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Veranstaltung

Gemeinsamer Ni Una Menos Abend in Basel

Beim Event wird es einen Bericht einer betroffenen Person geben über ihre Erfahrungen von Gewalt in Beziehungen und im Anschluss eine Fragerunde. Ausserdem wird die Tour gegen Feminizide vorgestellt.

Es wird wieder eine Bücherecke geben, Snacks, bedruckte T–Shirts und die Bar wird geöffnet sein.
Bringt also eure Freund*innen mit.

Programm

  • 19:00 Beginn
  • 19:30 Was ist die Karawane?
  • 19:45 Erzählung & Input mit anschliessender Fragerunde
  • 23:00 Ende

Wir freuen uns auf euch! Ni Una Menos!💜

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Aktion Statement

Eindrücke von der Tour gegen Feminizide

Die Tour gegen Feminizide war eine kraftvolle und mobilisierende Aktion, die auf die anhaltende Krise der patriarchalen Gewalt in der Schweiz aufmerksam machte. Im Rahmen dieser Tour, die verschiedene Städte in der Schweiz umfasste, haben wir eine klare Botschaft verbreitet: Feminizide sind kein unvermeidliches Schicksal, sondern das Resultat struktureller Gewalt, die wir entschlossen bekämpfen. 

Wir waren rund um Lausanne, Biel und Zürich auf den Strassen unterwegs, um an die Verstorbenen zu erinnern und um diese Gewalt in der Öffentlichkeit sichtbar zu machen und zu benennen. Ebenso gab es Aktionen an anderen Orten wie in Genf, Sion, Courfaivre, Schaffhausen und Bern.

Durch die Tour gelang es uns auch neue Allianzen zu schmieden und das kollektive Bewusstsein für die Dringlichkeit des Themas zu schärfen. Es waren drei schöne, berührende, traurige, ermächtigende und kämpferische Tage. Wir danken allen, die mit uns gemeinsam widerständig gegen das rassistische und kapitalistische Patriarchat waren. Wir waren viele und wir werden nicht aufhören, bis diese Gewalt ein Ende findet! 

1. Tag

Auf dem Weg zwischen Renens und Bussigny
Im Wald von Bussigny pflanzten wir eine Eberesche, die uns mit ihren weissen Blütenbällen an unsere Geschwister erinnern wird, die durch patriarchale Gewalt getötet wurden. In einer Rede wurde auch auf die Verantwortung der Schweizer Institutionen für Feminizide aufmerksam gemacht und Eli gedacht, die 2019 von ihrem Lebensgefährten, einem Polizisten bei der Polizei in Lausanne, ermordet wurde. Briefe, die von Elis Tochter und einer ihrer Freundinnen geschrieben wurden, erinnerten uns daran, dass sie eine lebenslustige Frau war, die gerne tanzte, aber auch eine diskrete Frau, die anderen selten widersprach. Vor dem Baum wurde ein Stein niedergelegt, um die Vorbeigehenden daran zu erinnern, dass es sich um einen Baum handelt, der an alle Opfer von Feminiziden erinnern soll.
In St-Sulpice hielten wir am Seeufer, um gemeinsam zu picknicken und Flyer zu verteilen, wobei wir den Passant*innen erklärten, warum wir hier waren.
In St-Sulpice hielten wir uns am Seeufer auf, um gemeinsam zu picknicken und Flyer zu verteilen, wobei wir den Passantinnen und Passanten erklärten, warum wir hier waren.
Nachdem wir am Seeufer entlang gefahren waren und Slogans wie „Wut zu Widerstand“ oder „Nehmt ihr uns Eine*, antworten wir Alle“ gerufen hatten, hielten wir in Vidy für eine GedenkAktion an.
Ein Banner wurde über den See gehängt, um der in Allaman ermordeten Person zu gedenken, deren Leiche in den Genfersee geworfen wurde. Es war der erste Feminizid in diesem Jahr.
In einer Rede von “Contre Attaque et Autonomie” wurden die Zusammenhänge zwischen patriarchaler Gewalt und anderen Formen systemischer Unterdrückung hervorgehoben. Die Rede machte auch auf transfeindlichen Hass und die Morde an trans Personen aufmerksam, die das Produkt derselben patriarchalen Gewalt sind. Plakate mit Porträts von ermordeten trans Personen wurden aufgehängt, um an trans Personen und die Notwendigkeit, an ihrer Seite zu kämpfen, zu erinnern.

Der Tour endete auf dem Platz des 14. Juni, wo eine Kundgebung organisiert wurde, um unseren Kampf und unsere Forderungen sichtbar zu machen. Eine Rede zitierte Virginie Despentes mit den Worten: „Wenn es Bosse wären, die von ihren Angestellten getötet werden, wäre das ein nationaler Skandal“. Anschliessend trug die Versammlung der Kurdischen Frauen eine Rede vor, in der sie auf die Feminizide an politischen Aktivistinnen aufmerksam machte und uns an den Mut der kurdischen Frauen erinnerte, die die Selbstverteidigung gegen ISIS und den türkischen Staat organisieren. Eine Überlebende von Feminizide hielt eine mutige Rede, in der sie betonte, wie schwierig es ist, Unterstützung von Institutionen zu finden. Die Schwester von Gulia, deren Feminizid im vergangenen Jahr Italien in feministischen Widerstand versetzte hatte, wurde mit den Worten zitiert: „Ihr Mörder ist kein Monster, er ist der gesunde Sohn des Patriarchats“. Die starke Kundgebung beendeten wir mit lauten Slogans.


Anschliessend ging die Tour zu einem Abendessen und einer Diskussion zum Komel von Lajîn, dem kurdischen Frauenverband von Lausanne. Eine Präsentation über Lajîns Arbeit zeigte, wie wichtig es für die Schweizer Feministische Bewegung ist, mit der revolutionären kurdischen Frauenbewegung zusammen zu kämpfen. Der Abend endete mit kurdischen Tänzen, die unsere Herzen mit Motivation erfüllten.

2. Tag

Die Tour machte sich am Morgen mit rund fünfzig Teilnehmenden auf den Weg nach Biel.
Eine erste Gedenkaktion fand auf dem Zentralplatz statt, wo ein Banner aufgehängt wurde und der Anarchistische Chor von Biel „Cancion sin Miedo“ sang, ein mexikanisches Lied gegen Feminizide.
Auf dem Weg nach Lengnau
Im Zentrum des Dorfes Lengnau gedachten wir der dort im Juni 2023 getöteten Frau. Wir pflanzten Blumen und Flammen, um unsere Wut zu markieren und die Toten zu begleiten. In einer Rede wurde auch die Gleichgültigkeit angeprangert und versprochen, dass wir einen gemeinsamen Kampf führen, um dieses System zu überwinden, das uns alle in Gewalt gefangen hält.
Anschliessend fuhr die Karawane zum Asyllager Büren an der Aare, wo unsere Schwester Jamila im April 2022 von ihrem Mann ermordet wurde. Die Lagerleitung des SRK versucht mit allen Mitteln den Feminizid zu vergessen und verstecken. Zwei Personen vom Migrant Solidarity Network meldeten sich zu Wort, um uns daran zu erinnern, wer Jamila war und dass sie auch heute noch bei uns sein sollte. Die Asylcamp mitarbeitenden wussten von der Gewalt des Mannes, unternahmen jedoch keine Massnahmen und liessen die siebenköpfige Familie in einem Raum leben. Die Rede verdeutlichte die Gewalt im gesamten Schweizer Asylsystem. Wir erlebten gemeinsam sehr bewegende und kraftvolle Momente als ein Gedicht von Jamilas Tochter vorgelesen wurde. Auf Wunsch von Jamilas Kindern wurden dann lila Blumen und ein Apfelbaum gepflanzt. Da die Lagerleitung sich weigerte, Jamilas Kindern einen Ort der Besinnung im Garten zu gewähren, kontaktierten wir den benachbarten Bauern, der sich freundlicherweise bereit erklärte, den Apfelbaum und die Blumen auf seinem Land pflanzen zu lassen. Ein grossartiges Zeichen der Solidarität im Kampf gegen Schweigen und Gleichgültigkeit.
Auf dem Rückweg, zum Klang der Parolen. Mit im Wagen ein super Filmteam, das einen Dokumentarfilm über die Tour dreht, damit diese Aktion nicht vergänglich ist.
Der Abend ging weiter mit einer leidenschaftlichen Diskussion mit Sarah, die sich bereit erklärte, mit uns die intime Geschichte des Feminizids ihrer Cousine Stessi zu teilen, die sie im Podcast „Celles qui restent“ erzählt. Die Diskussion, die von Hoffnung und Mut handelte, wurde vom feministischen Radiosender Ultraviolet.t moderiert und live im Radio übertragen. Es war eine Diskussion, die uns Ideen gab, wie wir das Gefühl der Ohnmacht in kollektiven Widerstand umwandeln können.
Nach dieser intensiven Diskussion klang der Abend mit den feministischen Klängen unserer beiden DJs aus.

3. Tag

Der dritte Tag begann mit einer Gedenkaktion am Zürchersee in Richterswil. Reden vom Sexworkers Collective erklärten, dass hier im November 2023 ein Feminizid stattgefunden hat. Die getötete Frau arbeitete als Escort. Sie war in die Schweiz gekommen um hier ein paar Monate zu arbeiten, bevor sie nach Hause zurückkehren wollte. Die Reden verdeutlichten die Vorurteile unserer Gesellschaft gegenüber Sexarbeiter*innen. In einem Aufruf zum Handeln wurden viele Möglichkeiten vorgeschlagen, sich gegen patriarchale Gewalt zu engagieren, beispielsweise durch eine Kampagne für die Entkriminalisierung von Sexarbeit. Entlang des Weges wurden in Richterswil rote Schuhe aufgestellt, die diejenigen symbolisierten, denen das Leben durch patriarchale Gewalt beendet wurde.
Der Tour setzte die Reise nach Wädenswil fort, wo wir der beiden Frauen gedachten, die dort in den letzten Jahren Opfer von Feminiziden geworden waren. Wir haben Papierblumen gebastelt, die wir in einen Brunnen legten. Ebenso haben wir ein Banner aufgehängt, um die Dorfbewohnenden über diese traurige Realität zu informieren und sicherzustellen, dass unsere Schwestern nicht vergessen werden.

Wir setzten unseren Weg am Ufer des Zürichsees fort, zwischen Naturschutzgebieten, Mittelklassevierteln und überfüllten Stränden. Wir haben unserer Wut und unserer Botschaft Gehör verschafft.
Wir kamen pünktlich, wenn auch etwas verschwitzt, zum Austausch mit dem Ni Una Menos Kollektiv Zürich und dem Feministischen Streikkollektiv an.
Zwei von uns erklärten, warum wir uns entschieden hatten, diese Tour gegen Feminizide zu organisieren, und wir diskutierten über unsere gemeinsamen Kämpfe.
Unsere Tour endete in Altstetten, wo wir von Borumbaia mit Trommelklängen begrüsst wurden. Die Kundgebung wurde von Ni Una Menos Zürch in Zusammenarbeit mit Menschen aus der Nachbarschaft organisiert, die Fulya kannten, eine junge kurdische Frau, die 2021 Opfer eines Feminizids wurde. Eine Person, die Fulya kannte, teilte mit uns ein Gedicht, das sie zu ihrem Gedenken geschrieben hatte. In einer Rede wurde auch betont, dass Feminizide nur die Spitze des Eisbergs patriarchaler Gewalt darstellen.
Eine Aktivistin aus Zora sprach über Ivana Hoffmann. Ivana ist eine junge schwarze Kommunistin aus Deutschland, die 2014 beschloss, sich den internationalistischen Kräften anzuschließen, die an der Seite der Kurden gegen Daech kämpften. Sie fiel am 7. März 2015 einem Angriff von Daech zum Opfer. In der Wortmeldung wurde betont, dass wir es uns zur Aufgabe machen sollten, von Ivana zu lernen, ihren Mut, ihre Lebensfreude und ihren Ehrgeiz weiterzugeben. Und es sich zur Aufgabe machen, mutig zu kämpfen, denn das Patriarchat wird sich nicht ohne einen entschlossenen Kampf zerstören lassen.
Unsere Tour endete mit einem kämpferischen Ton, begleitet von den Slogans „Ni Una Menos“ und Trommeln.


Aktionen an anderen Orten

Der Tour gegen Feminizide bestand nicht nur aus dreitägigen Fahrraddemos, sondern auch und vor allem aus Mobilisierungen in verschiedenen Regionen, um zu zeigen, dass Feminizide eine Realität sind, die sowohl Städte als auch das Land, und absolut alle Schichten Gesellschaft betreffen.

Wir antworten kollktiv auf diese Gewalt! Das patriarchale Gewalt nicht unvermeidlich ist,  werden wir bis zu dem Tag kämpfen, auf dem wir auf der Asche des Patriarchats tanzen können.

Courfaivre:

Demonstration in Courfaivre zum Gedenken an alle, die wie Mélanie durch die Schläge eines Mannes ums Leben kamen. Organisiert vom Verein Mél

Sion:

Gedenkaktion in Sion, organisiert vom Walliser Feministinnenkollektiv

Bern:

Aktion in Bern, bei der das feministische Streikkollektiv rote Schuhe in der Stadt platzierte, insbesondere auf Brücken, auf denen romantische Liebe mit Vorhängeschlössern gefeiert wird. Rote Schuhe sind ein Symbol, das auf der ganzen Welt verwendet wird, um Opfer von Femiziden zu symbolisieren.

Schaffhausen:

In Schaffhausen, Feministischer Salon organisiert ein Vortrag über das Thema Feminizide mit ein FOkus auf die uverzichtbare Arbeit, die von den Frauenhäsern geleistet wird. Im Anschluss an die Präsentation fand eine Gedenkaktion für Mariam statt

Genf:

Action organisée par la grève féministe Genève dans le quartier de Chatelaine ou un féminicide a eu lieu en mai 2023. Une de nos soeurs est décédée suite aux violences sexuelles de son compagnon. On ne l’oublie pas, on continuera a parler de son histoire et à lutter tant qu’il faudra contre les fémincides.

Dank

Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen Kollektiven, die bei der Tour mitgewirkt haben, und bei allen Menschen, die an der Tour teilgenommen haben! 

Herzlichen Dank an:

  • Contre Attaque & Autonomie
  • Nous serons le feu -Sud
  • Lajîn – Kurdische Frauenversammlung Lausanne
  • Grève Féministe Vaud
  • Atelier des Machines
  • Clip Clip Tulipe
  • Sexworkers Collective
  • Migrant Solidarity Network
  • Tom aus Büren an der Aare, der uns auf seinem Grundstück einen Apfelbaum pflanzen durfte
  • Anarchistischer Chor Biel
  • Ni una Menos Zürich
  • Borumbaia Zürich
  • Association Mél
  • Collectif Féministe Valais
  • Feministisches Streikkollektiv Zürich
  • Feministisches Streikkollektiv Bern
  • Sarah vom Décharge – Podcasts (decharge.co)
  • Radio ultraviolet.t
  • Grève Féministe Biel-Bienne
  • Quai du Bas, Biel
  • Grève Féministe Genève
  • Feministischer Salon Schaffhausen
  • Das Team, das den Dokumentarfilm über die Tour dreht
  • Alle Kollektive, die den Aufruf zur Tour unterzeichnet haben
  • Und allen solidarischen Menschen, die für uns auf der Tour gekocht haben!

Der Kampf geht weiter!

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Statement

Aufruf zum Handeln

Am Sonntag 01.09. haben wir in Richterswil eine Gedenkaktion für eine unserer Schwestern durchgeführt, die durch patriarchale Gewalt getötet wurde. Sie war als Sexarbeiterin tätig. Hier ist ein Aufruf zum Handeln, wir sind alle betroffen, wir alle können unseren Teil dazu beitragen. Beginnen wir also mit einer Liste von Vorschlägen für Dinge, die du unterstützen kannst, und wenn du weitere Vorschläge hast, würden wir uns freuen, sie zu hören.

Was kann ich tun?

  • Entkriminalisierung der Sexarbeit https://chng.it/Mg8MPrvTwM
  • Stigmatisierung bekämpfen
  • Bauen Sie eine Gesellschaft der Fürsorge, Sicherheit und Unterstützung auf, indem Sie das Wort ergreifen
    wenn Sie sehen, dass jemand in Ihrer Umgebung (nicht nur Frauen und marginalisierte Menschen) ungerecht behandelt, genötigt oder bedroht wird oder sich unsicher fühlt.
  • Sexarbeit als Beruf anerkennen
  • Mehr Frauen und marginalisierte Menschen in Entscheidungspositionen und politischen
    Positionen. Wenn sie nicht selbst in diesen Positionen sein können, dann müssen die politischen Entscheidungsträger sie konsultieren, bevor sie neue Gesetze oder Regulierungen verabschieden.
  • Ermutigung und Förderung von Therapie
  • Nichts über uns ohne uns. Die Einbeziehung derjenigen, die von einer Regel oder Reguliereung betroffen sind, und dass ihr Beitrag mehr Gewicht hat, als nur statistisch erfasst zu werden, zum Standard machen.Diejenigen, die das meiste Wissen über das Thema haben, sollten ein vorrangiges Mitspracherecht haben.
  • Weibliche Sexarbeiterinnen sollten den gleichen Zugang zu Gesundheitsuntersuchungen haben wie männliche und trans Sexarbeiter derzeit haben
  • Für eine Politik eintreten, die Gleichberechtigung und Körperautonomie unterstützt.
  • Ablehnung des nordischen Modells
  • Fordern und unterstützen Sie Bildungsprogramme (in Schule und Beruf), die das Bewusstsein und die Empathie für Gender, Rassismus, Bigotterie und Kämpfe der Marginalisierten stärken. Auch Programme, die sich auf den Umgang mit Emotionen, Kommunikationsfähigkeiten und gesunde Beziehungen konzentrieren.
  • Unterkunft für misshandelte Personen
  • Menstruationsurlaub. 2 Tage bezahlter Urlaub pro Monat für Frauen
  • Unterstützung von Unternehmen, die Frauenhygieneprodukte an benachteiligte Frauen und Mädchen schicken, damit sie häufiger zur Schule gehen können. Wie https://www.daysforgirls.org/
  • Bessere Bezahlung für Lehrer und Krankenschwestern
  • Sprechen Sie es an, wenn Sie abfällige Bemerkungen über Frauen
    oder ausgegrenzte Menschen hören.
  • Wenn es für einen dieser Vorschläge noch keine Petition gibt (falls), dann starten Sie eine und verbreiten Sie sie.
  • Denken Sie über weitere Möglichkeiten nach, wie wir zum Ausgleich des Machtungleichgewichts beitragen können.

Die Rede, die in Richterswil gehalten wurde

Wir sind heute hier, um auf die traurige Realität der Femizide aufmerksam zu machen, insbesondere hier in der Schweiz, mit einem besonderen Gedenken an eine Schwester und Kollegin, die hier letztes Jahr getötet wurde.

Wie konnte das passieren? Wie konnten so wenige Menschen davon wissen? Wie viele interessierte es überhaupt? Was kommt dir in den Sinn, wenn du hören, dass sie eine Sexarbeiterin war? Empfindest du das als Gerechtigkeit für ein unmoralisches Leben? Denkst du: „Na ja, sie wusste, worauf sie sich einlässt“. Wenn ja, möchte ich dich erstens fragen, worin der Unterschied zu einer Aussage wie „Sieh dir an, was sie anhatte, sie hat es so gewollt“ besteht. Zweitens: Warum ist es akzeptabel geworden oder wird sogar erwartet, dass jemand, egal welchen Geschlechts, verletzt oder getötet werden kann, wenn er einen Beruf ausübt.  Auf welche Weise hat sich das patriarchalische Denken in den Köpfen der Menschen festgesetzt? Wie sind wir dazu gekommen, Gefahr und Gewalt zu akzeptieren? Wie sind wir dazu gekommen, ein System zu akzeptieren, solange wir diejenigen sind, die von ihm profitieren?

Ich stelle diese Fragen, weil so viel über den Abbau des Patriarchats geredet wird, aber in der Regel geht es darum, andere dazu zu bringen, diese Veränderungen zu vollziehen. Aber ich möchte euch daran erinnern, dass jeder von uns nicht nur die Macht hat, das Patriarchat zu beeinflussen, sondern auch die Pflicht, dies zu tun. Ich glaube, es ist die Pflicht derjenigen, die mehr haben, diejenigen zu unterstützen und sich für die einzusetzen, die weniger haben. Die Stimme für die Stimmlosen zu sein, zu sehen, was andere nicht sehen wollen. Wir können unsere Gesellschaft wieder ins Gleichgewicht bringen, indem wir nicht die Männer niederreissen, sondern die Frauen und ausgegrenzten Menschen aufrichten. Sexarbeit wird oft als der älteste Beruf angepriesen, doch wird sie nicht als echter Beruf behandelt. Ja, hier in der Schweiz, wo sie legal ist, wird sie ein bisschen mehr behandelt, aber sie ist nicht vollständig entkriminalisiert worden. Es gibt Unterstützung und Fürsorge für uns, aber sie zielt meist darauf ab, uns zu helfen, wenn etwas schief läuft, und nicht darauf, Probleme von vornherein zu verhindern. Es gibt keine formale Ausbildung oder Schulung für uns, und es besteht ein großer Bedarf daran. Es handelt sich um eine unglaublich komplizierte und nuancierte Branche, in der wir alle von einer strukturierten Ausbildung profitieren können. Aufgrund mangelnder Kenntnisse, der Stigmatisierung und der von Kanton zu Kanton unterschiedlichen Vorschriften geraten viele unserer schwächsten Mitglieder in Konflikt mit dem Gesetz und verlieren viel Geld, was es ihnen noch schwerer macht, ihre wirtschaftliche Situation und ihr Sicherheitsniveau zu verbessern. Jeder Mensch hat das Recht auf Würde, ein sicheres Arbeits- und Lebensumfeld, Bildung und ein Einkommen, aber diese grundlegenden Bedürfnisse werden vielen verwehrt oder sind praktisch unerreichbar. Wir bitten euch heute, uns zu unterstützen. Sei du die Stimme für die Stimmlosen. Selbst wenn du moralisch oder aus anderen Gründen gegen die Industrie bist, hoffe ich, dass du nicht dagegen bist, dass anderen diese grundlegenden Rechte gewährt werden und buchstäblich Leben gerettet werden. Wir können alle in uns hineinschauen und sehen, wo sich eine etwas gefühllose patriarchalische Sichtweise in uns eingenistet haben könnte, und wir entwurzeln sie vorsichtig.

Wir bitten euch heute, gemeinsam mit uns für die Entkriminalisierung der Sexarbeit und die Annahme eines Schulungsprogramms zu stimmen, mit dem wir unsere Arbeit sicher und effektiv ausüben können. Gemeinsam können wir eine Veränderung herbeiführen.

Es beginnt mit uns. Es beginnt heute.

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Aktion

Eindrücke des 1. Tags der Velotour

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Aktion

Das Programm der Tour gegen Feminizide

Das Programm reichert sich immer mehr an und wir werden in ganz vielen Städten unterwegs sein! Hier findet ihr das aktuelle Programm: https://contre-les-feminicides.ch/tour-gegen-feminizide/

Falls ihr mit uns mitpedalen möchtet, können wir gerne auch die Übernachtung organisieren! Meldet euch hier an:vom-30-august-bis-1-september-2024-1718992572

Machen wir aus dieser Tour einen Anlass, um das Leben unser Schwestern und Geschwister, die gestorben sind, zu feiern und um dafür zu kämpfen, dass es nie mehr Feminizide gibt!

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Événement

Kundgebung 5 Jahre Ni Una Menos Zürich

Im August 2019 organisierten sich Aktivist*innen in Zürich und gründeten das Ni una menos-Kollektiv Zürich. Dies ist 5 Jahre her! Seit fünf Jahren kämpfen wir gegen das Patriarchat. Wir benennen Feminizide und klagen die Medien für ihre sexistische und rassistische Berichterstattung an. Kollektiv organisieren wir uns und kämpfen feministisch gegen Repression, gegen Unsichtbarkeit und für eine Zukunft ohne Feminizide. Es gibt keinen Grund zum Feiern, sondern es geht um unsere Leben!

Solidarisiert euch jetzt und werdet Teil der internationalen Ni una menos-Bewegung. Es gibt einen kurzen Redebeitrag & Musik.


Kundgebung zu fünf Jahren Ni una menos Zürich ✊💜:

Samstag, 24. August 2024 18:00

📍Ni una menos-Platz (ehem. Helvetiaplatz)

Kommt zahlreich ✊!

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Feminizid

Feminizide in der Schweiz im Jahr 2024

Sie war 55 Jahre alt und arbeitete als Mitarbeiterin in der Gemeinde Vétroz. Sie befand sich in Scheidung und war mit ihrem neuen Lebensgefährten zusammengezogen.

Ihr Ex-Freund hat sie und ihren Lebensgefährten mit einer Schusswaffe ermordet. Wir sind so traurig und wütend, als wir die Nachricht von diesem zerstörten Schicksal hören.

In der Presse erklärt der Gemeindepräsident seine Überraschung, da der Mörder “weit davon entfernt war, ein Rambo zu sein”. Das ist vielleicht das Schockierendste an Feminiziden, dass es sich nicht um Morde handelt, die von Rambos, Verrückten oder Monstern begangen werden. Es handelt sich um ganz gewöhnliche Männer. Oft hört man, dass nichts auf eine solche Tat hätte hindeuten können. Dennoch sind Feminizide nie isolierte Taten, sondern Teil eines Kontinuums der patriarchalen Gewalt.

Wir sind in Gedanken bei den Angehörigen unserer Schwester, die in Vétroz ermordet wurde!

Wir werden den Kampf fortsetzen, um eines Tages in einer Gesellschaft zu leben, in der wir nicht mehr alle zwei Wochen um eine ermordetes Geschwister trauern müssen.

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Internationales

Gerechtigkeit für Sonya

Ein Polizist hat in Illinois die schwarze Frau Sonya Massey in ihrer eigenen Wohnung ermordet, nachdem sie den Notruf wegen eines Einbruchs gewählt hatte. Auf den Bodycam-Aufnahmen ist zu sehen, dass für die Polizisten keinerlei Gefahr bestand. Die Schüsse, die Sonya töteten, fielen, als sie bereits auf dem Boden kniete. Ungefähr tausend Menschen sterben pro Jahr in den USA aufgrund von Polizeigewalt. 30-40 % der getöteten sind schwarze Menschen, außerdem trifft die Gewalt fast immer Menschen, die in Armut leben.

Der Mord an Sonya Massey ist kein Einzelfall. Es ist ein staatlicher Feminizid und ein rassistscher Polizeimord. Schwarze und indigene Menschen leben nicht nur in den USA unter einer systematischen Ungleichheit seit der Kolonialisierung. Indigene Frauen sind laut Statistiken besonders gefährdet von Feminiziden und die Täter bleiben ungestraft, die Morde unsichtbar. Die Ursachen der Gewalt sind auch eng verbunden mit den Institutionen des Staates. Nicht wenige Feminizide werden von Polizisten begannen, häufig mit ihren Dienstwaffen. Gerade in den USA, wo die “Rassentrennung” erst 1964 aufgehoben wurde, ist der Rassismus und das koloniale Denken tief verwurzelt in den staatlichen Strukturen.

In Argentinien sind ca 13 % der Feminizide, die jeden Tag passieren, Morde durch Polizisten. Darum richtet sich der Protest von Angehörigen und Aktivist*innen auch häufig gegen Polizeigewalt. Oft sind die Täter bereits bekannt, werden von Partnerinnen angezeigt. Doch es passiert nichts, es gibt keine Strafen für die Täter, weitere Gewalttaten werden nicht verhindert. Das System ist zutiefst gewaltvoll und patriarchal und insbesondere schwarze und indigene Frauen und Queers sind in diesem System nicht schützenswert.

Weltweit kämpfen die Betroffenen von patriarchaler Gewalt gemeinsam um ihr Leben und um eine bessere Welt!
Wir fordern Gerechtigkeit für Sonya Massey!

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Feminizid

Feminizide an trans Frauen und Sexarbeiterinnen sind unsichtbar

Mit Wut haben wir von dem Fall einer trans Sexarbeiterin gelesen, die 2022 in Vevey bei einem Kunden gestorben ist, der beschuldigt wurde, sie sterben zu lassen, ohne etwas dagegen zu unternehmen. Derzeit findet ihr Prozess statt. Der Mann wollte sie nicht bezahlen und griff sie an. Er ließ sie einfach auf dem Boden liegen und ignorierte ihre Hilfeschreie. Scheinbar hatte sie einen Herzfehler, weshalb sie schließlich in seiner Wohnung starb. Er schaute einfach zu. Für uns ist klar, dass es sich um einen Feminizid handelt. Es bestürzt uns und macht uns zutiefst traurig, was sie durchmachen musste. Sexarbeiterinnen sind einer besonderen Gefahr ausgeliefert. Ihre Arbeit ist häufig illegalisiert und daher ist es für sie besonders schwer, Hilfe zu finden. In vielen Ländern ist der Arbeitsmarkt für trans Menschen schwer oder gar nicht zugänglich. Es ist wahrscheinlicher für trans Menschen in einem prekären Arbeitsverhältnis zu landen. In Brasilien zum Beispiel arbeiten oder arbeiteten laut ANTRA (Associação Nacional de Travestis e Transexuais) 90 Prozent der trans Bevölkerung als Sexarbeiterinnen. Laut einer Studie von ANTRA wurden 2020 175 trans Menschen in Brasilien ermordet, 65% der Opfer verdienten ihren Lebensunterhalt mit Sexarbeit. 71 % von ihnen starben in offiziellen Einrichtungen. Die Gewalt hängt zusammen! Trans Frauen werden nicht ausschließlich aufgrund ihrer Identität als Frau angegriffen, sondern auch deshalb, weil ihre Identität allgemein nicht anerkannt wird. Feminizide an trans Frauen sind oft schlechter dokumentiert, sie sind unsichtbar für die Gesellschaft. Wir wollen die Gewalt sichtbar machen! Wir trauern um unsere Schwester und wir stehen in Solidarität mit allen von patriarchaler Gewalt betroffenen Menschen. Gegen patriarchale Gewalt kämpfen wir gemeinsam!

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Feminizid

Feminizide machen keine Ferien

Wir betrauern ein weiteres Opfer patriarchaler Gewalt: Am letzten Samstag, dem 6. Juli 2024, wurde in Sursee (LU) eine 57-jährige Frau getötet von ihrem Lebenspartner getötet. Unsere Gedanken sind bei ihren Freund*innen und Angehörigen, wir wünschen ihnen viel Kraft und Mut.
Der Tod der 57-jährigen Frau, deren Namen wir leider noch nicht kennen, erfolgte nach einer etwas längeren Zeit, während der erfreulicherweise kein Feminizid mehr verübt wurde. Wir kennen die genauen Umstände des Feminizids in Sursee nicht und werden sie vielleicht nie kennen – das in der Schweiz sehr ausgeprägte Bedürfnis zum Schutz der Privatsphäre führt dazu, dass wir in der Regel nicht einmal den Namen oder das Gesicht der getöteten Person kennen.
Was wir jedoch wissen ist, wie gefährlich die Ferienzeit für Personen ist, die patriarchale Gewalt erleben. Diese scheinbar stressfreie Zeit ist leider für viele Menschen ein Moment, bei dem der Gewalt ausübenden Person nicht mehr ausgewichen werden kann. In die Ferien zu fahren, Ferien zu planen oder – im Falle einer Trennung – gemeinsamen Ferien nachzutrauern lässt viele Gewaltsituationen eskalieren. Warme Temperaturen und grosse Sportanlässe sind ebenfalls Risikofaktoren.
Wir werden vermutlich nie wissen, ob der Feminizid in Sursee hätte verhindert werden können. Wir wissen aber mit Bestimmtheit, dass weitere Feminizide keine Fatalität sind! Schaut hin und schaut zueinander, wenn in eurer Nachbarschaft oder eurem Umfeld patriarchale Gewalt stattfindet. Sucht Hilfe, wenn ihr selber betroffen seid oder etwas beobachtet. Meldet euch bei uns, falls ihr Adressen von Anlaufstellen und Unterstützung braucht.
Mit Solidarität und gemeinsamem entschlossenem Handeln entwurzeln wir das Patriarchat und seine Gewalt!