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Internationales

Feminizide durch den türkischen Staat

Der Türkische Staat begeht weiter Kriegsverbrechen und bombadiert die Demokratische Selbstverwaltung der Region Nord- und Ostsyrien. Besonders zivile Infrastruktur wie Energieversorgungseinrichtungen sind in den letzten Monaten Ziel der türkischen Luftangriffe, was dazu führt, dass tausende Zivilist*innen ohne Strom, Heizung oder Wasser sind. Gestern wurde auch der Druckereibetrieb Sîmav im Westen von Qamişlo bombadiert, wobei 4 Menschen getötet wurden. Unter ihnen war Bêrîvan Zubêr, die in der Druckerei arbeitete. Immer wieder greift der türkische Staat besonders die Orte an, an denen Frauen sich organisieren und begeht Feminizide! Wir verurteilen diese Angriffe und denken an Bêrîvan und alle anderen Frauen, die aufgrund dieser Menschenrechtsverletzung ihr Leben verlieren. Wir stellen uns gegen diese staatllichen Morde und kämpfen international!

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Veranstaltung

30.12.23: Protestkundgebung in Zürich

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Statement

Femizid oder Feminizid?

Der Begriff Femizid wurde in den 1990er Jahren von Feministinnen in den USA geprägt, um die Tötung von Frauen aufgrund ihres Geschlechts zu bezeichnen. Feministinnen in Mexiko entwickelten den Begriff weiter und fügten die Silbe “ni” an Feminizid an, um auszudrücken, dass es sich nicht um die Ermordung von Frauen als individualisierte Fälle, sondern um ein Massenverbrechen handelt. Sie fügen damit der Definition eine zweite Ebene hinzu, die die Verantwortung der Staaten benennt, beispielsweise indem der Staat die Straflosigkeit von Feminiziden aufrechterhaltet. “Wenn der Staat durch seine patriarchale Dimension und durch sein Festhalten an der Erhaltung dieser Ordnung ein struktureller Teil des Problems ist, ist Feminizid ein Staatsverbrechen.” [Marcela Lagarde, 2008].


Christelle Taraud verwendet in ihrem 2022 erschienenen Buch “Feminizide, eine Weltgeschichte” den Begriff “feminizidales Kontinuum“, um das System der Auslöschung, Kontrolle und Beherrschung von Frauen zu bezeichnen, von dem Feminizide die Spitze der Gewalt darstellen. Sie erklärt, wie eine ganze Palette von “entschuldbaren” und banalisierten Gewalttaten, wie z.B. sexistischer Humor, der Vorrang des Männlichen in der Sprache oder Belästigung auf der Strasse, die tödliche Gewalt ermöglichen.


Dieses System der Unterdrückung unterdrückt seit Jahrtausenden Cis- und Transfrauen, aber auch alle anderen Menschen, die als Frauen gelten oder ausserhalb der hegemonialen Männlichkeit sozialisiert wurden. Um fortbestehen zu können, muss das System diejenigen, die sich ihm widersetzen, spalten. Genau darin liegt unsere Stärke und unser Widerstand: im Aufbau einer horizontalen, inklusiven und toleranten Geschwisterschaft und Solidarität.


Gemeinsam sind wir Feuer!

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Feminizid

22. Feminizid in der Schweiz im Jahr 2023

Ein weiteres Mal sind wir in Gedanken beim Umfeld des Opfers und wünschen ihnen viel Kraft und Mut.
Der einzige Presseartikel über die Tat spricht nicht von einem Feminizid. Ohne das hervorragende Rechercheprojekt stopfemizid.ch (das seine Arbeit komplett unbezahlt leistet), hätten wir nichts von diesem Mord erfahren. Es ist äusserst wichtig, dass die Polizei und die Medien beginnen, systematisch das Wort «Feminizid» zu verwenden. Ausserdem braucht es ein nationales und vom Staat finanziertes Register aller Feminizide.
Die Gerichtsverhandlung von Montag stellt trotz allem einen kleinen Fortschritt dar, findet Noëlle Gerber: «Die Anwältin der Zivilklägerinnen und Zivilkläger hat von einem Femizid gesprochen. Noch vor zwei Jahren wäre das undenkbar gewesen.» Das Wort Feminizid stammt ursprünglich aus Lateinamerika und steht für einen – häufig äusserst brutalen und vom Willen, jede Spur der anderen Person auszulöschen, geprägten – Mord an Frauen oder Transpersonen, der insbesondere damit zusammenhängt, dass Männer das Gefühl haben, ihnen stehe legitim das Recht zu, über weibliche und trans Körper zu verfügen. Die Silbe “ni” in Feminizide wurde von der Anthropologin Marcela Lagarde geprägt und kennzeichnet die Notwendigkeit gesellschaftliche Machtstrukturen und staatliche Mitschuld an Feminiziden zu berücksichtigen.
Der Staat und die Gesellschaft in der Schweiz beruhen noch immer auf dem patriarchalen Modell einer heterosexuellen Kernfamilie, in welcher der Mann als Vater der Familie für diese verantwortlich ist und gleichzeitig über sie bestimmen darf. Genau dieses gesellschaftliche Verständnis der Rolle des Mannes ist die Grundlage und der Grund jedes Feminizids. Solange wir unseren Staat und unsere Gesellschaft nicht grundlegend ändern, damit sie nicht mehr auf diesem patriarchalen Modell beruhen, wird es auch in Zukunft zu Feminiziden kommen.
Beginnen wir also damit, zu sagen: Feminizid. Genau um diesen Zusammenhang zwischen dem Staat, der Gesellschaft und diesen Morden auszudrücken. Damit es keinen einzigen Feminizid mehr gibt!

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Feminizid

21. Feminizide in der Schweiz im Jahr 2023

Am 11. November ereignete sich in Sitten ein Doppelmord. Eine Frau starb, nachdem sie von einem Mann auf der Strasse erschossen worden war.
Mehrere Zeitungen berichteten, dass der Mörder sie belästigt hatte und dass eine Anzeige erstattet worden war, die jedoch zu den Akten gelegt wurde. Auf der Pressekonferenz erklärt die Staatsanwaltschaft, dass es sich nicht um einen Feminizid handelt, da es keine intime Beziehung zwischen Opfer und Täter gab. Feminizide sind Morde, deren Motiv das Geschlecht ist und die dadurch ermöglicht werden, dass die Institutionen Straflosigkeit gegenüber patriarchaler Gewalt aufrechterhalten. Die Reduzierung von Feminiziden auf die Intimsphäre verschleiert das Ausmass des Problems und die Verantwortung des Staates.
Ebenso leugnet die Bezeichnung des Täters als Verrückter oder Psychopath die Verantwortung für ein ganzes System von Diskriminierung und Herrschaft, dessen brutalster Ausdruck die Feminizide sind.
Nach dem Feminizid von Guilia in Italien äusserte sich ihre Schwester wie folgt: “Macht keine Schweigeminute für Guilia, verbrennt alles, denn was wir brauchen, ist eine grundlegende Veränderung der Gesellschaft”.
Im Namen der in Sion getöteten Frau und aller anderen Frauen werden wir weiter kämpfen, um das Patriarchat zu zerstören und auf seiner Glut eine feministische und solidarische Gesellschaft aufzubauen.
Wir schicken all unsere Gedanken und viel Kraft an ihre Angehörigen und stehen zur Verfügung, wenn Sie uns kontaktieren möchten.

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Événement Veranstaltung

21.12.23: Ni-Una-Menos-Abend in Basel

Am 21.12 findet ab 19:00 Uhr in der Carambolage ein weitere gemeinsamer Ni Una Menos Abend statt!

Beim Event werden wir darüber sprechen, wie Menschen, die Gewalt erfahren, unterstützt werden können.

Es wird Punsch und Guetzli geben, die Bar wird geöffnet sein und wir werden wieder Siebdruck machen. Bringt also T-Shirts und Freund*innen mit.
Wir freuen uns auf euch! Ni Una Menos!💜

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Aktion Feminizid

Gerechtigkeit für Jamilia!

Am Montag, 29. November, fand der Prozess zum Feminizid statt, der vor eineinhalb Jahren in der Kollektivunterkunft Büren an der Aare verübt wurde.


Wir haben der Verhandlung beigewohnt, bei welcher der Ehemann von Jamilia zu 20 Jahren Gefängnis wegen Mordes verurteilt wurde.
Wir sind schockiert, dass die Mitverantwortung der Unterkunftsleitung und des Schweizer Asylwesens im Gesamten kein einziges Mal erwähnt wurde. Es wurde auch nicht verlangt, das endlich Präventationsmassnahmen gegen patriarchale Gewalt in den Unterkünften für Geflüchtete getroffen werden.


Wir kritisieren auch, dass die Gewalt als ein individuelles und «importiertes» Problem dargestellt wurde. In der Schweiz werden jedes Jahr zahlreiche Personen ermordet, die vorher bei den Behörden Hilfe gesucht haben – wie Jamilia. Der Beweis, dass der Schweizer Staat und die Organisationen, die ihn vertreten, Teil des Problem sind und dass Feminizide nicht «importiert» sondern auch ein durch und durch schweizerisches Phänomen sind.


Der Prozess war zudem von krudem Sexismus geprägt. Das Gericht befand für notwendig, zu untersuchen, ob Jamilia einen Geliebten gehabt hat. Es wurde zwar festgestellt, dass es sich um Lügen des Mörders handelte, aber die Tatsache, dass diese Frage überhaupt gestellt wurde, dient schlicht der Umkehr der Schuld zwischen Täter und Opfer. Die Vorsitzende des Gerichts hat darauf in Betracht gezogen, dass es sich um eine Tötung aus Leidenschaft gehandelt habe: Die Frage sei, ob der Angeschuldigte ein aufbrausender Tyrann oder ein untröstlicher Ehemann sei. Sie kamen zum Schluss, dass es sich nicht um eine Tat im Affekt gehandelt habe, denn diese sei davon charakterisiert, dass das Opfer sie teilweise provoziert habe. Dass überhaupt noch von Affekt gesprochen wird, davon, dass aus Liebe gemordet werden könne und das ein mildernder Umstand sei, ist absolut skandalös! Es ist dringend, diese Umkehr von Täter und Opfer nicht mehr zuzulassen, bei der eine Provokation von Seiten der getöteten Person vermutet und gesucht wird! Diese Haltung hat schon genügend Schaden angerichtet. Es gibt nichts, das rechtfertigen würde, jemandem das Leben zu nehmen und sie ihren Liebsten zu entreissen!


Gerechtigkeit für Jamilia und für alle anderen Opfer von Feminiziden bedeutet, alles zu tun, um zu vermeiden, dass auch nur ein einziger weiterer Feminizid stattfindet!

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Statement

Zur Entscheidung des Bundesrats, den Präventionskampagnen die Gelder zu streichen

Am 25. November gehen wir auf die Strasse gegen patriarchale Gewalt. Am 22. November hat der Bundesrat auf Antrag von Karin Keller-Sutter beschlossen, 2025 sämtliche Gelder für Kampanien zur Prävention von häuslicher, sexueller und geschlechterbezogener Gewalt zu streichen.
«Feminizide sind Staatsmord». Wie oft wurde uns vorgeworfen, dass wir übertreiben? Obwohl mehrere Feminizide in den letzten zwei Jahren mit Waffen verübt worden sind, die vom Schweizer Staat an Polizisten ausgegeben wurden und mindestens einem Fall trotz klarer Alarmsignale nicht eingezogen worden sind. Obwohl die Schweiz die Istanbul-Konvention zwar unterzeichnet hat, jedoch keineswegs umsetzt. Und jetzt die Streichung aller Gelder für Präventionskampagnen…
Dazu kommt, dass Maskulinisten Kantone unter Druck setzen, um Gelder für Frauenhäuser zu streichen. Der Kanton Bern hat das in seiner Opferhilfestrategie schon so umgesetzt.
Ja, jeder einzige Feminizid in der Schweiz ist auch ein Staatsmord. Organisieren wir uns, schauen wir zueinander, lernen wir uns selbst zu verteidigen! Und gehen wir am 25. November auf die Strasse gegen patriarchale Gewalt und gegen diesen Staat, der das Patriarchat verteidigt, anstatt uns zu schützen!

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Feminizid Internationales Statement

Ein gesunder Sohn des Patriarchats

«Er ist kein Monster, er ist ein gesunder Sohn des Patriarchats, der Rape Culture. Feminizide sind Staatsmorde, denn der Staat schützt uns nicht.»


Das sind die Worte der Schwester einer Frau, die am vergangenen Samstag in Italien ermordet worden ist. Sie hat sie den Medien gegenüber geäussert, welche sie über die italienischen Grenzen und auch in die Schweiz getragen haben. Was eine starke und schöne Art, den Namen deiner getöteten Schwester hoch zu halten! Wir sind von ganzem Herzen mit dir und deinen Nächsten.


Noch viel zu oft werden die Menschen, die patriarchale Gewalt ausüben, von den Medien und der Gesellschaft als sympathisch, normal, ruhig, höflich beschrieben… oder als «perfekten Sohn», gemäss dem Vater des Täters von letztem Samstag, in dessen Gehirn «etwas explodiert sein muss.»


Solange die patriarchale Gewalt als etwas Krankes, Anormales, Monströses und diese Taten als aussergewöhnliche und isolierte Vorkommnisse dargestellt werden, scheint es, dass wir nichts dagegen tun können und niemand die Verantwortung trägt. Doch das Gegenteil ist der Fall: Diese Gewalt wird von einem System (dem Patriarchat) und einer Kultur hervorgebracht. Durchbrechen wir dieses System, ändern wir diese Kultur, um diese Gewalt zu stoppen!

Solidarität mit den Angehörigen und Freundinnen von Giulia, Solidarität mit den Angehörigen und Freundinnen aller Opfer von Feminiziden!

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Internationales Selbstverteidigung

Freiheit für Estefano!