Gestern, am 7. Februar, wurde eine Frau in Schönenwerd getötet (SO).
Das neue Jahr ist erst eineinhalb Monate alt und wir beweinen schon den vierten Feminizid (ohne diejenigen zu zählen, von denen wir gar nicht wissen). Ein weiteres Mal sind wir betroffen, wütend und voller Mitgefühl bei denjenigen, die sie gekannt haben. Ein weiteres Mal werden wir dafür sorgen, dass ihr Tod nicht einfach in den Schlagzeilen der nächsten Tage untergeht.
Es gibt einen Grund, weshalb in der Schweiz circa die Hälfte aller Morde Feminizide sind. Der Grund heisst Patriarchat. Darunter verstehen wir eine Gesellschaftsordnung, die darauf beruht, dass es zwei verschiedene Geschlechter gibt: Männer und Frauen, wobei die Männer den Frauen übergeordnet sind.
Wir betonen immer wieder, dass ein Feminizid, ein Mord, erst das letzte Glied einer langen Reihe von Gewalt ist. Leider sind nach wie vor sehr viele Beziehungen zwischen Frauen und Männern in der Schweiz davon geprägt, dass der Mann davon ausgeht, Anrecht auf die Frau und ihren Körper zu haben. Das drückt sich in alltäglichen Gewalthandlungen aus wie der Kontrolle, wohin wir mit wem gehen. Es führt aber auch dazu, dass ein Mann sich irgendwann im Recht fühlt, uns das Leben zu nehmen.
Aus einer solchen Beziehung auszubrechen ist sehr schwierig. Es braucht Mut und es braucht die Unterstützung des Umfelds. Hier kommen wir alle ins Spiel. Damit wir die tragische Serie der Feminizide unterbrechen können, müssen wir hinschauen, müssen wir darüber sprechen, dass wir tagtäglich von Gewalt umgeben sind.
Hören wir auf, Gewalt zu banalisieren. Jeder Scherz, jeder Kommentar, jede Handlung bedeutet etwas. Ein Feminizid geschieht nicht im Affekt, ist nicht ein einmaliger Ausraster, sondern ist das Resultat einer gewaltsamen Logik, einer Gesellschaft, die eine solche Gewalt überhaupt möglich macht. Es ist an uns, diese Logik zu durchbrechen.
Im Namen unserer verstorbenen Schwester, im Namen aller derjenigen, die Gewalt erleben und überleben: Werden wir aktiv und kämpfen wir gemeinsam gegen das Patriarchat. Falls ihr von Gewalt betroffen seid oder Gewalt mitbekommt, bleibt nicht stumm. Wir können einander helfen.
Gemeinsam sind wir stark.