Kategorien
Aktion Feminizid

Banner in Bern

Kategorien
Feminizid

Feminizid in Allaman (VD)

Am 5. Januar wurde eine 46-jährige Frau von einem Mann getötet, der ihren leblosen Körper anschließend in den See warf. Dies ist der erste Feminizid im Jahr 2024.
Sie war Französin und bisher ist nichts weiter über sie bekannt. Sie wird nie wieder ihre Verwandten umarmen, nie wieder mit ihren Freund*innen lachen.
Dies ist der erste Feminizid in diesem Jahr. Im Jahr 2023 wurden 22 Feminizide gezählt, 2022 waren es 16, 2021 26. Ein Feminizid alle zwei bis drei Wochen. Diese Regelmäßigkeit lässt uns das Blut gefrieren. Die Untätigkeit der Regierung macht uns krank. Erinnern wir uns daran, dass der Bundesrat im November letzten Jahres versucht hat, die Gelder für die Prävention patriarchaler Gewalt einzufrieren. Die Entscheidung wurde schließlich unter dem Druck von feministischen Gruppen und ihren Verbündeten zurückgenommen.
Doch trotz allem beginnen wir das neue Jahr voller Energie und Entschlossenheit. Hoffnung auch, weil der Kampf gegen Frauenmorde jedes Jahr stärker wird und wir wissen, dass es Tausende von ihnen gibt. Die Verwendung des Begriffs Feminizid durch die Medien ist in den letzten drei Jahren dank unserer Mobilisierung üblich geworden. Wir lassen nicht locker, nicht ein einziger Feminizid mehr!

Kategorien
Feminizid

22. Feminizid in der Schweiz im Jahr 2023

Ein weiteres Mal sind wir in Gedanken beim Umfeld des Opfers und wünschen ihnen viel Kraft und Mut.
Der einzige Presseartikel über die Tat spricht nicht von einem Feminizid. Ohne das hervorragende Rechercheprojekt stopfemizid.ch (das seine Arbeit komplett unbezahlt leistet), hätten wir nichts von diesem Mord erfahren. Es ist äusserst wichtig, dass die Polizei und die Medien beginnen, systematisch das Wort «Feminizid» zu verwenden. Ausserdem braucht es ein nationales und vom Staat finanziertes Register aller Feminizide.
Die Gerichtsverhandlung von Montag stellt trotz allem einen kleinen Fortschritt dar, findet Noëlle Gerber: «Die Anwältin der Zivilklägerinnen und Zivilkläger hat von einem Femizid gesprochen. Noch vor zwei Jahren wäre das undenkbar gewesen.» Das Wort Feminizid stammt ursprünglich aus Lateinamerika und steht für einen – häufig äusserst brutalen und vom Willen, jede Spur der anderen Person auszulöschen, geprägten – Mord an Frauen oder Transpersonen, der insbesondere damit zusammenhängt, dass Männer das Gefühl haben, ihnen stehe legitim das Recht zu, über weibliche und trans Körper zu verfügen. Die Silbe “ni” in Feminizide wurde von der Anthropologin Marcela Lagarde geprägt und kennzeichnet die Notwendigkeit gesellschaftliche Machtstrukturen und staatliche Mitschuld an Feminiziden zu berücksichtigen.
Der Staat und die Gesellschaft in der Schweiz beruhen noch immer auf dem patriarchalen Modell einer heterosexuellen Kernfamilie, in welcher der Mann als Vater der Familie für diese verantwortlich ist und gleichzeitig über sie bestimmen darf. Genau dieses gesellschaftliche Verständnis der Rolle des Mannes ist die Grundlage und der Grund jedes Feminizids. Solange wir unseren Staat und unsere Gesellschaft nicht grundlegend ändern, damit sie nicht mehr auf diesem patriarchalen Modell beruhen, wird es auch in Zukunft zu Feminiziden kommen.
Beginnen wir also damit, zu sagen: Feminizid. Genau um diesen Zusammenhang zwischen dem Staat, der Gesellschaft und diesen Morden auszudrücken. Damit es keinen einzigen Feminizid mehr gibt!

Kategorien
Feminizid

21. Feminizide in der Schweiz im Jahr 2023

Am 11. November ereignete sich in Sitten ein Doppelmord. Eine Frau starb, nachdem sie von einem Mann auf der Strasse erschossen worden war.
Mehrere Zeitungen berichteten, dass der Mörder sie belästigt hatte und dass eine Anzeige erstattet worden war, die jedoch zu den Akten gelegt wurde. Auf der Pressekonferenz erklärt die Staatsanwaltschaft, dass es sich nicht um einen Feminizid handelt, da es keine intime Beziehung zwischen Opfer und Täter gab. Feminizide sind Morde, deren Motiv das Geschlecht ist und die dadurch ermöglicht werden, dass die Institutionen Straflosigkeit gegenüber patriarchaler Gewalt aufrechterhalten. Die Reduzierung von Feminiziden auf die Intimsphäre verschleiert das Ausmass des Problems und die Verantwortung des Staates.
Ebenso leugnet die Bezeichnung des Täters als Verrückter oder Psychopath die Verantwortung für ein ganzes System von Diskriminierung und Herrschaft, dessen brutalster Ausdruck die Feminizide sind.
Nach dem Feminizid von Guilia in Italien äusserte sich ihre Schwester wie folgt: “Macht keine Schweigeminute für Guilia, verbrennt alles, denn was wir brauchen, ist eine grundlegende Veränderung der Gesellschaft”.
Im Namen der in Sion getöteten Frau und aller anderen Frauen werden wir weiter kämpfen, um das Patriarchat zu zerstören und auf seiner Glut eine feministische und solidarische Gesellschaft aufzubauen.
Wir schicken all unsere Gedanken und viel Kraft an ihre Angehörigen und stehen zur Verfügung, wenn Sie uns kontaktieren möchten.

Kategorien
Aktion Feminizid

Gerechtigkeit für Jamilia!

Am Montag, 29. November, fand der Prozess zum Feminizid statt, der vor eineinhalb Jahren in der Kollektivunterkunft Büren an der Aare verübt wurde.


Wir haben der Verhandlung beigewohnt, bei welcher der Ehemann von Jamilia zu 20 Jahren Gefängnis wegen Mordes verurteilt wurde.
Wir sind schockiert, dass die Mitverantwortung der Unterkunftsleitung und des Schweizer Asylwesens im Gesamten kein einziges Mal erwähnt wurde. Es wurde auch nicht verlangt, das endlich Präventationsmassnahmen gegen patriarchale Gewalt in den Unterkünften für Geflüchtete getroffen werden.


Wir kritisieren auch, dass die Gewalt als ein individuelles und «importiertes» Problem dargestellt wurde. In der Schweiz werden jedes Jahr zahlreiche Personen ermordet, die vorher bei den Behörden Hilfe gesucht haben – wie Jamilia. Der Beweis, dass der Schweizer Staat und die Organisationen, die ihn vertreten, Teil des Problem sind und dass Feminizide nicht «importiert» sondern auch ein durch und durch schweizerisches Phänomen sind.


Der Prozess war zudem von krudem Sexismus geprägt. Das Gericht befand für notwendig, zu untersuchen, ob Jamilia einen Geliebten gehabt hat. Es wurde zwar festgestellt, dass es sich um Lügen des Mörders handelte, aber die Tatsache, dass diese Frage überhaupt gestellt wurde, dient schlicht der Umkehr der Schuld zwischen Täter und Opfer. Die Vorsitzende des Gerichts hat darauf in Betracht gezogen, dass es sich um eine Tötung aus Leidenschaft gehandelt habe: Die Frage sei, ob der Angeschuldigte ein aufbrausender Tyrann oder ein untröstlicher Ehemann sei. Sie kamen zum Schluss, dass es sich nicht um eine Tat im Affekt gehandelt habe, denn diese sei davon charakterisiert, dass das Opfer sie teilweise provoziert habe. Dass überhaupt noch von Affekt gesprochen wird, davon, dass aus Liebe gemordet werden könne und das ein mildernder Umstand sei, ist absolut skandalös! Es ist dringend, diese Umkehr von Täter und Opfer nicht mehr zuzulassen, bei der eine Provokation von Seiten der getöteten Person vermutet und gesucht wird! Diese Haltung hat schon genügend Schaden angerichtet. Es gibt nichts, das rechtfertigen würde, jemandem das Leben zu nehmen und sie ihren Liebsten zu entreissen!


Gerechtigkeit für Jamilia und für alle anderen Opfer von Feminiziden bedeutet, alles zu tun, um zu vermeiden, dass auch nur ein einziger weiterer Feminizid stattfindet!

Kategorien
Feminizid Internationales Statement

Ein gesunder Sohn des Patriarchats

«Er ist kein Monster, er ist ein gesunder Sohn des Patriarchats, der Rape Culture. Feminizide sind Staatsmorde, denn der Staat schützt uns nicht.»


Das sind die Worte der Schwester einer Frau, die am vergangenen Samstag in Italien ermordet worden ist. Sie hat sie den Medien gegenüber geäussert, welche sie über die italienischen Grenzen und auch in die Schweiz getragen haben. Was eine starke und schöne Art, den Namen deiner getöteten Schwester hoch zu halten! Wir sind von ganzem Herzen mit dir und deinen Nächsten.


Noch viel zu oft werden die Menschen, die patriarchale Gewalt ausüben, von den Medien und der Gesellschaft als sympathisch, normal, ruhig, höflich beschrieben… oder als «perfekten Sohn», gemäss dem Vater des Täters von letztem Samstag, in dessen Gehirn «etwas explodiert sein muss.»


Solange die patriarchale Gewalt als etwas Krankes, Anormales, Monströses und diese Taten als aussergewöhnliche und isolierte Vorkommnisse dargestellt werden, scheint es, dass wir nichts dagegen tun können und niemand die Verantwortung trägt. Doch das Gegenteil ist der Fall: Diese Gewalt wird von einem System (dem Patriarchat) und einer Kultur hervorgebracht. Durchbrechen wir dieses System, ändern wir diese Kultur, um diese Gewalt zu stoppen!

Solidarität mit den Angehörigen und Freundinnen von Giulia, Solidarität mit den Angehörigen und Freundinnen aller Opfer von Feminiziden!

Kategorien
Feminizid Statement

Let’s talk about Sex Work

Voller Trauer haben wir vom 19. Feminizid in Richterswil am 11. Novembers 2023 erfahren. Sie arbeitete als Sexarbeiterin und wurde an diesem Abend von einem Kunden in einer Wohnung ermordet.

Wie ProCore (Prostitution Collective Reflection) und FiZ in einem Bericht zu Gewalt in der Sexarbeit schreiben, sind nicht alle Sexarbeiterinnen von Gewalt betroffen – es ist aber ein Bereich, der überdurchschnittlich stark von patriarchaler Gewalt und Prekarität gekennzeichnet ist. Viele Sexarbeiterinnen erfahren alltägliche Abwertung, Gewalt und Ausbeutung – immer wieder werden Sexarbeiter*innen ermordet.

Diese Gewalt gründet in einem hierarchischen und patriarchalen Geschlechterverhältnis, in dem Männlichkeit bedeutet, Macht und Kontrolle über Frauen, feminisierte Menschen und Queers auszuüben. Feminizide, wie dieser in Richterswil, beruhen auf patriarchalen Vorstellungen, gemäss denen cis Männer Anspruch darauf haben, weibliche und feminisierte Körper zu besitzen. Dabei müssen sich Täter und ermordete Person nicht unbedingt kennen, wie die Feminizide an Sexarbeiter*innen zeigen.

Wir sind unglaublich traurig und wütend. Wir denken an die ermordete Frau, ihre Angehörigen und ihre Berufskolleginnen. Und wir kämpfen weiter für eine Welt in der alle Frauen und Queers in Sicherheit leben können. Wir wollen uns lebend – keine einzige* mehr!

Kategorien
Feminizid

20. Feminizid in der Schweiz

Am Sonntag, den 24. September 2023, ereignete sich in Biel erneut ein Femizid. Mutmasslich 2 Männer stürzten eine Frau vom Balkon eines Wohnhauses, woraufhin sie verstarb. Sie wurde 47 Jahre alt. Es ist bereits der 20. Femizid dieses Jahr in der Schweiz, von dem wir wissen. Es macht uns unfassbar traurig und wütend. Wir denken an dich, auch wenn wir deinen Namen wahrscheinlich niemals erfahren werden. Wir wissen, dass du wie wir alle Träume und Wünsche hattest und viel zu früh aus dem Leben gerissen wurdest. Wir werden weiterkämpfen, damit keine mehr von uns Gewalt und Misshandlung erfahren muss und nie wieder ein Mensch durch patriarchale Gewalt ermordet wird. Ni una menos!

Kategorien
Feminizid

19. Feminizid in der Schweiz im Jahr 2023

«Femizid nach Streit» titeln die Zeitungen. So unpersönlich. Wir wissen mehr über den Täter und die Umstände deines Todes, als über dich, die du in den frühen Morgenstunden des 11. Novembers 2023 in Richterswil gestorben bist. Wir hätten gerne mehr gewusst. Nicht aus Sensationslust oder Voyeurismus, sondern weil du für uns nicht bloss eine weitere Zahl in der Auflistung der Feminizide in der Schweiz bist. Du warst ein Mensch voller Leben, voller Wünsche und Projekte und du wirst bestimmt von deinem Umfeld vermisst. Viel zu früh wurdest du von der patriarchalen Gewalt aus dem Leben gerissen und wir sind von ganzem Herzen bei deinen Angehörigen. Wir werden deinen Tod nicht vergessen, sobald die Zeitungsmeldungen vorbei sind. Wir werden uns an dich erinnern!
19 Femizide seit Anfang des Jahres, von denen wir wissen. Alle 2.5 Wochen starb eine Frau in der Schweiz durch Feminizid. Leider haben wir keine Aufzeichnungen über Gewalt an Transpersonen, nicht-binären Menschen oder Sexarbeitenden. Die Zahl der Toten wäre vermutlich noch höher. Wie viele braucht es noch, bis die Gesellschaft aufwacht und sagt: Keine einzige mehr, ni una menos! Ein Feminizid ist nicht nur eine Zeitungsmeldung, sondern Ausdruck von systematischer Gewalt. Setzen wir uns gemeinsam und solidarisch dafür ein, dass sie ein Ende findet!

Kategorien
Feminizid

18. Feminizid

Am 20. Oktober 2023 wurde eine 30-jährige Frau aus Zürich in Indien von ihrem Dating-Partner ermordet. Indischen Medien zufolge tötete der Täter die Frau, da sie eine langfristige Beziehung mit ihm ablehnte. Es ist ein weiterer Feminizid in einer langen Liste im 2023, der die gewaltvollen patriarchalen Eigentumsansprüche von cis Männern über Frauen offenbart.

Wir gedenken der verstorbenen Frau und senden ihren Angehörigen viel Kraft in dieser schwierigen Zeit. Wir werden auch in deinem Namen weiterkämpfen, um patriarchale Gewalt und männliche Besitzansprüche zu beenden. Wir wollen uns lebend!