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Aktion Feminizid Statement

Feminizid in Ostermundigen – ¡no las ignoremos! – 11. August 2021

Ostermundigen, 15. August 2021

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Am 11. August 2021 wurde eine 20 jährige Frau in Ostermundigen bei Bern getötet. Mutmasslicher Täter ist ein 22 jähriger Mann. Es ist der 21. Feminizid dieses Jahres in der Schweiz! Mit einem Solidaritäts-Transparent machten wir in Ostermundigen auf die strukturelle Gewalt aufmerksam, die unseren ermordeten Schwestern und Frauen, inter, nonbinären und trans Personen auf der ganzen Welt angetan wird. Nehmt ihr uns eine*, antworten wir alle!

Die Ermordung unserer Schwester in Ostermundigen reiht sich in eine traurige Liste ein: Es ist bereits der 21. Feminizid dieses Jahres in der Schweiz! (1) Die Ermordung von Frauen, feminisierten, inter, nonbinären und trans Personen (FINT) durch Männer werden in der Öffentlichkeit und den Medien als Einzelfälle, als Privatangelegenheit, als Familien- und Liebesdramen oder wie in diesem Fall als simples «Tötungsdelikt» (siehe Bund vom 13.8.21) (2) abgetan. Damit wird die Gewalt individualisiert, privatisiert und unsichtbar gemacht. Aber: Feminizide sind keine Einzelfälle, sie sind keine Privatangelegenheit und keine zufälligen Tötungsdelikte, sondern Ausdruck der strukturellen patriarchalen Gewalt, auf der unser kapitalistisches System aufbaut. Sie sind Ausdruck toxischer Männlichkeit sowie Besitz-, Kontroll- und Machtansprüchen von Männern über FINT-Personen. Feminizide haben System: In der Schweiz allein wird jede zweite Woche eine FINT-Person ermordet. Jede Woche überlebt eine FINT-Person einen versuchten Feminizid (3). Und diese Zahlen sind nur die Spitze des Eisberges der Gewalt: Auf der ganzen Welt werden FINT-Personen tagtäglich abgewertet, klein gemacht, erleben sexualisierte und psychische Gewalt, werden FINT-Körper ausgebeutet und angeeignet. Auf der ganzen Welt erleben FINT-Personen Gewalt aufgrund ihres Geschlechts, ihrer Sexualität, ihrer Herkunft und ihrer Klasse. Der Staat und seine Institutionen wie das Justizsystem oder die Polizei schützen uns dabei nicht, sie sind vielmehr selbst Teil der Gewalt.

Es ist klar: Feminizide sind keine Einzelfälle! Und doch werden wir jeden einzelnen Fall nicht vergessen. Wir erinnern uns an unsere ermordete Schwester in Ostermundigen und alle anderen gewaltvoll umgebrachten FINT-Personen. Wir vergessen eure Geschichten nicht! Wir erheben uns und unsere Stimmen gegen diese Gewalt und die Strukturen, die dahinter stehen, hier und weltweit! Wir wehren uns gegen die rassistische, klassistische und heteronormative Vereinnahmung der Gewalt gegen FINT-Personen! Wir kämpfen für eine antipatriarchale, antirassistische, antikapitalistische, gewalt- und herrschaftsfreie Welt! Nehmt ihr uns eine*, antworten wir alle! Ni una menos!

Quellen:
(1) https://www.stopfemizid.ch/deutsch
(2) https://www.derbund.ch/20-jaehrige-frau-getoetet-junger-mann-in-haft-219962805856?fbclid=IwAR3vnqKDvG5v9uXDkw61t4jb1UH2gF4_wxC8aVi298n1Q26M4tuMR-m8KtI
(3) https://www.stopfemizid.ch/deutsch

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Aktion Feminizid International Statement

Gerechtigkeit für Eli – Gerechtigkeit für alle!

Bern, 7. Juni 2021

Seit Anfang des Jahres wurden in der Schweiz mindestens 13 Frauen durch Männergewalt getötet. Dreizehn Frauen zu viel. Dreizehn dokumentierte Frauenmorde unter vielen, über die vielleicht unter der Rubrik «Verschiedenes» berichtet wurde. Für diese Frauen und für alle anderen Überlebenden fordern wir Gerechtigkeit.

Der Skandal der Frauenmorde und der Männer-Gewalt, die ihnen vorausgeht, muss von den verschiedenen Behörden in diesem Land endlich ernst genommen werden. Der Bundesrat konnte die Fragen von Nationalrätin Tamara Funiciello zur strafrechtlichen Behandlung von Fällen von Frauenmorden nicht beantworten, weil «es keine nationalen Statistiken über Fälle von häuslicher Gewalt oder über die strafrechtliche Behandlung von Frauenmorden gibt“! Und der Bundesrat stellt in seiner Antwort klar, dass er nicht vorhat, seine Praxis zu ändern!

Evangelista Manon Moreno (Eli) wurde am 19. März 2020 in Bussigny von ihrem Partner, einem Polizisten, ermordet. Dies war kein Ehedrama, sondern ein Mord, der durch eine machoide und rassistische Gesellschaft ermöglicht wurde. Wir wollen Gerechtigkeit für sie, wir wollen, dass der Staat die Verantwortung für ihre Ermordung übernimmt, wir wollen, dass er auf allen Ebenen der Gesellschaft die notwendigen Maßnahmen ergreift, um die machoide Gewalt überall zu bekämpfen.

Heute waren wir auf dem Bundesplatz präsent, um für Gerechtigkeit für Eli zu fordern und zu zeigen, dass wir nicht mehr schweigen werden Wenn der Staat uns nicht schützt, müssen und werden wir uns selbst verteidigen.

Ni una menos, nicht eine weniger !