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Aktion

Demonstration in Biel gegen patriarchale Gewalt

Der 25. November ist der internationale Tag gegen patriarchale Gewalt. In der Schweiz wurde im vergangenen Jahr, soweit bekannt, alle zwei Wochen eine Frau aufgrund ihres Geschlechts getötet. In diesem Jahr wurden bis Ende September bereits 26 Frauen getötet, mehr als im gesamten Jahr 2024! Die Zahl der Feminizide ist aber noch viel höher, denn viele bleiben unsichtbar! Und der Staat und die Medien behandeln die Ermordungen als Einzelfälle! Aber wir wissen, das patriarchale Gewalt durch ein System und deren Institutionen ermöglicht wird und Gewalt gegen TINFA* Personen normalisieren! Wir müssen uns auf widerständige Gruppen verlassen, um die Toten zu zählen und ihnen eine Sichtbarkeit zu verschaffen, die dem Wert ihres Lebens versucht gerecht zu werden.

Überall gewinnen faschistische Kräfte an Macht und gefährden unser Leben. Wie die*der antifaschistisch aktive Maja, welche*r unter extrem gewalttätigen Umständen illegal in Ungarn inhaftiert ist, weil mensch nichtbinär und antifaschistisch Aktiv ist. Oder wie in den USA, wo „die Antifa” zur terroristischen Bewegung erklärt wurde. Auch in der Schweiz ist dies zu beobachten: Obwohl die rechtsextreme Partei SVP seit langem die stärkste Partei ist, ist der Aufstieg von rechtsextremistischen und faschistischen Gruppierungen wie zum Beispiel der Junge Tat immer sichtbarer. Die Präsenz faschistischer Gruppen auf den Strassen und in den sozialen Netzwerken nimmt zu und normalisiert den Rechtsruck: Repression gegen uns Antifaschist*innen verschärft sich zunehmend, „traditionelle” Ideale dringen in die Köpfe vieler Menschen ein, queere  Menschen sind täglich Gewalt ausgesetzt, Polizist*innen töten Minderjährige und rassifizierte Menschen ohne Konsequenzen, Feminizide werden begangen, ohne dass darauf reagiert wird. Frauen, die ihr Leben verteidigen, werden stärker kriminalisiert als Männer, die ohne Konsequenzen vergewaltigen und töten. Die imperialen Mächte setzen ihre kolonialen und mörderischen Projekte fort, mit der Unterstützung vermeintlich demokratischer und neutraler Staaten. So auch der Staat Israel, der einen Genozid an der palestinensischen Bevölkerung begeht, während Europa finanziert & Waffen produziert. Ganz zu schweigen von all den anderen Ländern, in denen Kolonialmächte die Hauptverantwortung für die mörderischen Konflikte tragen.

Trotz dieser erdrückenden Realitäten wissen wir, dass Hoffnung in der Gemeindschaft liegt. Wir wissen, dass die zunehmende Repression proportional zur Angst der Herrschenden ist, die ihr bestehendes Machtsystem vor unseren Angriffen schützen.  Wir beobachten auch eine Zunahme starker Widerstandsbewegungen, die bereits Systeme der Ungerechtigkeit gestürzt haben. Die Herrschenden wollen uns erschöpfen, entmutigen, uns das Gefühl geben, isoliert und allein mit dieser Grausamkeit zu sein, um uns die Hoffnung auf andere Lebensweisen zu nehmen,. Aber wir kennen unseren Wert und wissen, dass unser Leben mehr bedeutet als ihre Gewalt.

Wir dürfen nicht aufhören, von unseren Utopien zu träumen, denn im Kampf gegen alles vergisst mensch schnell, dass wir auch für konkrete Dinge kämpfen. Wir kämpfen für eine geschlechterlose Gesellschaft, in der wir in Gemeinschaft leben können, in der unsere Zärtlichkeit für alle da ist und in der es zum Alltag gehört, füreinander zu sorgen. In unserer Utopie können sich Menschen frei bewegen, denn es gibt keine Grenzen und Staaten mehr, die uns zufällig kategorisieren und einschränken. Unsere Existenzen würden nicht mehr nach willkürlichen Kriterien hierarchisiert werden. Wir kämpfen für jeden Menschen, für Zärtlichkeit, für Fürsorge, für Freiheit und für Gerechtigkeit.

Aus all diesen und vielen weiteren Gründen laden wir alle TINFA* Personen ein, sich uns am 25. November zu einem nächtlichen Fackelzug durch die Strassen von Biel anzuschliessen.

Die Demonstration wird ohne Genehmigung und TINFA*-only stattfinden. Denn wir weigern uns, die Regeln repressiver Institutionen zu befolgen, die das Patriarchat schützen. Auf die Strasse zu gehen und unsere Meinung zu sagen, ist unser Recht. Wir nehmen uns das Recht auf Widerstand, um unser Leben und das aller anderen unterdrückten Menschen zu verteidigen. TINFA*-only Veranstaltungen sind nicht das Endziel, aber ein antipatriarchales Mittel, um gesellschaftliche Machtverhältnisse zu kritisieren und emanzipatorische Räume der Erholung und Stärkung zu schaffen. Cis-Männer können und müssen sich gegen patriarchale Gewalt engagieren, sie haben täglich die Möglichkeit dazu.

Es gab viele Kämpfe vor uns und es wird viele Kämpfe nach uns geben. Wir sind Teil einer langen Geschichte des Kampfes, die nicht aufgehalten werden kann. Gemeinsam sind wir stark! Von Trauer zu Wut, von Wut zu Widerstand!

TINFA* = Akronym umfasst Trans*, Inter*, Nicht-binäre, Frauen, sowie agender Menschen, die sich ohne Geschlechtsidentität erleben.

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Feminizid

25. Feminizid in der Schweiz im Jahr 2025

Am 16. September wurde eine Frau in Wettswil (ZH) getötet.

Sie wurde 78 Jahre alt. Ihr 82-jähriger Lebenspartner entschied, sie aus dem Leben zu reissen, bevor er sich selbst umbrachte. Wir wissen nicht, wen sie hinterlässt und wer um sie trauert, aber wir drücken ihnen allen unser tiefes Mitgefühl aus.

Das ist kein erweiterter Selbstmord oder ein Beziehungsdelikt. Unsere Schwester lebt nicht mehr, weil ein Mann es nicht ertragen konnte, dass sie weiterlebt und er nicht. So tief verwurzelt ist das Besitzdenken in der Schweizer Kultur.

Wie viele Frauen und als Frauen gesehene Menschen müssen noch sterben, bevor wir etwas ändern? Besserer Schutz im Falle von Gewalt in der Beziehung ist von grösster Wichtigkeit und Dringlichkeit. Um Morde wie derjenige in Wettswil zu vermeiden, muss sich aber unsere Gesellschaft grundlegend ändern.

Die patriarchale Gesellschaft beruht auf der Vorstellung, dass ein Mann seine Familie besitzt und über sie herrschen kann. In der Schweiz werden wir von klein an in diesem Glauben erzogen und sehen ihn irgendwann sogar als normal an.

Damit die Feminizide endlich aufhören: Wir fordern ein radikales Umdenken. Schluss mit patriarchalen Rollenbildern! Her mit dem Leben, in dem alle gleich viel Wert sind, selbst über ihr Leben entscheiden können und kein Mensch mehr über andere herrscht!

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Feminizid Uncategorized

24. Feminizid in der Schweiz im Jahr 2025

Am 7. September wurde eine Frau in Feldbrunnen (SO) tödlich verletzt.

Sie wurde gegen 6.15 Uhr morgens in einem Mehrfamilienhaus gefunden und verstarb kurz darauf im Spital. Wir kennen weder ihren Namen noch ihr Alter. Wir wissen nicht, was sie im Leben gerne tat und wen sie hinterlässt. Wir haben auch keine offizielle Bestätigung, dass es sich um einen Mord handelt – nur die Information, dass die Polizei zum Tathergang ermittelt und um Hinweise bittet. Aus Erfahrung wissen wir, dass das bedeutet, dass es sich um einen Feminizid handelt.

Diese Erfahrung haben wir uns erarbeitet. Wir schauen hin, wir lesen die Nachrichten, wir konsultieren Polizeimeldungen und kennen inzwischen den Jargon. Liebend gerne würden wir all das nicht tun müssen. Doch wir sind dazu gezwungen: 2025 ist das tödlichste Jahr, seit wir in der Schweiz Feminizide aufzeichnen. Alle eineinhalb Wochen wurde ein Feminizid verübt.

Das wissen wir dank der unermüdlichen Arbeit von feministischen Kollektiven wie dem unsrigen. Plötzlich wurde auch die Politik aufgeschreckt und will jetzt Massnahmen treffen, um dieser Gewalt ein Ende zu setzen. Es wird viel von elektronischer Überwachung gesprochen, von Warnsystemen für Überlebende von patriarchaler Gewalt. Wir warten immer noch darauf, dass Unterstützungsangebote und Unterschlupfmöglichkeiten mehr Geld erhalten.

Es mag nicht immer auf der Hand liegen, weshalb wir immer wieder betonen, dass öffentliche Institutionen wie Politik und Polizei uns nicht schützen können. Die vorgeschlagene Strategie zeigt aber einmal mehr, dass diese im Patriarchat stehen geblieben sind: Es wird mehr Überwachung und Kontrolle gefordert und die Verantwortung an die von Gewalt betroffenen abgeschoben.

Es kann zwar argumentiert werden, elektronische Fussfesseln und Warnsysteme ermächtigten die Frauen dazu, proaktiv zu sein und Schutz zu suchen. Doch wo sollen sie diesen finden, wenn es keinen Platz in Frauenhäusern gibt? Sollen sie bei jedem Alarm ihr Leben, ihre Liebsten, ihre Hobbies und ihre Arbeit aufgeben? Was für ein Leben wäre das noch und um welchen Preis?

Die einzige wirkliche Lösung bleibt weiterhin, aus patriarchalischen Denk- und Rollenmustern auszubrechen. Kontrolle und Überwachung sind Kern des Problems, nicht Teil der Lösung. Solidarität, gegenseitige Hilfe und konsequente Unterstützung (auch finanziell) der Gewaltbetroffenen wären hingegen ein Schritt in die richtige Richtung.

Die einzige Option, um unser Leben zu schützen: Das Patriarchat muss fallen. Gemeinsam schaffen wir das!