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Feminizid

16. Feminizid

Am 2. August hat ein Mann aus der Schweiz in Pristina seine 27-jährige Freundin María im Streit aus dem sechsten Stock gestossen. María und ihr Freund lebten in der Schweiz und waren für eine Hochzeitsfeier in den Kosovo gereist. Es ist ein weiterer Feminizid in einer langen Liste und macht uns unendlich traurig und wütend. Unsere Gedanken sind bei der Familie und dem Umfeld von María, die ihren Tod ebenfalls als Feminizid bezeichnen. Wir senden euch viel Kraft! Gerne dürft ihr euch jederzeit bei uns melden für Unterstützung.

Der Feminizid an María fand nicht in der Schweiz statt und wird dementsprechend vermutlich auch nicht in den ohnehin dürftigen Zahlen zu Feminiziden in der Schweiz auftauchen. Wir wissen: Patriarchale Gewalt kennt keine Grenzen und keine Nationalitäten. Und wir wissen, dass auch unser Kampf gegen patriarchale Gewalt über nationale Grenzen hinausgehen muss, denn militarisierte Grenzregime, Nationalismus und Abschottung führt zu noch mehr patriarchaler Gewalt.

Die mediale Berichterstattung über die Ermordung von María befeuert wieder einmal patriarchale Werte und betreibt Täter-Opfer-Umkehr. Ein Blick-Artikel zitiert beispielsweise Menschen, die den Täter als netten Mann kannten und sich daher nicht vorstellen könnten, dass er zu einem Feminizid in der Lage wäre. Damit betreibt der Blick Verharmlosung von patriarchaler Gewalt. Fakt ist: Eine von vier Frauen erlebt häusliche Gewalt. Jede zweite Woche wird eine Frau, nonbinäre oder queere Person ermordet. Dass Cis-Männer physische und psychische Gewalt gegenüber ihren Partnerinnen anwenden, hat keinen Zusammenhang damit, wie sie auf andere, z.B. die Familie, die Nachbarinnen, die Arbeitskolleg*innen wirken. Menschen, die patriarchale Gewalt ausüben, sind Meister der Manipulation und häufig gegen aussen charmante Personen. Es ist daher unglaublich wichtig, dass wir Überlebenden und Betroffenen von patriarchaler Gewalt glauben! Denn nur so können wir beginnen dieser Gewalt gemeinsam ein Ende zu setzen.

María – auch wenn wir dich nicht kannten, wir trauern um dich und werden dich nicht vergessen! Lasst uns gemeinsam gegen Feminizide aktiv werden – keine Einzige mehr!