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Feminizid

28. Feminizid in der Schweiz im Jahr 2025

Am 9. November wurde eine Frau in Truttikon (ZH) getötet
 
Wütend und traurig lesen wir in den Medien erneut von einem Feminizid. Die 65-jährige Frau mit philippinischen Wurzeln wurde von ihrem Ehemann getötet, welcher sich dann suizidiert hat. Mehr werden wir über die Frau wahrscheinlich nie erfahren. Jedoch hinterlässt sie Menschen, die sie geliebt haben und nun um sie trauern. Ihnen wünschen wir ganz viel Kraft!

Hinter jedem Feminizid steckt ein ausgelöschtes Leben, eine Person, die aus dem Leben gerissen wurde. Wir wollen an die Frau gedenken und uns erinnern, warum es notwendig ist, dass wir uns gegen patriarchale Gewalt organisieren.

Wir wissen, dass Feminizide kein individuelles „Beziehungsdrama“ sind, sondern Ausdruck eines Systems, das Frauen, queere und marginalisierte Menschen entwertet und kontrolliert. Jeder Feminizid ist politisch. Jeder Feminizid zeigt, dass patriarchale Gewalt weder „Einzelfall“ noch „unvorhersehbare Tragödie“ ist, sondern das Resultat eines alltäglichen Kontinuums von Abwertung, Kontrolle, Einschüchterung und Gewalt.
Unser Kampf richtet sich gegen ein Patriarchat, das solche Taten erst möglich macht – gegen Strukturen, die Täter schützen und Betroffene alleine lassen.

Wir wissen: Unser Schutz liegt auch in unseren eigenen Händen. In unseren Solidaritätsnetzwerken, in unseren Communities, in unseren kollektiven Fähigkeiten, uns gegenseitig zu unterstützen, zu stärken und sicherer zu machen. Wir setzen auf gegenseitige Hilfe, auf Bildungsarbeit, auf praktische Solidarität und auf konsequente Benennung dieser Gewalt – immer und überall.
Lasst uns wütend bleiben. Lasst uns organisiert bleiben.

In Gedenken an die Frau aus Tuttikon und alle unsere ermordeten Geschwister.
Wir werden euch nie vergessen – und wir werden nicht aufhören zu kämpfen.

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Feminizid

27. Feminizid in der Schweiz im Jahr 2025

Am 8. November 2025 wurde eine 51-jährige Frau in ihrer Wohnung im Stadtzentrum von Lausanne tot aufgefunden. Auch der Körper ihres Ehemanns wurde entdeckt. Sein Suizid wurde bestätigt.
Die Behörden äußern sich bisher weder zu den Umständen des Todes der Frau noch zu möglichen Gewaltvorgeschichten.
Wir kennen dieses Szenario nur zu gut: Eine Frau wird tot aufgefunden, ein Mann begeht anschließend Suizid, und die Behörden schweigen. In der überwältigenden Mehrheit der Fälle steht dies im Kontext von Femiziden. Wir werden dies so benennen, solange das Gegenteil nicht bewiesen ist.
Auch die Tageszeitung 24 heures fragt nach der Möglichkeit eines Femizids und verweist auf gewisse Schwierigkeiten: im Wohnumfeld gehörte Streitigkeiten, gesundheitliche Probleme, schwierige Lebenssituationen. Wir bleiben jedoch kritisch gegenüber dieser Herangehensweise, die, indem sie zu verstehen versucht, „was schiefgelaufen ist“, den Blick von der eigentlichen Gewalt ablenken kann.
In einer Gesellschaft, in der sich Femizide wiederholen, wissen wir: Krankheit, Stress oder finanzielle Schwierigkeiten sind keine Ursachen. Sie rechtfertigen weder Herrschaft noch Tod.
In der Schweiz findet alle zwei Wochen ein Femizid statt. Sollte dieser Tod auf die lange Liste hinzukommen, wäre es der 27. Femizid, den unser Kollektiv in diesem Jahr dokumentiert hat.
Wir schreiben mit Trauer, Wut und Erschöpfung.
Wir wiederholen: Femizide sind keine Einzeldramen, sondern die Folge eines patriarchalen Systems.
Das Patriarchat tötet. Es muss fallen. Gemeinsam kämpfen wir.

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Aktion

Rede einer Überlebenden patriarchaler Gewalt vor Gericht, die Opfer eines Einschüchterungsversuchs wurde

Nach einem weiteren Übergriff ihres Ex-Partners fand Océane den Mut, Hilfe zu suchen und Anzeige zu erstatten. Im Laufe des Verfahrens wurde sie auf Antrag der Polizei dazu veranlasst, weitere rechtswidrige Handlungen ihres Angreifers zu melden. Zwei Jahre später sitzt sie jedoch selbst auf der Anklagebank und wird wegen falscher Anschuldigung verfolgt, nur weil sie bei ihrer polizeilichen Vernehmung die Fragen der Ermittler beantwortet hat. Diese Umkehrung der Verantwortlichkeiten stellt die Justiz grundlegend in Frage und wirft ein beunruhigendes Phänomen ans Licht: Schikaneklagen, also Verfahren, die gegen Opfer angestrengt werden, um sie einzuschüchtern, zum Schweigen zu bringen oder dazu zu bewegen, ihre Anzeigen zurückzuziehen. Océane hatte den Mut, diesen Prozess als Plattform zu nutzen, um Maulkorb-Prozesse und ganz allgemein die Gewalt, die das Justizsystem Überlebenden antut, anzuprangern. In erster Instanz wurde Océane zu einer Zahlung von 600 Franken an ihren Angreifer verurteilt, diesmal wurde sie jedoch freigesprochen. Ein schöner Sieg für sie und alle, die sich für sie eingesetzt haben!
In diesem Video liest Océane die ergreifende Rede vor, die sie vor dem Gericht in Martigny gehalten hat.

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Aktion Feminizid

Kundgebung: Gerechtigkeit für Kelly

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Feminizid

Feminizid in der Schweiz im Jahr 2025

Am 27. August 2025 wurde in Rorschach (SG) eine Frau getötet.
Zuerst tönte es nach einem Unfall: Taucher:innen hätten in der Nähe des Hafens von Rorschach unter Wasser eine tote Frau gefunden. Weil sie Unterwäsche, Schwimmflossen und eine Schwimmbrille trug, sah es danach aus, als sei sie beim Schwimmen gestorben. Jetzt wurde ihr Ehemann verhaftet.
Sie wurde 42 Jahre alt und hatte nigerianische Wurzeln. Mehr wissen wir nicht über sie. Das ändert nichts daran, dass wir um sie trauern. Jede Person, die Opfer unserer patriarchalen Gesellschaft wird, löst von Neuem Trauer und Wut in uns aus. Jede Person, die durch einen Feminizid stirbt, ist eine zu viel.
Wir sind erst Anfang Oktober und zählen schon mehr Feminizide als jemals zuvor, seit Feminizide in der Schweiz aufgezeichnet werden. Es gibt sicherlich mehrere Gründe dafür. Darunter:
• Die Gewalt hat weltweit zugenommen. Der Faschismus ist auf dem Vormarsch. Viele Menschen in der Schweiz machen sich Sorgen um ihre Zukunft, auch wirtschaftlich. Patriarchale Verhaltensmuster führen dazu, dass viele Männer den Druck abbauen, indem sie Gewalt an sozial schlechter gestellten Menschen ausüben.
• Feministische Kollektive und Organisationen berichten systematisch über Feminizide und haben darauf hingewiesen, dass Unfälle sich häufig als Feminizide herausstellen. Die traurige Frage bleibt offen: Wie viele Feminizide wurden in der Vergangenheit als Unfälle bezeichnet?
Im Namen unserer verstorbenen Schwester aus Rorschach, im Namen all derer, die schon vor ihr aus dem Leben gerissen wurden und für alle, die ihnen nahestanden und um sie trauern: Es muss sich etwas ändern. Jetzt! Organisieren wir uns, werden wir aktiv. Gemeinsam können und werden wir das Patriarchat entwurzeln. Damit wir nie wieder um ein verstorbenes Geschwister trauern müssen.