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Sich zu wehren ist unser Recht

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Statement

Solidarität mit allen Frauen*, die sich verteidigen

Eine junge Frau hat 2020 in Zürich Wollishofen ihrer Mutter das Leben gerettet.


Aus der Presse war zu erfahren, dass die junge Frau in ein Zimmer ging und sah, wie ihr Vater mit einer Pistole auf ihre Mutter schoss und versuchte, sie zu erwürgen. Die junge Frau, die zu diesem Zeitpunkt 18 Jahre alt war, ging auf ihn zu, schubste ihn und nahm ihm die Pistole ab. Als der Vater drohte, sie beide zu töten, schoss sie in Notwehr auf ihn und rettete so ihrer Mutter das Leben.

Nun wird sie wegen Mordes angeklagt und muss vor Gericht erscheinen.


Wir möchten ihr sagen, dass wir sie von ganzem Herzen unterstützen. Es ist so ungerecht, dass sie sich auf der Anklagebank wiederfindet, obwohl sie ein Leben gerettet hat.

Wir haben genug von dieser Patriarchenjustiz, die Menschen kriminalisiert, die sich gegen patriarchale Gewalt wehren, aber nichts tut, um diese Gewalt zu verhindern. In Frankreich wurde Alexandra Richard zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt, weil sie in Notwehr ihren Ehemann getötet hatte, der sie gefoltert und bedroht hatte. Sie befindet sich derzeit im Gefängnis. Zum Vergleich: Bertrand Cantat wurde zu 8 Jahren verurteilt, weil er seine Lebensgefährtin, die Schauspielerin Marie Trintignant, zu Tode geprügelt hatte. Zuvor hatte er bereits körperliche Gewalt gegen mehrere seiner ehemaligen Lebensgefährtinnen ausgeübt.


In einem Land wie der Schweiz, in dem alle zwei Wochen ein Feminizid begangen wird, muss man dafür kämpfen, dass das Recht auf Selbstverteidigung gegen patriarchale Gewalt anerkannt wird.
Denn Selbstverteidigung ist in fast allen Situationen das einzige wirksame Mittel, um sich zu verteidigen. Doch leider gibt es viele Barrieren, die die Betroffenen oft davon abhalten, sie zu nutzen. Viele dieser Barrieren sind psychologisch bedingt und es ist möglich, sie zu überwinden. Ein Umdenken zu bewirken, indem man laut und deutlich sagt, dass Selbstverteidigung legitim ist, hilft, einige dieser Barrieren zu durchbrechen.


An die junge Frau, die ihre Mutter beschützt hat: Wenn du hier liest, wisse, dass wir hinter dir stehen und wünschen dir viel Mut für den Prozess.


Melde dich bei uns, wenn wir dich in irgendeiner Weise unterstützen können.

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Feminizid

16. Feminizid

Am 2. August hat ein Mann aus der Schweiz in Pristina seine 27-jährige Freundin María im Streit aus dem sechsten Stock gestossen. María und ihr Freund lebten in der Schweiz und waren für eine Hochzeitsfeier in den Kosovo gereist. Es ist ein weiterer Feminizid in einer langen Liste und macht uns unendlich traurig und wütend. Unsere Gedanken sind bei der Familie und dem Umfeld von María, die ihren Tod ebenfalls als Feminizid bezeichnen. Wir senden euch viel Kraft! Gerne dürft ihr euch jederzeit bei uns melden für Unterstützung.

Der Feminizid an María fand nicht in der Schweiz statt und wird dementsprechend vermutlich auch nicht in den ohnehin dürftigen Zahlen zu Feminiziden in der Schweiz auftauchen. Wir wissen: Patriarchale Gewalt kennt keine Grenzen und keine Nationalitäten. Und wir wissen, dass auch unser Kampf gegen patriarchale Gewalt über nationale Grenzen hinausgehen muss, denn militarisierte Grenzregime, Nationalismus und Abschottung führt zu noch mehr patriarchaler Gewalt.

Die mediale Berichterstattung über die Ermordung von María befeuert wieder einmal patriarchale Werte und betreibt Täter-Opfer-Umkehr. Ein Blick-Artikel zitiert beispielsweise Menschen, die den Täter als netten Mann kannten und sich daher nicht vorstellen könnten, dass er zu einem Feminizid in der Lage wäre. Damit betreibt der Blick Verharmlosung von patriarchaler Gewalt. Fakt ist: Eine von vier Frauen erlebt häusliche Gewalt. Jede zweite Woche wird eine Frau, nonbinäre oder queere Person ermordet. Dass Cis-Männer physische und psychische Gewalt gegenüber ihren Partnerinnen anwenden, hat keinen Zusammenhang damit, wie sie auf andere, z.B. die Familie, die Nachbarinnen, die Arbeitskolleg*innen wirken. Menschen, die patriarchale Gewalt ausüben, sind Meister der Manipulation und häufig gegen aussen charmante Personen. Es ist daher unglaublich wichtig, dass wir Überlebenden und Betroffenen von patriarchaler Gewalt glauben! Denn nur so können wir beginnen dieser Gewalt gemeinsam ein Ende zu setzen.

María – auch wenn wir dich nicht kannten, wir trauern um dich und werden dich nicht vergessen! Lasst uns gemeinsam gegen Feminizide aktiv werden – keine Einzige mehr!

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Feminizid

15. Feminizid in der Schweiz in diesem Jahr

Am 3. August wurde in Monthey im Wallis eine 46-jährige Frau vermutlich von ihrem Ehemann getötet. Ihre Tochter wurde ebenfalls verletzt.
Wir hoffen, dass sie sich schnell erholt. Wenn du das liest: Wir denken fest an dich, du bist nicht allein und du kannst dich bei uns melden, wenn du willst.
Wir möchten weinen, aber auch schreien. Unsere Wut auf die Polizei und die Zeitungen, die wieder einmal über ein Familiendrama berichten, herausschreien. Sie wollen Feminizide in die Privatsphäre verbannen und uns daran hindern, der Welt zu zeigen, dass es sich um Morde handelt, die durch ein ganzes System ermöglicht werden, in dem Sexismus normalisiert ist. Aber je mehr sie versuchen, uns zum Schweigen zu bringen, desto lauter werden wir schreien, dass wir gemeinsam das System, das unsere Geschwister tötet, in Schutt und Asche legen werden. Und auf dieser Asche werden wir eine feministische Gesellschaft erblühen lassen, die auf Solidarität beruht.
Wenn auch du jedes Mal weinen könntest, wenn dir bewusst wird, wie sehr patriarchale Gewalt in unserer Gesellschaft verbreitet ist, dann schreibe uns und schliesse dich uns an. Denn unsere gemeinsamen Tränen sind ein Meer, dessen Wellen mächtig sind.

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Feminizid

14. Feminizid in der Schweiz

Am 4. Juni 2023 wurde eine 18-jährige Frau in Penthaz (VD) von einem 17-jährigen Mann, der vermutlich ihr Freund war, getötet. Es ist der 14. Feminizid im 2023. Nur 9 Tage sind vergangen seit dem 13. Feminizid.

Wir sind in Gedanken bei deinen Angehörigen und wünschen ihnen viel Kraft. Auch wenn wir dich nicht kannten, so sind wir unendlich traurig! Wir sind aber auch wütend: Wütend auf eine Gesellschaft in der patriarchale Gewalt so alltäglich ist. Wütend auf ein System, dass weibliche, feminisierte und queere Körper abwertet, ausbeutet, Besitzansprüche an sie richtet und gewaltsam auslöscht.

Wir wollen nicht schweigen angesichts dieser unglaublichen Gewalt. Wir kämpfen für eine Gesellschaft, in der wir nicht mehr um unsere ermordeten Geschwister trauern müssen. Wir wollen uns lebend! Tragen wir unsere Trauer, unsere Wut und unseren Kampf für eine gewalt- und herrschaftsfreie Welt auf die Strassen – Keine einzige mehr!

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Internationales

Co-Präsidentin des Kantons Qamishlo in Rojava bei türkischem Drohnenangriff getötet

Yusra Darwish wurde 1972 im Nordosten Syriens geboren. Sie studierte französische Literatur, brach ihr Studium jedoch 2012 ab, um sich der Revolution anzuschließen. Sie arbeitete als Kurdischlehrerin, bevor sie zur Ko-Vorsitzenden des Rates des Kantons Qamishlo gewählt wurde. Sie widmete ihr Leben dem Aufbau einer demokratischen Gesellschaft, die auf der Befreiung der Frauen basiert. Zwei weitere Genossinnen, Leman Shweish und Fırat Tuma, verloren bei dem Angriff ebenfalls ihr Leben.

In den letzten Jahren hat das Erdogan-Regime eine regelrechte Feminizid-Politik betrieben, insbesondere mit gezielten Tötungen von Frauen, die in der autonomen Verwaltung Nord- und Ostsyriens (Rojava) wichtige Rollen innehatten. Die kurdische Frauenbewegung analysiert dies als politischen Willen der türkischen Regierung, die Frauen als politische, soziale und ethische Einheit zu töten. Auch in der Türkei ist die Zahl der Feminizide seit dem Rückzug der Türkei aus der Istanbul-Konvention dramatisch angestiegen. Erdogan führt auch eine regelrechte Hasskampagne durch, die sich gegen LGBTQI+-Personen richtet.

Die Frauenschutzeinheiten (YPJ) rufen zur Selbstorganisation gegenüber allen Einheiten auf, die sich an dieselbe patriarchale, kapitalistische und imperialistische Philosophie halten. «Wir müssen Widerstand leisten und kämpfen, denn die Nationalstaaten und unterdrückerischen Mächte, die diesen Krieg begonnen haben, werden nicht von selbst aufhören. Es ist notwendig, dass wir Frauen kämpfen, denn in ihrem Krieg gegen uns zielen sie darauf ab, die Werte einer demokratischen und ökologischen Gesellschaft zu zerstören.»

Der beste Weg, Yusra Darwish zu gedenken, ist, diesem Aufruf zu folgen und Widerstandsnetze überall auf der Welt zu weben.

Jin Jiyan Azadi
Ni una menos
Şehid namirin
Riseup4Rojava

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Feminizid

13. Feminizid in der Schweiz im Jahr 2023

Eine 78-jährige Frau wurde am 19. Juni in Neuchâtel von ihrem Ehemann getötet. Bisher ist nicht viel über sie bekannt, nur die Worte einer Nachbarin, die erzählt, dass sie «die ganze Zeit für andere da war». Wir denken an ihre Angehörigen, an all die Menschen, die sie lieben und denen sie geholfen hat. Wir schicken Ihnen viel Mut. Sie sollen wissen, dass Sie in dieser Situation nicht allein sind.
Wir finden keine Worte, um unsere Wut und unseren Schmerz auszudrücken. Das Paar hatte seit vielen Jahren zusammen gelebt. Ein unvorstellbarer Mord und doch ist die Realität, dass Feminizide alle Schichten unserer Gesellschaft, alle Altersgruppen ohne Ausnahme betreffen.
In ihrer Pressemitteilung verwendet die Neuenburger Polizei den Begriff Feminizid. Dazu muss man sagen, dass in den letzten zehn Jahren im Kanton Neuenburg alle Tötungsdelikte bis auf einen Feminizide waren. Diese Tatsache wird dank des Engagements zahlreicher feministischer Gruppen nach und nach aufgedeckt. Dennoch ergreift der Staat keine oder kaum Massnahmen. In Wirklichkeit ist es derselbe Staat, der diese Massenmorde ermöglicht. Ein patriarchaler Staat, in dem patriarchale Gewalt die Norm ist und in dem es seit Anfang dieses Jahres 12 Feminizide gab.


Wir können nicht mehr, wir wollen einfach nur leben!
Kämpfen wir gemeinsam gegen Feminizide und patriarchale Gewalt! Gemeinsam können wir die Welt verändern!

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Feminizid

10. und 11. Feminizide in der Schweiz im Jahr 2023

Zwei Frauen wurden diese Woche im Kanton Waadt von ihren Partnern ermordet.

Die erste lebte in Vevey und war 37 Jahre alt. Sie hatte vier Kinder. Sie wurde von ihrem Lebensgefährten erstochen, der bereits früher wegen häuslicher Gewalt verurteilt worden sein soll.

Die zweite Frau war 23 Jahre alt und wohnte in Lausanne. Sie erlag im Krankenhaus ihren Verletzungen, nachdem ihr Lebensgefährte sie mit einem Messer angegriffen hatte. Der Vater des Opfers hatte selbst einen Feminizid begangen.

Wir sind in Gedanken bei den Angehörigen der Opfer und wünschen ihnen viel Kraft.

Im Kanton Waadt gab es seit Anfang des Jahres sechs Feminizide. Die Waadtländer Polizei hatte für 2022 ihr Ziel von null Frauenmorden angekündigt und dazu 16 neue Polizist*innen in einer Spezialeinheit gegen Gewalt eingestellt. Es ist schwer vorstellbar, dass eine Verstärkung der Polizeikräfte uns schützen kann, wenn man bedenkt, dass eines der Opfer von Feminiziden im Kanton Waadt im Jahr 2021 von einem Polizisten getötet wurde. Im Jahr 2018 hatten sechs Beamte desselben Polizeikorps Mike Ben Peter, einen schwarzen Mann aus Nigeria, getötet, indem sie ihn zu Boden drückten. Am 12., 13. und 14. Juni findet ihr Prozess statt und am 3. Juni ist eine Demonstration für Mike in Lausanne geplant. Die Polizei ist eine Institution, die Sexismus und Rassismus verkörpert.

Der Feminizid ist ein kollektives Verbrechen, ein Massenverbrechen, ein Staatsverbrechen. Gegen Feminizide zu kämpfen bedeutet, gegen ein ganzes System, eine ganze Struktur sexistischer Gewalt zu kämpfen, die normalisiert ist und es ermöglicht, dass so gewalttätige Verbrechen wie Feminizide begangen werden können.

Angesichts solcher Gewalttaten können wir nicht die Augen verschliessen. Wir treffen uns am 14. Juni auf der Straße, um unseren Stimmen und Forderungen Gehör zu verschaffen, um zu zeigen, dass wir gemeinsam stark und mächtig sind.

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Aktion

Jamilia, wir vergessen dich nicht!

Ein Jahr nach dem Feminizid in Büren an der Aare

Vor einem Jahr, in der Nacht vom 23. auf den 24. April 2022 wurde Jamilia, eine aus Afghanistan geflüchtete Frau und Mutter von fünf Kinder, in der Asylunterkunft in Büren an der Aare, Kanton Bern, von ihrem Ehemann erstochen. Am letzten Sonntag, dem 23. April 2023, haben wir uns im Stadtpark von Biel getroffen, um uns an Jamilia zu erinnern.

Letztes Jahr wurde ein offener Brief an das SRK, die Kantonspolizei Bern und den Migrationsdiest Bern gesandt, in dem darauf hingewiesen wurde, dass Jamilia, die hier in der Schweiz Schutz suchte vor der Gewalt, die sie in Afghanistan erlebte, schon Monate vor ihrem Tod auf die Gewalttätigkeit ihres Mannes aufmerksam gemacht hatte. Das SRK hat weder auf den offenen Brief noch auf eine Protestkundgebung vor seinem Gebäude in Zollikofen im August 2022 reagiert. Der Feminizid an Jamilia war der extremste Fall von patriarchaler Gewalt in einer Asylunterkunft, aber bei Weitem kein Einzelfall. Sexualisierte und patriarchale Gewalt an Menschen, die hier in der Schweiz Schutz und Sicherheit suchen, sind omnipräsent und können und müssen verhindert werden. Wir wiederholen unsere Forderungen an das SRK und an alle anderen Organisationen, die für Asylunterkünfte zuständig sind:

– sofortige und aktive Information zum Thema patriarchale Gewalt in den Asylzentren (mindestens Plakate in verschiedenen Sprachen, Information zu externen Unterstützungsangeboten und Kontakte zu Fachstellen; Erarbeitung der Plakate in Absprache mit einer Fachstelle)
– systematische und regelmässige Informationsarbeit durch Fachstellen wie z.B Lantana, FIZ oder Brava,
– Erarbeitung eines Leitfadens und von Prozessen dem Umgang mit patriarchaler Gewalt und Feminiziden,
– eine externe Meldestelle für Beschwerden gegen die Asylleitung und die Angestellten
– Zugang der Zivilgesellschaft zu den Lagern, zum Beispiel durch die Gruppe «Stop Isolation»

Die Schweizer Asylpolitik an sich ist grundlegend menschenverachtend und rassistisch und setzt die Menschen, insbesondere Frauen, trans und queere Menschen, immer wieder gewaltvollen Situationen aus. Damit sie in ihren Unterkünften nicht auch noch patriarchale Gewalt erleben müssen, sollen die oben genannten Forderungen auch Bedingung werden in allen Mandaten zur Arbeit mit Geflüchteten (ORS, Rotes Kreuz etc.).

Jamilia, wir vergessen dich nicht. Du lebst in unserem Kampf weiter!

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Statement

Bertrand Cantat und die Feminizidkultur

Gerne hätten wir nie mehr Zeit darauf verschwenden müssen, über den Musiker Bertrand Cantat zu sprechen…! Doch jetzt wo Cantat, der seinen Feminizid an der Schauspielerin Marie Trintignant seit 20 Jahren mit seiner «Liebe» und seiner «Leidenschaft» für das Opfer rechtfertigt, sich doch tatsächlich anmasst, wieder auf die Bühne steigen zu wollen, haben wir auch erfahren, dass die Namen von Trintignant und Cantat regelmässig von französischsprachigen Rappern verwendet werden… in Lieder, die Gewalt gegen Frauen und feminisierte Menschen bis zu Feminiziden über alle Masse verherrlichen.

Wir sind schockiert, wir sind wütend.

Wenn wir dieses Phänomen zu kontextualisieren versuchen, dann kommen wir zum Schluss, dass es so etwas wie eine «Feminizidkultur» gibt, so wie es auch eine Vergewaltigungskultur gibt. Ein System von Ideen, Bildern, Aussagen und Verhalten, die allesamt dazu beitragen, dass körperliche Gewalt bis zur Tötung von Frauen und feminisierten Menschen normalisiert, banalisiert und gerechtfertigt werden.

Die Vorstellung von der Mitverantwortung der misshandelten Frau/feminisierten Person ist noch immer sehr tief verankert. Das Tabu rund um physische Gewalt besteht weiter und diese Geschehnisse werden in den Bereich des Privaten verbannt (wovon auch die Verwendung von Begriffen wie «Familiendrama» zeugt), in den Aussenstehende sich nicht einzumischen haben. Frauen und feminisierte Menschen, die sich gegen ihre Angreifer wehren, werden kriminalisiert und verurteilt, als hätten sie sich eher für den Tod entscheiden müssen, als sich zu verteidigen (was in Fällen von «nicht-häuslicher Gewalt» jedoch manchmal als legal angesehen wird).

Das Konzept der Vergewaltigungskultur und dasjenige der Feminizidkultur verweisen auch darauf, dass der gesellschaftliche Kontext dazu führt, dass solche Handlungen überhaupt vorstellbar und durchführbar werden. Ein Feminizid wird nicht von einem Verrückten verübt, der komplett von der Gesellschaft abgeschnitten gewesen wäre. In unserer Gesellschaft lernen die Männer noch immer, dass sie das Recht haben, den Körper einer Frau oder einer feminisierten Person zu besitzen (ihn anzuschauen, zu berühren, von seiner unbezahlten Arbeit zu profitieren, ihn zu kontrollieren, ihn sexuell zu benutzen, ihn zu töten).

Nun hört natürlich nicht alle Welt französischen Rap, der vorgibt, man müsse eine Frau oder feminisierte Person töten, um ein richtiger Mann zu sein. Aber solange unsere Gesellschaft eine so brutale Tat wie diejenige von Bertrand Cantat nicht als Feminizid bezeichnen, nicht kategorisch verurteilen und nicht laut und deutlich sagen kann, dass niemand aus Liebe oder Leidenschaft tötet, ja dann existiert tatsächlich eine Kultur, die für weitere Feminizide verantwortlich sein wird. Die oben erwähnten Rapper beschreiben einfach unverblümter und expliziter das Problem mit unserer Gesellschaft und wie die unterschiedlichen Genderrollen verstanden und konstruiert werden.

Zum Glück gibt es auch geniale Musikschaffende, die eine entschieden feministische Kultur erschaffen!