Der Begriff Femizid wurde in den 1990er Jahren von Feministinnen in den USA geprägt, um die Tötung von Frauen aufgrund ihres Geschlechts zu bezeichnen. Feministinnen in Mexiko entwickelten den Begriff weiter und fügten die Silbe “ni” an Feminizid an, um auszudrücken, dass es sich nicht um die Ermordung von Frauen als individualisierte Fälle, sondern um ein Massenverbrechen handelt. Sie fügen damit der Definition eine zweite Ebene hinzu, die die Verantwortung der Staaten benennt, beispielsweise indem der Staat die Straflosigkeit von Feminiziden aufrechterhaltet. “Wenn der Staat durch seine patriarchale Dimension und durch sein Festhalten an der Erhaltung dieser Ordnung ein struktureller Teil des Problems ist, ist Feminizid ein Staatsverbrechen.” [Marcela Lagarde, 2008].
Christelle Taraud verwendet in ihrem 2022 erschienenen Buch “Feminizide, eine Weltgeschichte” den Begriff “feminizidales Kontinuum“, um das System der Auslöschung, Kontrolle und Beherrschung von Frauen zu bezeichnen, von dem Feminizide die Spitze der Gewalt darstellen. Sie erklärt, wie eine ganze Palette von “entschuldbaren” und banalisierten Gewalttaten, wie z.B. sexistischer Humor, der Vorrang des Männlichen in der Sprache oder Belästigung auf der Strasse, die tödliche Gewalt ermöglichen.
Dieses System der Unterdrückung unterdrückt seit Jahrtausenden Cis- und Transfrauen, aber auch alle anderen Menschen, die als Frauen gelten oder ausserhalb der hegemonialen Männlichkeit sozialisiert wurden. Um fortbestehen zu können, muss das System diejenigen, die sich ihm widersetzen, spalten. Genau darin liegt unsere Stärke und unser Widerstand: im Aufbau einer horizontalen, inklusiven und toleranten Geschwisterschaft und Solidarität.
Gemeinsam sind wir Feuer!