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✊Internationaler Kampftag gegen patriarchale Gewalt✊

❤️‍🔥Kundgebung zum 25. November❤️‍🔥

Bis jetzt wurden im Jahr 2024 in der Schweiz 18 Frauen ermordet. 18 von denen wir wissen. Feminizide werden von den bürgerlichen Medien und Justiz verharmlost und legitimiert, obwohl alle zwei Wochen eine Frau Opfer eines Feminizids wird.

Unter Feminizid verstehen wir die Morde an Frauen und Mädchen aus frauenfeindlichen Motiven.
Das betrifft auch feminisierte Menschen, also Menschen, die gesellschaftlich in die Kategorie Frau
gezwungen werden, obwohl sie sich mit einem anderen Geschlecht identifizieren, etwa als nicht-binär oder trans.

Weltweit werden Flinta-Personen von Faschisten gehetzt, vom Kapitalismus ausgebeutet und vom Rassismus und Patriarchat ermordet. Sie wollen die bestehenden Machtverhältnisse schützen und ihre Privilegien weiter ausbauen.

Kollektiv organisieren wir uns gegen diese mehrfache patriarchale Gewalt und solidarisieren uns mit feministischen Kämpfen weltweit. Wir benennen diese lebensgefährlichen Ungerechtigkeiten und kämpfen kollektiv für eine Welt ohne toxische Männlichkeit, sexualisierte Gewalt und Feminizide.

Am 25. November werden wir auf dem Ni-Una-Menos-Platz (ehem. Helvetiaplatz) um 19:00 den Ermordeten, den Überlebenden und den Hinterbliebenen gedenken.

Die Nacht wird lang sein ✊❤️‍🔥.

Kollektive Wut geballt gegen patriarchale Gewalt!
Wir wollen uns lebend!
Ni una menos!

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Internationales

Eindrücke eines revolutionären Aufstands im Iran

Dies ist die Zusammenfassung eines Podcast, in dem Chowra Makaremi, eine französische Wissenschaftlerin mit iranischen Wurzeln, erklärt, wie der Aufstand der Jin JiyanAzadî Bewegung die Säulen des iranischen Regimes ins Wanken gebracht hat. Sie beleuchtet insbesondere, wie Solidarität und Empathie das Gefühl der Gleichgültigkeit in der Gesellschaft ersetzt haben. Ihre Analyse über die Verankerung des Protests in der Macht der Trauer und wie sich die Forderung nach Gerechtigkeit für die Ermordeten von den direkt betroffenen Familien auf die gesamte Bevölkerung ausgeweitet hat, gibt uns Denkanstösse für unsere Kampagne gegen Feminizide. Rüttelt der Kampf gegen

  • Feminizide an den Grundpfeilern der Schweizer Regierung?
  • Was führt dazu, dass jedes Jahr Dutzende von Feminiziden in Gleichgültigkeit begangen werden können?
  • Wie kann man die Hoffnung als Kampfpraxis kultivieren?
  • All dies sind Fragen, die uns Chowra Makaremi anregt, zum darüber nachzudenken.

Am 16. September 2022 stirbt die kurdisch iranische Studentin Mahsa Jina Amini in Polizeigewahrsam, nachdem sie von der Polizei festgenommen wurde, weil sie ihren Schleier falsch getragen hatte. Am selben Tag geht das Land in Flammen auf und während der Demonstrationen legen mehrere Frauen ihren Schleier ab und marschieren unter anderem mit dem Ruf “Frau, Leben, Freiheit”, der sich an dem kurdischen feministischen Slogan “Jin Jiyan Azadî” orientiert, durch die Strassen. Die Demonstrationen erstrecken sich über das ganze Land und zeigen eine seltene Solidarität zwischen den verschiedenen ethnischen Gruppen sowie zwischen unterschiedlichen Geschlechtern. Diese Bewegung, deren Ausmass in der Geschichte des Mullah-Regimes beispiellos ist, wirft eine alte Frage der politischen Philosophie auf, nämlich die nach der Möglichkeit von Aufstand, Ungehorsam und Revolution.

Chowra Makaremi ist Anthropologin, Forscherin am CNRS und Spezialistin für staatliche Gewalt. In ihrem Buch “Femme Vie Liberté” erzählt sie die Chronik dieses Aufstandes aus der Distanz. Auch wenn die grossen Demonstrationen schliesslich zum Erliegen kamen und die Regierung standhielt, handelte es sich ihrer Meinung nach um einen revolutionären Aufstand, der mehrere Pfeiler der seit der Revolution von 1979 bestehenden Islamischen Republik frontal angriff.

  • Wann hört eine Gesellschaft auf, daran zu glauben, dass sich durch Wahlen etwas ändern lässt?
  • Was führt dazu, dass ein Regime zusammenbricht oder eben nicht
  • Was macht eine Revolution aus?

Der Aufstand, der 2022 im Iran begann, hat revolutionäre Ausmasse, weil er alle Bevölkerungsschichten vereint, überall im Land gleichzeitig stattfindet und einen Sturz des Regimes fordert. Die Bewegung Frau Leben Freiheit hat die roten Linien des Regimes überschritten, indem sie bestimmte Themen in den Mittelpunkt der Debatte stellte, über die nicht gesprochen und über die nicht verhandelt werden durfte. Diese roten Linien wurden von einem Terrorregime gezogen, das Gewalt normalisiert und sie so verleugnet. Die Frage der Kopftuchpflicht ist eine dieser roten Linien, die lange Zeit Gegenstand von Verhandlungsversuchen war, ohne jemals in Frage gestellt zu werden. In den Jahren 2000-2010 kämpften iranische Feminist*innen, die bereits äusserst aktiv und sehr gut organisiert waren, für absolut wichtige Reformen wie Bürgerrechte, Erbschaftsfragen oder das Recht, Sport zu treiben. Ihre Strategie bestand darin, zu verhandeln, was verhandelt werden konnte, ohne die Grundlagen des Regimes in Frage zu stellen.

Wenn Frauen im Jahr 2022 auf die Strasse gehen, ihren Schleier ablegen und ihn verbrennen, verwandeln sie die Grenzen des öffentlichen Raums in Barrikaden. Dieser Aufstand ist revolutionär, weil er die Säulen des Regimes ins Wanken bringt, mit denen es seine Hegemonie aufrechterhalten und eine Macht sichern kann, die nicht nur durch die Kraft der Kalaschnikow funktioniert, sondern auch durch einen Zusammenhalt und Zustimmung, durch den der Status quo von der Zivilgesellschaft bis zu einem gewissen Grad akzeptiert wird. 

Die drei Säulen, die 2022 zusammenbrachen, sind das Affektregime, die Werte und die Modi der kollektiven Identifikation. 

Die kollektive iranische Identität wurde um eine Gründungserzählung herum aufgebaut, in der das Mullah-Regime als einziger legitimer Erbe der Revolution von 1979 dargestellt wird, wobei die Märtyrer der Revolution von 1979 und des Irakkriegs gefeiert wurden. Doch im Jahr 2022 stimmte die iranische Identität plötzlich nicht mehr mit der Identität der Islamischen Republik überein. Iranische Fans pfiffen ihre Nationalmannschaft während der Weltmeisterschaft in Katar im Fussballstadion aus. Slogans wie “Ich werde kämpfen, ich werde sterben, ich werde den Iran befreien” wurden skandiert. Der Iran wurde plötzlich als von einer Clique der herrschenden Eliten besetzt wahrgenommen und es kam zu einer Trennung zwischen der wahrgenommenen Realität im Iran und der Islamischen Republik. Diese Trennung ist jedoch relativ neu.

Der Aufstand von 2022 führt auch zu einer Umkehrung der Werte, in dem Mut statt Vorsicht gelebt wird. Es kursieren Videos, in denen junge Mädchen sich gegen Milizionäre wehren, die sie auffordern, sich erneut zu verhüllen. Diese Formen von Widerstand auf der Strasse wären vor einigen Jahren noch als Wahnsinn oder Hysterie wahrgenommen worden. Oder wären vielleicht als Formen des radikalen Extremismus gesehen worden. 

Diese Veränderung des Wertesystems ermöglicht eine Veränderung des Affektregimes, das auf Gleichgültigkeit beruhte. Diese Gleichgültigkeit, die mit dem Individualismus und der Atomisierung der Gesellschaft einherging, verhinderte, dass Empathie für andere empfunden wurde. Diese Gleichgültigkeit ist ein soziales Konstrukt – und ein Schlüsselelement des Regimes, um seine Hegemonie aufrechtzuerhalten. Es ist die gleiche Gleichgültigkeit, die dazu führt, dass man an Menschen, die bei Minusgraden auf der Strasse leben, vorbeigehen und diesen Zustand akzeptieren kann. Es bedarf einer ganzen sozialen Ordnung, um solche Dinge zuzulassen. In ähnlicher Weise wurden im Iran die Familien von politischen Gefangenen in einen Freizeitpark namens Luna Parc gerufen, um Nachrichten von ihren Angehörigen zu erhalten. Ich habe das erlebt, als ich klein war und meine Mutter im Evin-Gefängnis inhaftiert war. In diesem extrem gewalttätigen Raum, in dem Mütter zusammenbrachen, weil ihnen die Hinrichtung ihrer Kinder angekündigt wurde, und von den Wärtern gewaltsam abtransportiert wurden, assen Menschen Eis und Zuckerwatte und amüsierten sich. Jahre später, wenn ich zurückblicke, denke ich, dass das völlig verrückt war. Um diese Gleichgültigkeit herzustellen, spielt die staatliche Gewalt eine grundlegende Rolle. Paradoxerweise führt die Tatsache, dass viele öffentliche Hinrichtungen mit einer öffentlichen Inszenierung stattfinden, dazu, dass man sich daran gewöhnt. Es wird zu etwas Alltäglichem, aber auch zu einem Spektakel, das der Bevölkerung zeigt, auf welchem Level sie sich befinden. Die Frage der Toleranzschwelle ist wichtig in einem Land wie dem Iran, wo die Todesstrafe nicht nur für den Verkauf von Drogen, sondern auch für den blossen Besitz von Drogen gilt. Und die Tatsache, dass viele junge Männer wegen Drogen hingerichtet werden, erhöht die Schwelle der Empfindlichkeit für Gewalt. Dadurch kann mehr politische Gewalt ausgeübt werden. Doch im Jahr 2022 gab es kein Rückzug in die Gleichgültigkeit, stattdessen bedeutete der Tod von Mahsa Jina Amini die Rückkehr von Empathie und Solidarität. Formen des Protests, die zuvor nur von Aktivist*innen und Familienangehörigen politischer Gefangener genutzt wurden (wie z.B. die Forderung nach Gerechtigkeit für die Toten) wurden auf die gesamte Zivilgesellschaft ausgeweitet. Der Protest gegen die Macht hat sich mit der Trauer verbunden sowie mit einer Art und Weise, sich äusserst solidarisch und empathisch zu zeigen. Die Emotionen angesichts der Ungerechtigkeit des Todes von Mahsa Jina Amini wirkten auf die Mobilisierung einer Bewegung, die das Land innerhalb weniger Tage in Brand setzte. Die Bevölkerung hörte auf, sich von den Familien der Hingerichteten abzuwenden und sich von ihnen zu distanzieren, wie meine Familie es in den 1980er Jahren am eigenen Leib erfahren hatte. Der Jin-Jiyan-Azadî-Aufstand forderte über 500 Todesopfer, aber trotz der Unterdrückung und Repression, trotz des Risikos, verhaftet, gefoltert und zum Tode verurteilt zu werden, protestierten die Iraner*innen weiter. Die wiedergewonnene Empathie ging über die Familien der Opfer hinaus und war die emotionale Triebfeder der Revolte.

Wenn man mich fragt, ob der Aufstand eine Chance hat, die Macht zu stürzen, denke ich, dass wir uns im Herzen eines politischen und philosophischen Missverständnisses befinden.

Man braucht keine guten Gründe, um optimistisch zu sein, denn die Frage des politischen Mutes artikuliert sich in der Hoffnung. Wenn man auf den Bus rennt, überlegt man nicht die ganze Zeit, ob man ihn erreicht oder nicht, sondern man rennt, weil man ihn erreichen will. Auch als das ukrainische Volk einer totalen Invasion Russlands gegenüberstand, bewerteten sie nicht ihre Erfolgschancen, da es darum ging, sich in einen Überlebenswiderstand zu begeben. Das Problem ist, dass wir hier (in Westeuropa) die Praxis der Hoffnung als eine Praxis des Kampfes, eine kollektive Praxis, verloren haben. Mut ist etwas, mit dem man in Resonanz geht – etwas, dem man ein Echo gibt, und nicht etwas, das man von aussen beklatscht, indem man seine Erfolgschancen bewertet. Wir stehen hier vor enormen politischen und sozialen Herausforderungen und sind nicht kollektiv gewappnet, um sie zu bewältigen, da wir jede Praxis der Hoffnung und jede politische Vorstellung davon, wozu Mut dient, verloren haben.

Wenn wir anfangen, den Iraner*innen zu applaudieren, sind wir verloren. Es geht im Gegenteil darum, von ihnen zu lernen, um einschätzen zu können, wie revolutionäre Aufstände immer wieder die Möglichkeit eröffnen, scheinbar unumstössliche Ordnungen zu stürzen. Denn auf diese Weise wird Hegemonie aufgebaut, indem der Eindruck erweckt wird, dass die Fiktion der Macht die Realität der Macht ist. Das Regime im Iran stand auf ideologischen Säulen, die ihm nicht nur den Gehorsam, sondern auch die Zustimmung des Volkes sicherten, indem es eine Politik der Gewalt und der Leugnung dieser Gewalt kombinierte, die Geschichte umschrieb und die Fiktion einer möglichen Reform vorgaukelte. Der Aufstand von 2022 hat diese Säulen aufgelöst und auch wenn die Demonstrationen selten geworden sind, hat die Islamische Republik endgültig ihre Legitimität verloren und hält sich nur noch mit Gewalt aufrecht. Daher ist sie früher oder später zum Fallen verurteilt.

Der Podcast zum Anhören hier (auf Französisch):

https://www.arteradio.com/son/61685349/quoi_tient_une_revolution

Und ihr Buch: “Frau! Leben! Freiheit!”, das die vielfältigen Ursprünge des Jin-Jiyan-Azadî-Aufstandes identifiziert und versucht, den revolutionären Umschwung dieser Bewegung zu erfassen:

https://www.editionsladecouverte.fr/femme__vie__liberte_-9782348080449

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Aktion Événement

Demo gegen patriarchale Gewalt in Biel!

Haben Sie in den Strassen von Biel rote Schuhe gesehen? Das ist ein Symbol, das auf der ganzen Welt verwendet wird, um an die Opfer von Feminiziden zu erinnern. Wir haben sie mit einem Link zu diesem Demonstrationsaufruf versehen, weil Feminizide kein unabwendbares Schicksal sind und wir uns organisieren wollen, um gemeinsam gegen patriarchale Gewalt zu kämpfen.

Demo Aufruf

Der 25. November ist der internationale Tag, der dem Kampf gegen patriarchale Gewalt gewidmet ist. In der Schweiz wird alle zwei Wochen eine Frau aufgrund ihres Geschlechts umgebracht. Die Zahl der Feminizide ist sicher höher, aber Staat und Medien tun so, als ob es sich um Einzelfälle handle. Dabei werden Feminizide durch ein ganzes System ermöglicht, das Diskriminierung und geschlechtsspezifische Gewalt normalisiert. Für FINTA*-Personen ist patriarchale Gewalt die erdrückende Realität des Alltags. Weil unsere Meinung weniger wert ist, als die Meinung eines Cis-Mannes, weil wir ohne unser Einverständnis angefasst werden, weil Menstruationsarmut unsere Realität ist, weil unser „Nein“ nichts wert ist, weil wir delegitimiert werden, wenn wir die Normen der Weiblichkeit nicht erfüllen, aber auch, wenn wir sie „zu sehr“ erfüllen, weil wir bei gleichen Fähigkeiten nicht die gleichen Chancen und Gehälter haben, weil alle über unsere Körper bestimmen können, weil wir keine Rechte an unseren Körpern haben, weil unsere Arbeit kostenlos sein muss, weil die Medizin sich nicht um unsere Körper kümmert, weil wir gefährdet sind, wenn wir Beziehungen mit Cis-Männern haben, weil wir im öffentlichen Raum gefährdet sind, weil unsere Leben wenig Wert haben.

Das patriarchale System, das uns erdrückt, ist stark verknüpft mit dem kapitalistischen System, das nur überlebt, indem es die Mehrheit der Menschheit ausbeutet, um die Interessen der herrschenden Klasse zu schützen. Gegen dieses System zu kämpfen bedeutet, an der Seite von und für alle Menschen zu kämpfen, die aufgrund ihrer Herkunft Opfer dieser und anderer Gewalt sind. So wie die Frauen und Queers in Palästina, die einen Genozid erleiden.  Die globale feministische Bewegung ist eine treibende Kraft im Kampf gegen Ausbeutung. Heute spielen Frauen eine historische Rolle in den Befreiungskämpfen in Kurdistan, im Sudan oder im Iran. Die Macht liegt in der kollektiven Organisation. Wir müssen uns in Wut und Zärtlichkeit verbünden. Die Veränderung wird von den Unterdrückten ausgehen, weil die Macht der Herrschenden für sie bequem ist und sie das Leid aller anderen nicht sehen können und wollen. Unser Ziel als Feminist*innen ist es, das ans Licht zu bringen, was die herrschenden Institutionen und Gruppen nicht sehen wollen, und die Gewalt, die als normal angesehen wird zu entnormalisieren.

Mach mit!

  • 23.11: Wir treffen uns um 12:30 Uhr am Bahnhof Biel, um gemeinsam mit dem Zug zur nationalen Demo in Bern zu fahren (die Demo beginnt um 14:00 auf der Schützenmatte).
  • 25.11: 18:30 Uhr, Engelsbrunnen in Biel, Nachtspaziergang mit Fackeln.

Zum Nachtspaziergang am 25. Nov. in Biel

Warum eine Demo ohne Cis-Männer?

FINTA*-only Anlässe sind kein Ziel an sich, aber ein starkes Mittel zur Emanzipation unterdrückter Personengruppen. De facto werden viele Räume in unserer Gesellschaft von Cis-Männern besetzt. Wir wollen den Raum zurückerobern und gemeinsam stärker werden. Cis-Männer können und müssen sich gegen patriarchale Gewalt engagieren, die Gelegenheit dazu, haben sie an jedem anderen Tag.

Warum eine unbewilligte Demo?

Weil wir uns weigern die Regeln von unterdrückenden Institutionen, welche das Patriarchat schützen, zu befolgen. Auf die Strassen zu gehen, uns zu versammeln, unsere Meinung zu sagen, ist unser Recht. Wir nehmen uns das Recht auf Widerstand, um unsere Existenz und die aller anderen unterdrückten Menschen zu verteidigen.

Gemeinsam sind wir stark! Come together and fight <3 avec Amour et Rage  <3

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Feminizid

15. und 16. Feminizide

Wir haben soeben erfahren, dass ein Vater seine Lebensgefährtin und ihre Tochter in der Nacht ermordet hat. Wir möchten vor Wut und Trauer schreien! Wir denken sehr stark an die Angehörigen der Opfer, an die Klassenkamerad*innen der Tochter und senden ihnen viel Kraft.
Wieder einmal sind wir bestürzt über die Art und Weise, wie die Presse über diesen Doppel-Feminizid berichtet. Einige sprechen von einem „Familiendrama“ und wagen es sogar zu titeln, dass das Paar „über seine Verhältnisse gelebt hat“. Feminizide sind Besitzverbrechen, die alle dadurch miteinander verbunden sind, dass sie nicht hätten begangen werden können, wenn wir nicht in einer zutiefst frauenfeindlichen Gesellschaft leben würden, die sexistische Diskriminierung banalisiert.
Im vergangenen Sommer erklärte die Polizei des Kantons Neuenburg in einer Pressemitteilung, dass in den letzten zehn Jahren 10 der 11 Morde, die im Kanton stattfanden, Feminizide waren. Diese Tatsache versucht unsere Regierung vor uns zu verbergen, indem sie sich weigert, Statistiken über Feminizide zu erstellen: Die Mehrheit der Morde in der Schweiz sind Feminizide!
Aber wir werden nicht locker lassen, bis alle möglichen Präventionsmassnahmen ergriffen wurden, um patriarchale Gewalt zu verhindern. Wir wissen aber auch, dass alle Massnahmen der Welt nicht ausreichen werden, solange wir in einem kapitalistischen System leben, das auf dem Patriarchat basiert.

Aus diesem Grund rufen wir alle Menschen dazu auf, am 25. November – dem Tag gegen patriarchale Gewalt – auf die Strasse zu gehen. In der ganzen Schweiz werden zahlreiche Demonstrationen stattfinden. Wir werden die Aufrufe weiterleiten!Gemeinsam gegen patriarchale Gewalt!

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Feminizid

14. Feminizide

Am 23. Oktober 2024, wurde in der Schweiz eine weitere Frau getötet. Sie wurde 61 Jahre alt.
Das ist der 14. Feminizid in der Schweiz dieses Jahr.
Die Frau, deren Namen wir leider nicht kennen, wurde um 17.30 tot aufgefunden. Wir wissen nicht, wie es euch geht, aber für uns ist es unerträglich, uns vorzustellen, was passiert ist. In unserem Kopf finden Feminizide in der Mitte der Nacht statt. Vermutlich, weil sie so unerträglich sind, dass wir uns ausdenken müssen, dass sie nicht tagsüber, als Teil eines normalen Tages stattfinden können. Auch weil wir gelernt haben, dass Gewalt an Frauen nicht vor den Augen aller geschieht.
In Wirklichkeit ist diese Gewalt Teil des Alltags in der Schweiz. Wir alle sehen sie, wir entscheiden bloss, die Augen zu verschliessen. Feminizide finden selten in der Nacht statt, sondern viel häufiger tagsüber. Und sie sind keine Affekt-Tat, sondern das tragische und absehbare Ende einer Gewaltspirale.
So unerträglich es auch ist: Denken wir daran, was die 61-Jährige aus Brig-Ried vor ihrem Tod hat durchmachen müssen. Schauen wir in Zukunft hin und schreiten wir ein, sobald wir Gewalt bemerken. Für unsere tote Schwester aus Brig-Ried, für ihre Hinterbliebenen und für uns alle.

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Internationales Statement

Eine Koalition aus 30 Schweizer Kollektiven unterstützt den feministischen Kampf in Österreich

Sechs Genoss*innen wurden in Österreich verhaftet und der kriminellen Organisation angeklagt, weil ihnen vorgeworfen wird, die Wände der Büros der Regierungsparteien ÖVP und FPÖ farbig gestaltet zu haben. 

“Ni una menos”, “Wand der Feminizide” oder “Unser Blut an euren Händen – Unsere Wut auf euren Wänden” sind nur einige der Botschaften, die als Antwort auf die Feminizide in Österreich in den letzten Monaten auf den Wänden hinterlassen wurden. Wie überall ist auch in der österreichischen Gesellschaft patriarchale Gewalt eine tödliche Gefahr für Frauen und genderqueere Personen. Im Jahr 2023 gab es in Österreich 42 Feminizide, von denen bekannt ist (1). Im Jahr 2024 wurden bereits 22 Frauen durch Feminizide aus dem Leben gerissen. Im Februar dieses Jahres wurden an einem einzigen Tag fünf Feminizide begangen. Jeder einzelne Feminizid ist einer zu viel!

Wir, die unterzeichnenden Organisationen, erklären unsere uneingeschränkte Solidarität mit den sechs Genoss*innen, die von Repression in Form von Hausdurchsuchungen, Bedrohungen mit schweren Schusswaffen, und Verhaftungen betroffen sind. Diese Angriffe stehen in einer langen Tradition der staatlichen Unterdrückung und Einschüchterung von Menschen, die sich für soziale Gerechtigkeit, Solidarität und gegen Ungleichheit einsetzen.

Die Geschehnisse in Innsbruck zeigen einmal mehr, wie Aktivist*innen, die sich kritisch gegenüber den bestehenden Machtstrukturen äussern, kriminalisiert werden. Hausdurchsuchungen, Verhaftungen und die Beschlagnahmung persönlicher Gegenstände sind nicht nur ein Angriff auf die betroffenen Individuen, sondern auch auf alle, die sich für eine gerechtere und solidarischere Gesellschaft einsetzen.

Im Auftrag der Staatsanwaltschaft Innsbruck wurden mit maskierten und schwerbewaffneten Spezialeinheiten in mehreren Wohnungen sowie dem linken Lokal „Il Corvo“ Hausdurchsuchungen durchgeführt. Beim Einsatz wurden Menschen mit schweren Waffen bedroht, Spürhunde eingesetzt, sämtliche Wohnungstüren aufgebrochen und jene Zimmertüren eingetreten, die versperrt waren. Der gesamte Einsatz wurde videodokumentiert.

Der österreichische Staat wendet ein solches Ausmass an Gewalt an, um gegen Farbe an Gebäuden vorzugehen, welche die völlig ignorierte Epidemie von patriarchaler Gewalt und Feminiziden sichtbar macht. Die Farbe an der Wand hat keine einzige Person verletzt oder bedroht, im Gegenteil sie macht vielmehr auf die alltägliche Gewalt gegen Frauen und genderqueere Menschen aufmerksam. Und öffentliche Aufmerksamkeit ist dringend notwendig, wenn wir weitere Feminizide verhindern wollen. Der Staat hingegen übt direkte Gewalt und Repression gegen politisch links handelnde Menschen aus, anstatt Mittel und Ressourcen in Gewaltprävention zu stecken und Feminizide zu stoppen. Dabei sehen wir die Reaktion und die Gewalt der Polizei auf die Wand der Feminizide auch als ein Ausdruck der Angst, weil die österreichische Regierung weiss, dass sie für jeden dieser Feminizide (mit)verantwortlich ist. Jeder Tag, an dem die Regierung weiterhin ein patriarchales Herrschaftssystem aufrechterhält, macht sie sich des Feminizids schuldig. Widerstand gegen dieses System mit allen Mitteln, die uns zur Verfügung stehen, ist legitim und notwendig.

Die Geschichte der (queer)feministischen Bewegungen zeigt, dass der Staat starke Repression gegenüber Menschen ausübt, die für eine gewaltfreie Welt kämpfen. Die Geschichte zeigt aber auch, dass es wichtig ist, dieser Repression gemeinsam entgegen zu stehen. In einer Zeit, in der sich soziale Ungerechtigkeiten und ökologische Krisen verschärfen, ist es von entscheidender Bedeutung, dass wir uns nicht durch staatliche Repression einschüchtern lassen. Wir stehen Seite an Seite mit den betroffenen Genoss*innen und lassen uns durch diese Angriffe nicht spalten oder mundtot machen. Unser gemeinsamer Kampf gegen patriarchale Gewalt, Ausbeutung, Unterdrückung und staatliche Willkür wird weitergehen.

Wir fordern die sofortige Einstellung aller Ermittlungen gegen die betroffenen Aktivist*innen, sowie die Rückgabe aller beschlagnahmten Gegenstände. Darüber hinaus verurteilen wir die systematische Repression, die gegen soziale Bewegungen, Aktivist*innen und Menschen, die sich kritisch gegenüber dem Staat äussern, gerichtet ist.

Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass die Regierungen und Staaten nicht freiwillig zur Beendigung des patriarchalen Systems beitragen. Angesichts der hohen Zahlen von Feminiziden und patriarchaler Gewalt können wir nicht nur freundlich darum bitten, wir müssen gemeinsam und auf verschiedenen Wegen für eine feministische Welt kämpfen. Wir rufen alle sozialen und demokratischen Organisationen auf, sich zu mobilisieren und ihre Stimme gegen diese beispiellose Kriminalisierung der feministischen Bewegung in Österreich zu erheben.

In Solidarität mit allen, die für eine bessere Welt kämpfen!

(1) https://www.aoef.at/index.php/zahlen-und-daten

Unterzeichnende Kollektive

– Collectif féministe Valais

– Feministisches Streikkollektiv Zürich

– Migrant Solidarity Network

– Offensive gegen Feminizide/ Offensive contres les féminicides

– Ni una menos-Kollektiv Zürich

– Solidarisches Bündnis Bern

– Megafon

– Berns revolutionäre Jugend

– NoWef Winterquartier Bern

– frau-kunst-politik e.V. München

– Nous Serons Le Feu

– Bewegung für den Sozialismus Zürich

– Ni una menos Basel

– AKuT 

– Feministisches Kollektiv Thun-Berner Oberland

– Fédération Libertaire des Montagnes

– Grève du Climat Neuchâtel

– Klimastreik Bern

– Projet Evasion

– Verein Klimaprozesse (Bern)

– Bewegungsfreiheit für alle!

– Queers for Palestine Bern

– JUSO Schweiz

– Bibliothèque éco-féministe de Bienne, La Bise

– Orghan

– Feministischer Salon Schaffhausen

– Sex Workers Collective

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Feminizid

11. September 2024 in Chiasso: Es war Feminizid!

Ein ursprünglich als Herzinfarkt deklarierter Todesfall hat sich als Feminizid herausgestellt. Am 11. September 2024 wurde in Chiasso eine 40-jährige Frau von ihrem Ehemann ermordet.

Einmal mehr berichten die Medien und die Polizei, als ginge es nicht um einen Menschen, deren Leben ausgelöscht worden ist. Wir müssen das genaue Vorgehen des Täters nicht kennen, uns ist egal, aus welchem Land er stammte und wir haben genug davon, immer wieder die gleiche Fassungslosigkeit von Nachbar*innen aufgetischt zu bekommen. Ein Feminizid dient genau dazu, das gesamte Leben einer Person auszulöschen. Die Medien und die Polizei unterstützen den Täter einmal mehr bestens dabei.

Wir möchten mehr über sie wissen, als ihre Herkunft und wie sie genau gestorben ist. Wir möchten wissen, wie sie hiess, was sie gerne tat, worüber sie lachte, was ihr Lieblingsessen war, was für Pläne und Träume sie hatte… Sie war so viel mehr als bloss das Opfer eines weiteren Feminizids und sie wird schmerzlich vermisst werden.

Je mehr wir über die getöteten Frauen erfahren, je mehr wir im Kontakt sind mit ihren Freund*innen und Angehörigen, desto mehr sind wir entschlossen, weiterzukämpfen. Lassen wir nicht zu, dass uns die Möglichkeit genommen wird, um unsere verlorenen Schwestern und Geschwister zu trauern. Sprechen wir darüber, wer sie waren und weshalb sie uns fehlen. Der Schmerz und die Trauer machen uns stärker und solidarischer. So entwurzeln wir das Patriarchat und verhindern weitere Feminizide!

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Internationales

Proteste nach 4 Feminiziden in der Türkei

In den vergangenen Tagen gab es in der Türkei vier brutale Morde an Frauen. Bedriye Işık wurde in Amed von ihrem Ehemann getötet, der Täter war Gefreiter der türkischen Armee. In Mersin-Mezitli wurde Sonay Öztürk von ihrem vermeintlichen Liebhaber erwürgt. Ein Doppelfeminizid in Istanbul löste ebenfalls grosses Entsetzen aus: Der gleiche Täter ermordet Ayşenur Halil und Ikbal Uzuner. Der Täter zerstückelte Ikbal und stürzte sich dann selbst von der Stadtmauer. Er war bereits vorher polizeibekannt und mehrmals in psychischen Einrichtungen. Er hatte schon in der Vergangenheit gewaltvolle Äusserungen gegenüber Frauen gemacht.

Laut der Plattform “Wir werden Feminizide stoppen” (KCDP) sind in der Türkei dieses Jahr bereits 292 Frauen ermordet worden. Somit vergeht in der Türkei kein einziger Tag ohne einen Feminizid, wobei nicht einmal die Fälle von versuchten Feminiziden mitgezählt werden. Zudem müssen wir davon ausgehen, dass es eine Dunkelziffer an Gewalttaten gibt, über die Medien nicht berichten.

Die Fälle lösten eine Welle von Demonstrationen aus, welche sich auch gegen die Regierung und die Polizei richten. Gerade die Polizei bietet keinen Schutz für Betroffene, Anzeigen werden ignoriert, die Betroffenen werden nicht ernst genommen. Auch der türkische Staat beteiligt sich an der patriarchalen Unterdrückung. Erst 2021 trat die Türkei durch ein Dekret des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan aus dem Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt (auch bekannt als Istanbul-Konvention) mit der Begründung aus, es schade der Einheit der Familie und fördere Scheidungen. Die Plattform KCDP, welche von Familienangehörigen von Feminizidopfern und Frauen aus verschiedenen Organisationen gegründete wurde, sah sich 2022 mit einem Verbotsverfahren konfrontiert, da sie nach Ansicht der türkischen Behörden gegen „Gesetz und Moral“ handeln.

Wir wollen unsere Kraft und unsere Solidarität zu unseren Schwestern in der Türkei schicken, die sich dem patriarchalen System trotz jeder Repression, trotz jeder Gewalt Tag für Tag entgegenstellen. Die Fälle zeigen, dass jeder Protest notwendig ist, ob in der Schweiz, der Türkei oder sonst irgendwo. Zusammen können wir die Welt verändern!

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Feminizid

12. Feminizid in der Schweiz im Jahr 2024


Am 6. Oktober 2024 wurde eine 27-jährige Frau aus Afghanistan von ihrem Ehemann ermordet. Der Schweizer Staat ist mitschuldig.


Die verstorbene Frau, von der wir leider nur das Alter und die Herkunft wissen, lebte mit ihrem Mann und zwei Kindern im Asyl- und Koordinationszentrum Bülach (ZH). Am Nachmittag des 6. Oktobers wurde sie vor den Augen mindestens eines ihrer Kinder erstochen. Zu einer Freundin hatte sie zuvor gesagt, sie habe Angst vor ihrem Mann. Die Polizei war schon mehrmals gerufen worden und der Mann vom Asyl- und Koordinationszentrum weggewiesen worden.


Dadurch weist der Feminizid in Bülach erschreckende Parallelen zum Mord an Jamilia auf, die im April 2022 in einer Kollektivunterkunft in Büren an der Aare getötet wurde. Eigentlich müsste die Schweiz, welche die Istanbul-Konvention zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen unterzeichnet hat, gerade geflüchtete Frauen besonders gut schützen. Das Gegenteil ist der Fall!
Das zutiefst patriarchale Familienverständnis des Schweizer Staats sorgt dafür, dass es Frauen Partner während des gesamten Asylverfahrens (das oft jahrelang dauert) praktisch unmöglich ist, ihren Partner zu verlassen. Auch wenn er gewalttätig ist und ihr Leben bedroht. Frauen und Kinder müssen weiterhin mit gewalttätigen Männernzusammenleben, manchmal in bloss einem einzigen Zimmer.


Unterkunftsleitungen und -angestellte erhalten keine Ausbildung zu geschlechtsspezifischer Gewalt und ignorieren mögliche Präventionsmassnahmen. Vereine haben oft keinen oder wenig Zugang zu den Unterkünften und die Frauen erhalten keine Information zu Unterstützungsangeboten. Der Schweizer Staat, das Schweizer Asylwesen und die Unterkunftsleitungen sind vollkommen mitverantwortlich am Tod unserer Schwester am 6. Oktober 2024 und am Tod von Jamilia!


Wir sind in Gedanken mit den Kindern und Freund*innen der getöteten Frau und schicken ihnen ganz viel Kraft. Auch wenn wir den Namen der Frau nicht kennen, so werden wir uns an sie erinnern. Lassen wir nicht zu, dass der Schweizer Staat und das Patriarchat weiter töten! Schliessen wir uns zusammen und kämpfen wir gemeinsam!

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    Aktion Internationales

    Feministische Solidarität für die Genoss:innen in Innsbruck!!