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Feminizid

5. Feminizid in der Schweiz im Jahr 2025

Eine Frau wurde in Pratteln (BL) ermordet. Dies ist der fünfte Feminizid in der Schweiz in diesem Jahr.

Die Frau war 33 Jahre alt und hatte ein Kind mit dem Mann, der sie ermordete.

Wenn in unserer patriarchalischen Gesellschaft in der Presse steht “Drama: 2 Tote durch Schuss waffen” oder “Beziehungstat” können wir ziemlich sicher sein das es sich um einen Feminizid und den Selbstmord des Täters handelt.

Wir sind nicht nur traurig, sondern auch wütend. Dies ist der fünfte Feminizi, von dem wir in diesem Jahr erfahren. Das ist ein Leben, das jede Woche durch patriarchale Gewalt ausgelöscht wird!

Für unsere Schwester, die in Pratteln ihr Leben verloren hat, werden wir weiter für all jene kämpfen, die noch am Leben sind!

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Feminizid

4. Feminizid in der Schweiz im Jahr 2025

Gestern, am 7. Februar, wurde eine Frau in Schönenwerd getötet (SO).

Das neue Jahr ist erst eineinhalb Monate alt und wir beweinen schon den vierten Feminizid (ohne diejenigen zu zählen, von denen wir gar nicht wissen). Ein weiteres Mal sind wir betroffen, wütend und voller Mitgefühl bei denjenigen, die sie gekannt haben. Ein weiteres Mal werden wir dafür sorgen, dass ihr Tod nicht einfach in den Schlagzeilen der nächsten Tage untergeht.

Es gibt einen Grund, weshalb in der Schweiz circa die Hälfte aller Morde Feminizide sind. Der Grund heisst Patriarchat. Darunter verstehen wir eine Gesellschaftsordnung, die darauf beruht, dass es zwei verschiedene Geschlechter gibt: Männer und Frauen, wobei die Männer den Frauen übergeordnet sind.

Wir betonen immer wieder, dass ein Feminizid, ein Mord, erst das letzte Glied einer langen Reihe von Gewalt ist. Leider sind nach wie vor sehr viele Beziehungen zwischen Frauen und Männern in der Schweiz davon geprägt, dass der Mann davon ausgeht, Anrecht auf die Frau und ihren Körper zu haben. Das drückt sich in alltäglichen Gewalthandlungen aus wie der Kontrolle, wohin wir mit wem gehen. Es führt aber auch dazu, dass ein Mann sich irgendwann im Recht fühlt, uns das Leben zu nehmen.

Aus einer solchen Beziehung auszubrechen ist sehr schwierig. Es braucht Mut und es braucht die Unterstützung des Umfelds. Hier kommen wir alle ins Spiel. Damit wir die tragische Serie der Feminizide unterbrechen können, müssen wir hinschauen, müssen wir darüber sprechen, dass wir tagtäglich von Gewalt umgeben sind.

Hören wir auf, Gewalt zu banalisieren. Jeder Scherz, jeder Kommentar, jede Handlung bedeutet etwas. Ein Feminizid geschieht nicht im Affekt, ist nicht ein einmaliger Ausraster, sondern ist das Resultat einer gewaltsamen Logik, einer Gesellschaft, die eine solche Gewalt überhaupt möglich macht. Es ist an uns, diese Logik zu durchbrechen.

Im Namen unserer verstorbenen Schwester, im Namen aller derjenigen, die Gewalt erleben und überleben: Werden wir aktiv und kämpfen wir gemeinsam gegen das Patriarchat. Falls ihr von Gewalt betroffen seid oder Gewalt mitbekommt, bleibt nicht stumm. Wir können einander helfen.  

Gemeinsam sind wir stark.  

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Feminizid

3. Feminizid in der Schweiz im Jahr 2025

Eine Frau kam am 15. Januar in Vouvry (VS) ums Leben.

Den Medien war zu entnehmen, dass eine 30-jährige Frau in Vouvry im Wallis an Kopfverletzungen gestorben ist. Bisher ist nichts weiter über sie bekannt. Wir würden gerne ihren Namen erfahren und wissen, was sie liebte, damit wir ihrer gedenken können. Wir denken an ihre Angehörigen und senden ihnen Kraft und Mut.

Wir haben uns zunächst entschieden, einen potenziellen Feminizid zu melden, weil uns die Informationen fehlten. Aber nach dem Lesen der Pressemitteilung der Polizei haben wir uns entschieden, den Tod unserer Schwester in Vouvry als Feminizid zu melden. Wir erklären euch, warum: Die Walliser Polizei gibt in ihrer Mitteilung an, dass die Frau verletzt in der Wohnung ihres Lebensgefährten aufgefunden wurde, dass eine Untersuchung eingeleitet wurde und erinnert an die Unschuldsvermutung bis zu einer endgültigen Verurteilung. Wenn man alle Nachrichten über den Tod von Frauen und queeren Personen in der Schweiz durchforstet, hat man gelernt, dass, wenn die Polizei nicht erwähnt, dass es sich mit Sicherheit um einen Unfall handelt, es sich um einen Mord handelt. Die Walliser Polizei hat sich bereits in der Vergangenheit durch obskure Mitteilungen hervorgetan, die patriarchale Gewalt unsichtbar machen. Im Dezember 2023 gab sie in einer Pressemitteilung an: „Schüsse, 2 Tote und ein Verletzter“. In Wirklichkeit handelte es sich um einen Doppelmord, darunter der Mord an einer Frau, die der Angreifer seit Jahren belästigt und bedroht hatte. Wie das Feministische Kollektiv Wallis jedoch feststellte: „Bei dieser Katastrophe für die Frauen liegt es in der Verantwortung unserer Gesellschaft, diese Handlungen anzuprangern, indem sie klar benannt werden.“.

Ohne die Arbeit vieler komplett ehrenamtlich arbeitender feministischer Kollektive wüssten wir nicht, dass alle zwei Wochen ein Feminizid stattfindet, und fänden es unvorstellbar. Seit Beginn des Jahres 2025 wurden drei Frauen durch patriarchalische Gewalt aus dem Leben gerissen. Wann wird unsere Regierung endlich aufwachen und dringende Massnahmen zur Verhinderung von Feminizide und patriarchalischer Gewalt ergreifen? Was sicher ist: Wir geben nicht auf und werden die Feminizide an unseren Schwestern nicht hinnehmen, ohne  zu reagieren.

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Feminizid

2. Feminizid in der Schweiz im Jahr 2025

Am 26. Januar wurde in Lodrino im Tessin eine Frau getötet.

Sie war 21 Jahre alt und stammte aus Rumänien. Sie lebte nicht in der Schweiz. Das ist alles, was wir bis jetzt über die Frau wissen, die Opfer eines Feminizids wurde. Sie wurde von einem Mann aus dem Leben gerissen, der sie als sein Eigentum betrachtete.

Das Einzige, was wir heute für sie tun können, ist, weiterhin gegen Feminizide und alle Formen patriarchalischer Gewalt zu kämpfen.

Wir werden nicht zulassen, dass ein weiterer Feminizid von der Polizei, die von einem “Blutvergiessen” spricht, oder den Medien, die über ein “morgendliches Drama” berichten, unsichtbar gemacht wird. Denn nur dank der Arbeit verschiedener feministischer Kollektive wissen wir heute, dass etwa die Hälfte aller Morde in der Schweiz Feminizide sind. So viele Leben, die hätten gerettet werden können, wenn wir nicht in einer Gesellschaft leben würden, die patriarchale Gewalt banalisiert.

Allen, die diese junge Frau geliebt haben, senden wir viel Kraft und Mut.

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Aktion Feminizid

Patriarchale Gewalt sichtbar machen

Vor einigen Tagen ereignete sich in Gümligen (BE) ein versuchter Feminizid. Ein weiteres Mal wurde deutlich, dass patriarchale Gewalt nicht nur ein abstraktes Konzept ist, sondern bittere Realität – hier, in unseren Quartieren, in unserem Alltag. Wir wollen diese Gewalt nicht hinnehmen, wir wollen nicht schweigen, sondern uns gemeinsam gegen diese patriarchale Gewalt organisieren.

In Gedanken sind wir bei der überlebenden Frau und drücken unsere Solidarität aus. Wir hoffen, dass du dich von diesem Angriff erholt und wünschen dir viel Kraft. Falls du das liest, du kannst dich jederzeit bei uns melden!
Mit dem Transparent wollen wir aber auch die Menschen im Quartier erreichen, die vielleicht gar nicht mitbekommen haben, was sich in ihrer Umgebung ereignete. Wir rufen allgemein Menschen dazu auf, nicht wegzusehen, denn patriarchale Gewalt ist keine Privatangelegenheit, sie geht uns alle etwas an.

Das Aufhängen dieses Transparentes ist kein blosser symbolischer Akt. Es ist ein Versuch, die Normalisierung von patriarchaler Gewalt aufzubrechen. Solche Taten geschehen nicht aus dem Nichts. Sie sind Ausdruck einer tief verwurzelten gesellschaftlichen Struktur, die Gewalt gegen Frauen, weiblich gelesene Menschen und queere Menschen duldet, verharmlost und oft unsichtbar macht.

Es ist jedoch nicht genug, wenn wir bloss schockiert sind über diese Gewalt. Wir müssen handeln. Patriarchale Gewalt wird nicht enden, wenn wir die Verantwortung nur auf die Betroffenen abwälzen oder den Tätern individuelle Schuld zuschreiben, ohne die Strukturen dahinter zu hinterfragen. Als Gesellschaft müssen wir aktiv werden: zuhören, unterstützen und solidarisch handeln.


Lasst uns kollektiv für eine Welt kämpfen, in der solche Taten keinen Platz mehr haben.

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Feminizid

Schwarze Woche: 1 Feminizid, 2 Versuche, 1 möglicher Feminizid

Schweiz, wir haben ein Problem!

Ein weiterer möglicher Feminizid in Vouvry (VS) und je ein versuchter Feminizid in Gümligen (BE) und Lausanne (VD).

Es war eine schwarze Woche. Am letzten Freitag (17. Januar)  wurde ein Frau in Gümligen (BE) schwer verletzt und gestern Morgen (21. Januar) eine weitere Frau in Lausanne. Beide ringen momentan um ihr Leben. Unsere Gedanken sind bei ihnen, schicken ihnen ganz viel Kraft und wir hoffen von ganzem Herzen, dass sie es schaffen. Wir denken auch an diejenigen, die sie kannten und lieben.

Letzte Woche meldete die Walliser Kantonspolizei auch den Tod einer Frau, die nach einer Kopfverletzung gestorben ist. Wie so oft, wissen wir nichts mehr, als was die Polizei kommuniziert hat. Sie verletzte sich in der Wohnung ihres Partners, der auch die Sanität gerufen hat. Wir wissen nicht, ob es sich um einen Feminizid handelt. Wir sind dennoch in Gedanken bei ihr und ihren Liebsten.

Was in Vouvry geschah zeigt auf, wie schwierig es ist, über Feminizide zu berichten. Oft müssen wir uns auf die spärlichen Informationen von der Polizei und aus den Medien verlassen. Wer unsere Texte regelmässig liest, weiss, wie kritisch wir der Polizei gegenüber eingestellt sind. Auch wollen wir nicht zu Richterinnen werden, sondern bekämpfen die zutiefst patriarchale Idee von Gerichten und Bestrafung. Es ist gleichzeitig aber äusserst wichtig, dass wir über die Umstände eines Todes informiert sind. Nur so können wir alle dafür sorgen, dass Gewalt an Frauen und trans Personen nicht weiterhin unsichtbar bleiben. Zögert nicht, an uns oder an lokale feministische Gruppen zu schreiben, falls ihr die betroffenen Personen gekannt habt!!

Das wenige, was wir über den versuchten Feminizid in Lausanne wissen, ist, dass zwei weitere Personen verletzt wurden, als sie der angegriffenen Frau halfen. Das soll uns nicht Angst machen, sondern zeigt, wie wichtig es ist, dass wir hinschauen und eingreifen. Der Ort, wo der Angriff stattfand, liegt in der Nähe eines Frauenhauses. Das zeigt ein weiteres Problem auf: In der Schweiz gibt es viel zu wenig Frauenhäuser. Wer sich von einer gewalttätigen Person trennen oder entfernen will, hat oft nicht einmal Platz in einem Frauenhaus. Wenn es einen Platz gibt, dann ist sofort klar, in welchem Frauenhaus – weil es ja nur eines pro Stadt oder Region gibt. Es braucht mehr Plätze, es braucht finanzielle Unterstützung, es braucht geheime Wohnungen – und zwar jetzt, sofort!!

Wir lassen uns trotz dieser Nachrichten nicht entmutigen. In Biel waren wir zahlreich, um auf den Feminizid von letztem Donnerstag zu reagieren. Wir werden immer mehr, wir werden immer stärker und eines Tages werden wir das Patriarchat entwurzeln und keine Feminizide mehr beweinen müssen!

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Aktion Feminizid Statement

Kundgebung nach dem 1. Feminizid 2025 in Biel

Redebeiträge während der Kundgebung
„Als ich gestern die Nachricht unserer ermordeten Schwester gelesen habe, war ich voller Trauer. Ich fühlte mich gelähmt, überfordert, verloren… Mein Kopf war voller Gedanken, bei jedem Feminizid frage ich mich „Wie kann so etwas passieren – immer und immer wieder? Wie wenig sind unsere Leben wert?“
In der Traurigkeit, fand ich auch meine Wut und die Antwort die wir wohl alle kennen. Wir leben in einem System, welches unsere Leben abwertet. Wir lernen von früh auf, dass unsere Worte kein Gewicht haben, dass unsere Körper anderen mehr gehören als uns selbst, dass „Liebe weh tut“ und Gewalt aus Liebe ausgeübt wird, dass eine Tote keinen Aufschrei wert ist.


In der Zeitung steht „Ehe-Streit der ausser Kontrolle gerät“, Männer – Täter – werden freigesprochen, da sie aus Verzweiflung oder Affekt Handeln würden, nicht wüssten, was sie tun. Das System, die Mächtigen stehen nicht auf unserer Seite, denn auch sie bedienen sich an unseren Körpern und denen unserer Schwestern.
Etwas lässt mich nicht los, wenn ich an die Tote denke. Ich kann nicht aufhören zu denken, dass ihre Ermordung vielleicht verhinderbar gewesen wäre. Die Polizei in Biel ist momentan bekannt dafür, wie verantwortungslos und gewaltvoll sie mit Opfern umgeht. So warten Menschen, die wegen häuslicher Gewalt anrufen länger auf die Polizisten, als jemand der wegen Lärmbelästigung anruft. Frauen, die Übergriffe melden und einen Bericht schreiben lassen, wird ihr Recht verwehrt das Protokoll zu lesen und es abzusegnen – es wird von Polizisten als „überflüssig“ abgetan. So wissen wir nicht, was sie aufschreiben & was in die Akten kommt, haben noch weniger Chancen Gerechtigkeit zu erfahren in diesem System. Denn sowieso hilft uns die Polizei fast nie, weil ihr System gegen uns ist. Doch die Chance Mehrfachtäter zu bestrafen, diese verwehren uns die Bieler Polizisten, an ihren Händen klebt unser Blut.
Das Patriarchat mordet, doch wir wollen uns lebend – nicht eine weniger.
Lasst uns gemeinsam traurig sein, von der Trauer zur Wut, von der Wut zum Widerstand. Gemeinsam sind wir stark.
Denjenigen, die an der Bedeutung der Versammlung zweifeln, da es bislang keine Beweise für einen Feminizide gibt, möchten wir entgegenhalten, dass aufgrund der Art und Weise, wir die Polizei kommuniziert, deutet alles darauf hin, dass es sich um einen gewaltsamen Tod handelt. Die Statistiken zeigen, dass die meisten Morde an Frauen in der Schweiz Feminizide sind, auch wenn das erst später durch eine Untersuchung bewiesen wird. Dieses Timing führt dazu, da Feminizide gewissermassen unsichtbar gemacht werden, und nimmt uns die Möglichkeit, diese untragbaren Taten öffentlich anzuprangern. Es ist unsere Pflicht, das Vergessen und die Banalisierung aller Formen von Gewalt gegen Frauen une queere Menschen.
Wird eine Person verletzt, werden wir alle verletzt!

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Feminizid

Feminizid des Jahres 2025 in Biel

Das Jahr hat gerade erst begonnen und wir erfahren, dass eine unserer Schwestern tot in ihrer Wohnung an der Güterstrasse in Biel aufgefunden wurde. Wir kennen weder ihren Namen, noch ihr Alter, noch die genauen Umstände ihres Todes. Ihre Nachbarin erzählte den Medien, dass die Polizei schon mehrmals bei ihr gewesen sei.
Wir können nicht anders, als zu schreien, dass dieser Tod hätte vermieden werden können. Feminiziden gehen immer andere Formen von Gewalt voraus, die oftmals ignoriert oder bagatellisiert werden. Der Kampf für ein Ende der Feminizide ist ein Kampf gegen ein ganzes System, das Frauen und queere Menschen abwertet und objektiviert. Wir werden diesen Kampf so lange wie nötig weiterführen.


In unserer Vorstellung existiert eine feministische Gesellschaft, in der wir leben möchten, bereits. Wir fangen bereits an, sie zu bauen, sie zu erfinden. Und es ist diese Perspektive, die uns trägt und die uns die Kraft und Entschlossenheit zum Kampf gibt.

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Feminizid

18. und 19. Feminizid in der Schweiz im Jahr 2024

Am 27. November 2024 starb eine 94-jährige Frau in Basel, weil ihr Sohn sich geweigert hatte, Hilfe für die schwer erkrankte Frau zu holen.


Am 3. Dezember 2024 wurde eine 61-jährige Frau in Renens (VD) von ihrem Ehemann ermordet.

Eine Generation und eine Sprachgrenze trennt die beiden Frauen, doch beide wurden aus dem Leben gerissen, weil Männer aus ihrem Umfeld entschieden hatten, dass sie nicht mehr leben dürfen. Im einen Fall hat der Sohn es nicht zugelassen, dass seine Geschwister einen Arzt oder eine Ambulanz schicken. Er liess seine Mutter tagelang leiden und als die Sanitäter*innen schliesslich kamen, liess er sie nicht in die Wohnung. Im anderen Fall rief der Ehemann den Notfall, weil seine Frau leblos sei. Später gab er zu, etwas mit dem Mord zu tun zu haben.


Zwei weitere Frauen, die nicht mehr lachen, nicht mehr weinen, nicht mehr träumen und sich nicht mehr fragen können, was der nächste Tag mit sich bringen wird. Zwei weitere Freund*innenkreise und Familien, die trauern. Wir sind in Gedanken bei ihnen und wünschen ihnen viel Kraft.
Das Jahr neigt sich dem Ende zu und schon wieder haben unzählige Frauen, trans und nicht-binäre Personen durch patriarchale Gewalt in der Schweiz das Leben verloren. 2023 waren über die Hälfte der Morde in der Schweiz Feminizide. Dieses Jahr wird es auch nicht anders sein. Schockierend ist nicht nur die schiere Anzahl kaltblütiger Morde (denn es handelt sich in den wenigsten Fällen um Affekttaten), schockierend ist nicht nur die häufig brutale Vorgehensweise (der Sohn der in Basel gestorbenen Frau sah ihr beim Sterben zu) – schockierend ist auch, dass es keinen grösseren Aufschrei gibt!
Wir sind traurig über jeden einzelnen Feminizid, der 2024 nicht verhindert werden konnte. Das entmutigt uns aber nicht! Wir haben dieses Jahr nicht nur um unsere verstorbenen Geschwister getrauert, wir haben uns auch mehr vernetzt, wir haben mehr Leute erreicht, wir sind stärker geworden. Jede Träne, die wir um eine Person weinen müssen, die durch Feminizid gestorben wird, verwandelt sich in Wut und Kraft. Wir kämpfen weiter, damit dieser Massenmord endet. Gemeinsam werden wir das Patriarchat entwurzeln und umstürzen, damit wir eines Tages sagen können: Kein einziges Geschwister weniger, ni un@ menos!

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Feminizid

17. Feminizid in der Schweiz 2024

Eine 65-jährige Frau wurde am 26. November in Morbio Inferiore TI getötet.
Es ist der 17. Feminizid in der Schweiz im 2024.

Nur einen Tag nach dem internationalen Kampftag gegen patriarchale Gewalt wurde in Morbio Inferiore eine Frau auf tragische Weise durch patriarchale Gewalt aus dem Leben gerissen. Unsere Gedanken sind bei ihr und bei all den Menschen, die sie geliebt haben, die diesen Verlust nun verarbeiten müssen.
Die Medien berichten, dass die Nachbarschaft in Morbio Inferiore schockiert ist, da die Tat in einer „ruhigen und normalen“ Gegend geschah. Doch genau darin liegt das Problem: patriarchale Gewalt findet überall statt, unabhängig von sozialen, wirtschaftlichen oder geografischen Kontexten. Sie ist tief in unsere Gesellschaft eingeschrieben und wird durch ihre Allgegenwärtigkeit oft unsichtbar gemacht oder gar als „Einzelfall“ abgetan.
Diese Tat erinnert uns schmerzhaft daran, dass das Patriarchat niemals ruht. Hinter jeder Statistik und jeder Nachricht über einen Feminizid steht ein Mensch, dessen Leben durch Gewalt zerstört wurde – ein Leben, das wir niemals vergessen dürfen.
Doch während wir um die Getötete trauern, dürfen wir die Hoffnung nicht aufgeben.
Wir müssen erkennen, dass keine Gegend, kein Zuhause und kein Umfeld von patriarchaler Gewalt automatisch verschont bleibt. Solange wir diese Strukturen nicht aufbrechen, bleibt die Gewalt nicht die Ausnahme, sondern ein normalisiertes Element unserer Gesellschaft.


Gemeinsam können wir eine Gesellschaft schaffen, in der patriarchale Gewalt keinen Platz mehr hat. Jede*r von uns kann ein Teil des Widerstands sein.

Lasst uns weiterkämpfen, uns organisieren und solidarisch bleiben.


Für ein Leben frei von Gewalt!