief läuft, und nicht darauf, Probleme von vornherein zu verhindern. Es gibt keine formale Ausbildung oder Schulung für uns, und es besteht ein großer Bedarf daran. Es handelt sich um eine unglaublich komplizierte und nuancierte Branche, in der wir alle von einer strukturierten Ausbildung profitieren können. Aufgrund mangelnder Kenntnisse, der Stigmatisierung und der von Kanton zu Kanton unterschiedlichen Vorschriften geraten viele unserer schwächsten Mitglieder in Konflikt mit dem Gesetz und verlieren viel Geld, was es ihnen noch schwerer macht, ihre wirtschaftliche Situation und ihr Sicherheitsniveau zu verbessern. Jeder Mensch hat das Recht auf Würde, ein sicheres Arbeits- und Lebensumfeld, Bildung und ein Einkommen, aber diese grundlegenden Bedürfnisse werden vielen verwehrt oder sind praktisch unerreichbar. Wir bitten euch heute, uns zu unterstützen. Sei du die Stimme für die Stimmlosen. Selbst wenn du moralisch oder aus anderen Gründen gegen die Industrie bist, hoffe ich, dass du nicht dagegen bist, dass anderen diese grundlegenden Rechte gewährt werden und buchstäblich Leben gerettet werden. Wir können alle in uns hineinschauen und sehen, wo sich eine etwas gefühllose patriarchalische Sichtweise in uns eingenistet haben könnte, und wir entwurzeln sie vorsichtig.
Wir bitten euch heute, gemeinsam mit uns für die Entkriminalisierung der Sexarbeit und die Annahme eines Schulungsprogramms zu stimmen, mit dem wir unsere Arbeit sicher und effektiv ausüben können. Gemeinsam können wir eine Veränderung herbeiführen.
Es beginnt mit uns. Es beginnt heute.
Eindrücke des 1. Tags der Velotour
Das Programm der Tour gegen Feminizide
Das Programm reichert sich immer mehr an und wir werden in ganz vielen Städten unterwegs sein! Hier findet ihr das aktuelle Programm: https://contre-les-feminicides.ch/tour-gegen-feminizide/
Falls ihr mit uns mitpedalen möchtet, können wir gerne auch die Übernachtung organisieren! Meldet euch hier an:vom-30-august-bis-1-september-2024-1718992572
Machen wir aus dieser Tour einen Anlass, um das Leben unser Schwestern und Geschwister, die gestorben sind, zu feiern und um dafür zu kämpfen, dass es nie mehr Feminizide gibt!